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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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sich auch noch heiligsprechen. Ich kannte Thomas Becket, und hätte ich nicht selbst auf seine Heiligsprechung hingewirkt, um meinem Vater zu helfen, so wäre es mir nie in den Sinn gekommen, ihm die Eigenschaften eines Heiligen zuzusprechen. Und was ist mit eurem früheren Erzbischof Anno, dem im letzten Jahr diese Würde vom Papst zuerkannt wurde? Ich erinnere mich noch gut daran, was du mir über ihn berichtet hast, wie überheblich und grausam er die Kölner Bürger behandelt hat. Ich vermute, seine Heiligsprechung
geschah, weil der Papst sich die Unterstützung seines Nachfolgers Philipp von Köln sichern will. Vielleicht strebt dieser die gleiche Würde an?
    Wie es auch sei, der wahre Grund für den Besuch eures Erzbischofs auf unserer Insel war vermutlich ein Auftrag des Kaisers. Nachdem mein Vater Philipp von Köln ehrenvoll empfangen hatte, machte er sich gleich stark für die Wiedereinsetzung meines Löwen.
    Der Kölner ließ sich eine ganze Weile bitten, dann erklärte er gnädig, er sei bereit, sich mit meinem Mann zu versöhnen! Hast du schon einmal eine solche Unverschämtheit erlebt? Ich befürchtete, mein Löwe würde ihm an die Gurgel gehen, aber statt dessen saß er ruhig da, und kein Muskel zuckte in seinem Gesicht. Als ich ihn später, allein in unserem Gemach, für diese Selbstbeherrschung bewunderte, sagte er: »Liebste, für das zukünftige Wohl meiner Familie kann ich auch die schlimmsten Demütigungen ertragen.«
    Gott segne meinen Mann!
    Erzbischof Philipp bot im Auftrage Barbarossas dann noch an, den englischen Thronfolger, meinen Bruder Richard, mit einer Tochter Barbarossas zu vermählen. Nun, die ältere Tochter des Kaisers zählt neun Jahre und die jüngere erst vier, bis zu ihrer Heirat wird noch viel Wasser die Themse entlangfließen, oder den Rhein hinab.
    Obwohl mein Vater über dieses Angebot erfreut war, ließ er es sich nicht anmerken. Er ließ durchblicken, er erwarte als Gegengabe (wahrhaftig, so drückte er sich aus) die Beendigung der Verbannung seines geliebten und hochgeschätzten Schwiegersohns. Philipp möge den Heiligen Vater bitten, über die Rückkehr Herzog Heinrichs zu vermitteln.
    Dies sagte Philipp bereitwillig zu und reiste wieder ab.

    Ich vermute, das war alles nur ein Schauspiel und die Entscheidung des Kaisers längst gefallen. Ob er inzwischen
erkannt hat, daß er mit der Entfernung des Herzogs von Sachsen und Bayern den Schutzschild zerschlagen hat, der seinem Reich über viele Jahre Ruhe im Norden und Osten verschafft hat? Ob er annahm, mein Löwe könne diese Aufgabe wieder übernehmen, obwohl seine Macht und seine Mittel drastisch beschnitten wurden? Wie dem auch sei: Erstaunlich bald erreichte uns die Einwilligung Barbarossas. Im nächsten Jahr dürfen wir zurückkehren.
    Obwohl mein Vater mit allen Mitteln für die Wiedereinsetzung meines Löwen gekämpft hat - jetzt, wo sie greifbar ist, klagt er sehr darüber, daß er sich von seiner ältesten Tochter und deren Kindern trennen muß. Er hat mir so zugesetzt, bis ich schließlich einwilligte, daß nicht nur meine älteste Tochter bei ihm bleibt; hier in England kann man übrigens ihren Namen Richenza nicht aussprechen, sie wird hier statt dessen Mathilde genannt. Auch meinen kleinen Sohn Wilhelm will er nicht mehr hergeben, er hat einen Narren an dem Kind gefressen und will ihn auf seine Kosten zu einem Fürsten erziehen lassen. Ich kann noch gar nicht daran denken, daß ich mich schon wieder von zwei Kindern trennen soll; aber wie kann ich es meinem Vater abschlagen, der so unendlich viel für uns getan hat?

    Ich habe einen großen Wunsch: Wenn ich im kommenden Jahr wieder nach Braunschweig zurückkehre, dann möchte ich dich so bald wie möglich wieder als meinen geliebten Gast in Burg Dankwarderode begrüßen!

    Deine treue Freundin Mathilde.

    Diesmal mußte ich meine Familie zur Handelsfahrt nach Braunschweig überreden. Mein Vater, Gottschalk und auch mein Vetter Constantin meinten, inzwischen gäbe es Handelsplätze, die mehr Gewinn versprachen, die Zeiten
hätten sich geändert. Aber ich drängte so sehr, daß sie mir schließlich den Willen ließen, und so trafen wir im Frühjahr 1186 in Braunschweig ein. Mathilde und ich sanken uns mit Freudentränen in die Arme.

    Gottschalk und meine Vettern Theoderich und Heinrich reisten weiter nach Lübeck, nachdem ich sie streng ermahnt hatte, nicht zu lange auszubleiben und allen Schneiderstöchtern beflissen aus dem Weg zu gehen. Übrigens hatten die

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