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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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nicht«, schimpfte Gottschalk.
    Ich sagte nichts. Angst vor dem Papst wohl nicht, aber vielleicht Angst vor seiner Ehefrau? Regenzo und Methildis Hastator waren nun fast ein Jahrzehnt verheiratet, und noch immer lag kein Kind in der Wiege. Methildis lamentierte oft darüber; und Regenzo hatte mir, als er wieder einmal etwas
zu tief ins Glas geschaut hatte, anvertraut, daß sie ihn ständig verfolgte und fast täglich - ja, man muß wohl sagen: in ihr Bett befahl.
    »Ständig sagt sie zu mir: ›Mach mir endlich ein Kind!‹«, hatte Regenzo unglücklich in seinen Humpen gemurmelt. »Ich tue ja mein Bestes, aber jeden Tag? Das ist einfach zuviel. Und dann auch noch ohne Erfolg …«
    Aber das erzählte ich Gottschalk nicht. Wie Constantin festgestellt hat, ich mag zwar neugierig sein, aber eine Klatschbase bin ich nie gewesen.

1189
    A m Nachmittag ging ich über den Alter Markt. Der Schreiber der Schreinsbücher hatte seinen Stand aufgeschlagen, und davor standen meine Base Engilradis, die Tochter meines Vetters Constantin und Frau des Hildeger Hardefust, und ihr Halbbruder Theoderich. Ich hatte ihn seit dem Tod von Gertrudis nicht mehr häufig gesehen, weil er ständig auf Reisen war, und fand ihn gealtert. Vielleicht kam das aber auch von seinem ernsten Gesichtsausdruck. Engilradis redete heftig auf ihn ein. Ich blieb stehen und wollte wissen, um was es da ging.
    »Stell dir vor, Sophia, Theoderich hat sich auch für den Kreuzzug einschreiben lassen. Ist das nicht furchtbar? Und jetzt will er uns auch noch sein Vermögen übertragen. Nein, das halte ich nicht aus …«
    »Beruhige dich, Schwesterchen. Es ist ja nur für den Fall der Fälle, daß ich nicht heimkehren sollte.«
    Ungeduldig mischte der Schreiber sich ein. »Was ist denn nun, soll ich jetzt einen Eintrag machen oder nicht?«
    »Natürlich sollst du. Also schreibe: Ich, Theoderich,
gehe zum Heil meiner Seele auf eine Pilgerfahrt. Sollte ich nicht zurückkehren, so übertrage ich meinen ganzen Besitz, insbesondere das Haus bei den Tuchhändlern mit den anschließenden Lagerräumen, auf die Kinder meiner Schwester Engilradis und ihres Ehemannes Hildeger Hardefust. Dafür soll der Kirche St. Mauritius jährlich achtzehn Schilling gezahlt werden, diese Belastung kann mit zwanzig Mark abgelöst werden.«
    Theoderich hielt kurz inne, während der Schreiber den gewünschten Text in die rechtmäßig vorgeschriebene Form brachte. Er wandte sich an Engilradis.
    »Es hat keinen Zweck, daß ich unseren Bruder Heinrich an diesem Besitz beteilige«, sagte er gedrückt.
    Heinrich war schon seit geraumer Zeit recht krank. Er hustete Blut, und selbst Engilradis’ liebevolle und sorgsame Pflege konnte ihn nicht heilen. Er konnte schon seit einem Jahr nicht mehr auf Handelsfahrt gehen und führte nur noch die Bücher. Ganz mager war er geworden, und seine Haut war grau. Früher war er fast jeden Abend bei seiner Halbschwester Engilradis erschienen und hatte mit ihren Kindern gespielt, die er sehr liebte, aber nun mied er ihr Haus, damit nicht eins der Kinder sich bei ihm anstecken könnte. Statt dessen saß er jetzt oft auf der Bank im Garten und schaute den spielenden Kätzchen zu, ganz wie Großvater früher.
    »Aber falls ich es nicht mehr kann, mußt du für ihn sorgen. Darum nehmen wir noch folgenden Passus auf. Fahre fort, Schreiber! Meine Schwester und ihr Mann beziehungsweise deren Erben sollen meinem Bruder Heinrich sechs Mark jährlich zahlen, solange er lebt.«
    Er hielt noch einmal inne und dachte nach. Dann setzte er hinzu: »Sollte Heinrich noch legitime Kinder bekommen, dann sollen meine Schwester und ihr Mann diesen zwanzig Mark nach dem Tode des Heinrich zahlen, und zwar innerhalb eines Jahres.«

    Verblüfft starrte Engilradis ihn an.
    »Ja, Theoderich, rechnest du denn damit, daß Heinrich noch heiratet, so krank, wie er ist?«
    Theoderich zuckte die Achseln.
    »Man kann ja nie wissen.«
    Engilradis schüttelte den Kopf, aber dann faßte sie seinen Arm und begann wieder zu jammern.
    »Theoderich, ich bitte dich so sehr, unternimm doch nicht dieses gefährliche Abenteuer. Was haben wir denn von deinem Geld, wenn wir dich verlieren?«
    Aber Theoderich lachte nur, zupfte sie an ihrer Haube, so wie er sie früher an den Zöpfchen gezupft hatte, und meinte: »Ich komme ja wieder, Engilradis, und dann darfst du mir sogar eine Frau aussuchen, was du doch schon seit Jahren willst. Nicht, daß ich etwa Gertrudis vergessen hätte. Aber vielleicht ist es jetzt

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