Liebesfee rauscht ins neue Jahr (Luzifer & Liebesfee) (German Edition)
Liebesfee rauscht
ins neue Jahr
Am
Morgen nach dem zweiten Weihnachtsfeiertag erwachte Luzifer neben Liebesfee
Lila auf einem weißen Bärenfell. In seinem Rücken prasselte das Höllenfeuer und
bescherte ihm eine herrliche Hitze.
Er
betrachtete die schlafende Lila, die wie ein Knäuel zusammen gekauert da lag
und leise vor sich hin schnorchelte. Als er daran dachte, wie oft und intensiv
sie sich in den vergangenen Tagen geliebt hatten, musste er lächeln. Sie hatten
es kaum von dem Bärenfell herunter geschafft, so gewaltig war ihre Leidenschaft
gewesen.
Aber
Weihnachten war nun vorbei. Luzifer durfte seine Pflichten nicht länger
vernachlässigen und auch Lila hatte sicher noch einiges zu tun, um ihre Liebesfee-Ausbildung
zu bewältigen.
Er
stand auf, was ihm ungewohnte Schmerzen bereitete. Seine Glieder fühlten sich
steif und eingerostet an. Dabei sollte ein Teufel doch eigentlich immer topfit
sein. Wie hatte das nur passieren können? Führte die Wollust etwa dazu, dass er
auf einmal alterte?
Er
schüttelte den Kopf. Unmöglich. Ein Teufel alterte nicht. Vermutlich lag das
nur an dem penetranten Geruch der Lebkuchenmänner, die überall von der Decke
baumelten. Davon war er ganz betäubt. Höchste Zeit, dass diese widerwärtigen
Dinger endlich verschwanden.
Mit
einem Fingerschnipsen zauberte sich Luzifer einen schwarzen Satinmorgenmantel
an den Leib und dazu passende schwarze Slipper. Nicht zu vergessen eine Pfeife,
die er sich in den Mundwinkel hängte, um genüsslich zu paffen. Nun kam er sich
wie ein alter Playboy vor. In dieser Rolle gefiel er sich unheimlich gut.
Mit
einem weiteren Fingerschnipsen sorgte er für eine weiße Kuscheldecke, die Lilas
Nacktheit verbarg. Er wollte sie nicht aufwecken. Sie musste ja nicht unbedingt
miterleben, wie er seine Untergebenen das ganze überflüssige Weihnachtsgerümpel
wegschaffen ließ.
Nach
dem dritten Fingerschnipsen musste Luzifer eine Weile warten. Er marschierte
durch die Reihen geschmückter Tannenbäume und knipste die vielen bunten und
blinkenden Lichter aus, so dass sein Reich allmählich wieder im gewohnten
Dunkel versank. Der angenehm flackernde Schein des Höllenfeuers reichte ihm
vollkommen aus, um alles um sich herum zu erkennen.
Wenige
Augenblicke später wurden die hohen Eingangstore geöffnet und Foltermeister
Zalu betrat den Raum. Er wirkte seltsam verschlafen. Sein Gesicht sah geradezu geschwollen
aus.
„Hm“,
meinte Luzifer und pustete eine Ladung Rauch in seine Richtung. „Wie kann ich
dein Erscheinungsbild wohl deuten?“
Zalu
richtete sich kerzengerade auf, was ihm offenkundig große Mühe bereitete.
Dennoch zeigte er eine freundlich beherrschte Miene. „Ich verstehe nicht, was
Euer Grausamkeit meint. Es ist alles wie immer in bester Ordnung. Wünscht Ihr
einen Rapport der Feiertage?“
„Nein.“
Luzifer verschränkte die Arme vor der Brust. Er schenkte Zalu einen Blick, der
so misstrauisch war, dass der Foltermeister darunter zu schrumpfen schien.
„Also“,
setzte Luzifer noch einmal an, „du brauchst gar nicht erst versuchen, mich für
dumm zu verkaufen. Ich weiß genau, dass hier etwas nicht stimmt, und du wirst
mir jetzt auf der Stelle erzählen, um was es dabei geht. Oder muss ich erst
ungemütlich werden?“
Plötzlich
vermittelte Zalu einen äußerst nervösen Eindruck. Er wippte mit den Füßen auf
und ab. Seine Zähne klapperten ein wenig, als hätte er Angst. Sein Blick
wanderte in Richtung Lila. „Nun ja, Euer Grausamkeit ...“, begann Zalu zögernd,
„... es ist einfach nicht ... normal ...“
Ohne
abzuwarten riss sich Luzifer die Pfeife aus dem Mundwinkel und packte mit einer
Hand nach Zalus Kragen. Er hob seinen Foltermeister von den Füßen und stierte
ihn finster an. „Was erlaubst du dir, du Wurm? Nicht normal. Ich? – Wie kannst
du es wagen?“
Zalu
hob die Hände und versuchte scheinbar, Luzifer zu beruhigen. „Verzeiht mir,
Herr“, krächzte er. „So war das doch gar nicht gemeint.“
Luzifer
stellte ihn wieder auf die Füße ab, beließ die Hand jedoch vorsichtshalber an
seinem Kragen.
„Es
ist ... diese ... ganze ...“ Zalu würgte die Worte regelrecht hervor, als würden
sie ihm Schmerzen in der Kehle bereiten. „Diese ganze Weihnachtssache.“
Luzifer
löste seinen Griff. Die Aussage traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht.
„Die
Tannenbäume mit den vielen Lichtern, die Sterne und Engel und Lebkuchenmänner
... das ist einfach zu viel für die verdammten Seelen. Allmählich
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