Die Tuchhaendlerin von Koeln
mein Vetter. »Ich gebe dir aber meinen Knecht Alfred mit, damit du mir Nachricht geben kannst, falls du etwas brauchst.«
»Fräulein Sophia bekommt selbstverständlich Dienerschaft von Ihrer Hoheit, und auch ich stehe ihr jederzeit zur Verfügung«, meinte der Bote beleidigt. Aber Constantin bestand auf seinem Willen, und so zog ich kurz darauf mit den beiden Männern ab. Alfred trug mein Bündel. Es war weiter, als ich gedacht hätte, und ich war müde und durchgefroren, als wir schließlich am Weserufer haltmachten.
»Das Kloster liegt drüben auf der Weserinsel«, erklärte John. Es lag ein Kahn für uns bereit, und John ergriff die Ruder. Auf dem Wasser war es noch kälter, und ich versenkte meine rotgefrorene Nasenspitze tiefer in meinen warmen Kragen.
Im Kloster herrschte ein ziemliches Durcheinander. Das Gepäck der Prinzessin war schon eingetroffen und wurde gerade ausgepackt. Ich stand etwas verloren zwischen den hin- und herlaufenden Menschen, bis ich ein bekanntes Gesicht sah. War das nicht Jane, die Kammerfrau? Sie war es, und sie hatte offenbar als einzige einen Überblick im ganzen Trubel. Jane führte mich in die Gastzimmer des Klosters. Dort wurden gerade Teppiche aufgehängt und Kleidertruhen aufgestellt. In dem Wohnraum der Prinzessin brannte schon ein herrliches Feuer im Kamin, und ich blieb kurz stehen, um mir die eisigen Hände zu wärmen. Aber schon nach wenigen Minuten war Jane wieder da und führte mich in ein kleines Zimmerchen hinter dem Schlafgemach der Prinzessin. In der Ecke stand ein Kohlebecken und verbreitete eine angenehme Temperatur. Eine Dienerin richtete gerade ein sehr einladend aussehendes Bett, und als ich mich suchend nach meinem Bündel umsah, stellte ich fest, daß es bereits ausgepackt war. Das war mir peinlich, denn ich war durchaus nicht gewohnt, daß mich jemand bediente. Während ich noch meine paar Brocken Englisch zusammensuchte, um mich zu bedanken, hörte ich eine Fanfare im Hof. Meine Prinzessin hielt Einzug, und zwar zu Fuß, weil es zu umständlich gewesen wäre, ihre Pferde oder gar eine Kutsche über die Weser zu befördern. Ich eilte hinaus, blieb dann aber stehen, weil sich alle Welt gleich um Mathilde zu schaffen machte und ich mich nicht unbescheiden in den Vordergrund drängen wollte. Aber die Prinzessin sah sich suchend um, bis sie mich bemerkte, und eilte dann mit einem Freudenruf auf mich zu.
Dieser Tag und auch der nächste waren zum Ausruhen von der strapaziösen Reise und vor den aufregenden Festlichkeiten gedacht, und wir verbrachten ihn mit vergnügtem Schwatzen. Ich wollte die Hochzeitskleidung für Mathilde herauslegen, aber sie lachte nur. »Dafür habe ich genug Kammermägde. Du bist hier als meine Freundin, nicht als
meine Dienerin. Übrigens wäre Jane tödlich beleidigt, wenn du ihr diese Aufgabe wegnehmen wolltest.«
Am folgenden Morgen hörten wir ein Horn im Klosterhof, und ein Bote von Herzog Heinrich erschien. Die Heirat im Dom sollte am nächsten Vormittag erfolgen, aber der Herzog fragte an, ob es seiner Braut genehm sei, ihn schon an diesem Abend zu empfangen. Das entsprach nicht dem Protokoll, denn eigentlich sollte er die Prinzessin erst am folgenden Tag bei der Trauung sehen.
Mathilde wurde zuerst rot und dann blaß. Ihre Augen wurden ganz groß, und sie mußte sich räuspern, ehe sie ihre Stimme wiederfand. Aber dann sagte sie, hoheitsvoll und liebenswürdig wie gewohnt, es sei ihr eine Freude und eine Ehre, ihren Herrn begrüßen zu dürfen.
Kaum war der Bote verschwunden, verfiel Mathilde in wilde Betriebsamkeit. Sie probierte nacheinander nicht weniger als fünf Kleider an, sie rief den Koch herbei, den sie aus England mitgebracht hatte, und gab ihm genaueste Anweisungen, welche Köstlichkeiten er für den Abend vorbereiten sollte. Dabei glänzten ihre Augen wie im Fieber, und als Jane ihr die Haare richten sollte, zappelte sie so herum, daß die Frisur mehrere Male mißlang.
»Wann habt Ihr den Fürsten denn das letzte Mal gesehen?« fragte ich, um sie abzulenken.
Mathilde zupfte an einer Locke, und die Frisur fiel wieder auseinander. Jane schnaubte ungnädig und fing von vorne an.
Verträumt sah Mathilde in die Ferne. »Ich habe ihn noch nie gesehen«, sagte sie dann schüchtern wie ein kleines Mädchen. »Es war vor drei Jahren, als Herr Rainald von Dassel als Gesandter nach Rouen zu meinem Vater, dem König, kam. Damals wurde unsere Verlobung vereinbart. Aber mein Löwe war nicht dabei.«
Mir wurde das Herz
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