Die Tuchhaendlerin von Koeln
und hätten nur von diesem abgeurteilt werden dürfen.
Und ausschließlich von ihm ausgeplündert werden dürfen, natürlich.
Zum Zeichen seiner Ungnade, welche der »Kölner Pfaff« zu beschwichtigen hatte, ordnete Barbarossa auch an, daß eins der Kölner Stadttore bis zum Gewölbe abgetragen werden mußte. Der Graben, welcher die Mauern schützte, mußte an vier verschiedenen Stellen zugeschüttet werden, und zwar auf eine Strecke von jeweils vierhundert Fuß. Eine klare Demonstration der kaiserlichen Macht.
Ob uns Bürgern das wieder angst machte? Ach, so sehr eigentlich nicht. Diese Äußerung staufischen Machtwillens galt nämlich nur für einen einzigen Tag - am folgenden Morgen durften die Gräben wieder freigeschaufelt, das Tor wieder eingesetzt werden. Die Zimmerleute hatten zu tun, und viele Tagelöhner verschafften sich mit der Schaufel einen sicheren Tagesverdienst. Das Geld, welches dafür aufzuwenden war, blieb in der Stadt.
Übrigens haben die führenden Kölner Bürger die Gunst der Stunde genutzt und sich mehr und mehr an der Regierung der Stadt beteiligt. Zuerst ließ Philipp dies zu, um sich der Unterstützung der Bürger zu versichern, und nach
seiner Mainzer Demütigung war er zu schwach, um es zu verhindern. Wir hatten mit Dietrich von der Mühlengasse und mit Henrich Flacco zwei sehr durchsetzungsfreudige Männer als Bürgermeister, die beherzt zugriffen und die Machtverhältnisse in Köln zu ändern verstanden.
Nachdem Kaiser Friedrich unseren Erzbischof solcherart zurechtgestutzt hatte, ging er den ihm weitaus wichtigeren Punkt des Mainzer Hoftages an. Im Oktober des Vorjahres hatte Sultan Saladin Jerusalem erobert! Barbarossa, inzwischen ein siebzigjähriger Greis, sah es als letzte große Aufgabe in seinem Lebenswerk an, sich auf eine Fahrt im Zeichen des Kreuzes zu begeben und das Heilige Grab erneut aus den Händen der Ungläubigen zu befreien. In einer ergreifenden Zeremonie nahm er gemeinsam mit seinem Sohn Friedrich das Kreuz, während der junge König Heinrich in seiner Abwesenheit das Reich verwalten sollte.
Wie immer, plante er auch diesmal sein großes Unternehmen mit Bedacht und Gründlichkeit. Gesandtschaften wurden ausgeschickt: an Sultan Saladin mit der Aufforderung, sich aus dem Heiligen Land zurückzuziehen, die christlichen Gefangenen freizulassen und die erbeutete Lanze Christi wieder herauszugeben, andernfalls sage ihm die gesamte Christenheit Fehde an. Der Kaiser von Byzanz, der König von Ungarn sowie der Großzupan von Serbien wurden um freies Geleit für das Kreuzheer ersucht, ebenso der Herrscher des Seldschukenreiches.
Ich verstand nicht ganz, warum der Kaiser den Landweg wählte, und ging zu Constantin, um es mir erklären zu lassen.
»Ich verstehe nicht, warum Barbarossa diesen anstrengenden und beschwerlichen Marsch auf sich nimmt. Er ist doch inzwischen ein Greis von siebzig Jahren, eigentlich müßte
man ihn in ›Weißbart‹ umbenennen. Warum tut er sich das an? Die Könige von England und Frankreich nehmen doch auch den Seeweg, wie man hört.«
Constantin nahm mich bei der Hand und führte mich in den mir so gut vertrauten Hof seines Hauses, wo seine kleinen Kinder spielten. Seine Frau Elizabeth wünschte sich eine große Familie und schenkte fast jedes Jahr einem Kind das Leben. Drei der Kinder waren in der Schule, aber Karl und Philipp ritten auf ihren Steckenpferden durch den Garten und aßen dabei die ersten heruntergefallenen Äpfel - alle wurmstichig, natürlich, und unreif dazu. Heute abend würden sie Bauchweh haben.
»Es gibt schon vernünftige Gründe für seinen Entschluß, Sophia.«
Er hob einen Finger.
»Erstens: Er kann es sich nicht leisten, seine Kräfte zersplittern zu lassen, und das kann auf See ganz leicht geschehen. Darum marschiert er auf dem gleichen Weg wie damals Herzog Heinrich der Löwe - nur war es bei diesem eine friedliche Pilgerfahrt und kein Kriegszug. Übrigens regiert im Seldschukenreich noch immer Kilidsch Arslan, der damals den Löwen so begeistert als seinen Vetter empfangen hat. Die Gesandtschaft an seinen Hof ist bereits zurückgekehrt mit Kilidschs freudiger Zusage, er wolle den Kaiser ›wie seinen Herrn‹ empfangen. Offenbar scheint dieser Sultan eine Vorliebe für christliche Fürsten zu haben - nur natürlich nicht für den Kaiser von Byzanz, der ihm zu nah auf der Pelle hockt. Kaiser Friedrichs Delegation an diesen ist übrigens noch nicht wieder zurück, wie üblich gibt es vermutlich monatelange
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