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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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ganz schwer. Mathilde war damals ein kleines Mädchen, acht Jahre alt. Was für ein verklärtes Bild des Herzogs Heinrich mochte sie sich seitdem gemacht haben? Wie bitter würde die Enttäuschung sein, wenn sie den alten Mann, der er mit fast vierzig Jahren doch für sie schon war, zu Gesicht bekam. Und wie würde er die Prinzessin behandeln, nachdem er seine erste Gemahlin Clementia von Zähringen nach vierzehnjähriger Ehe verstoßen hatte, ohne, daß sie ein Verschulden auf sich geladen hatte - ausser, daß von ihren Kindern lediglich eine Tochter überlebt hatte.
    Außerdem hatte ich gehört, daß Herr Heinrich eine Mätresse in seiner Burg Dankwarderode hielt, angeblich eine lothringische Grafentochter. (Gut, ich hatte wieder einmal gelauscht, ich gebe es zu, aber vor meinen Ohren wurden die wirklich interessanten Dinge nicht erwähnt).
    Plötzlich fühlte ich mich sehr beklommen, denn ich sah Mathildes Zukunft in rabenschwarzen Farben.

    Am Abend sah Mathilde wunderschön aus. Sie zitterte vor Aufregung, und ihre Augen leuchteten. Sie konnte keine Minute stillsitzen. Immer wieder überprüfte sie, ob der Raum auch genau so arrangiert war, wie sie sich das wünschte. Jeder aus ihrem Gefolge wußte genau, wo er sich aufzuhalten hatte, ihre Hofdamen in einem Halbkreis im Hintergrund, ich aber an ihrer Seite.
    Als endlich draußen die unvermeidliche Trompete erschallte, eilte sie so rasch zu ihrem Stuhl, daß sie über ihre Schleppe stolperte und fast gefallen wäre, wenn ich sie nicht aufgefangen hätte. Sie setzte sich und nahm eine hoheitsvolle Haltung ein; aber ihre Hand, die ich noch rasch ermutigend drückte, war eiskalt und feucht.
    Ihr Haushofmeister öffnete die Tür, ging dem Herzog entgegen und führte ihn in den Saal.

    »Herzog Heinrich von Sachsen und Bayern«, verkündete er feierlich.
    Wer von den Personen, die jetzt in den Saal strömten, mochte es sein? Einer der Männer löste sich von den anderen, und die Prinzessin erhob sich anmutig von ihrem Stuhl und schritt ihm entgegen. Sie reichte ihm beide Hände, lächelte selig und sagte mit sorgfältiger Betonung:
    »Herr Heinrich, Euer Anblick erfreut mein Herz.«
    Ich war tief gerührt. Dies war ein Satz aus unseren Deutschübungen in London, und sie hatte ihn offenbar sorgfältig eingeübt. Verstohlen blickte ich zu dem Herzog. Ich sah einen untersetzten, muskelbepackten Mann, der zu meinem Schreck etwas kleiner war als meine hochaufgeschossene Prinzessin, denn sie war seit dem letzten Herbst noch einmal eine Handbreit gewachsen. Er hatte dichte schwarze Locken und sehr dunkle Augen. Er sah überhaupt nicht wie ein Sachse aus. Ich muß sagen, mich beeindruckte sein Äußeres nicht besonders, wenn ich auch gestehen muß, daß eine unglaubliche Kraft von ihm ausstrahlte. Aber Mathilde schien nicht im geringsten enttäuscht, sondern fand offensichtlich alle Seligkeit der Welt in seinem Anblick.
    Bei dem Gruß der Prinzessin zog er erstaunt und amüsiert die Augenbrauen hoch. Ich wartete insgeheim, ob er sagen würde: Herzensliebe Prinzessin, ich entbiete Euch meinen Gruß. Aber das sagte er natürlich nicht, sondern er sprach ein paar Begrüßungsworte auf Französisch mit so einem starken Akzent, daß ich Mühe hatte, ihn zu verstehen.
    Mathilde antwortete taktvoll: »Herr Heinrich, ich würde es vorziehen, wenn Ihr so gütig sein wollt, mit mir in Eurer Muttersprache zu reden. Ich spreche sie sicher noch sehr fehlerhaft, aber ich will mir große Mühe geben.«
    Da huschte dem Herzog ein Lächeln über sein Gesicht, das so bezaubernd war, daß er plötzlich sehr anziehend aussah. Er hatte ihre Hände seit der Begrüßung noch nicht
wieder freigegeben, und nun beugte er sich über ihre Rechte und hauchte einen höfischen Kuß darauf.
    Bisher hatte Herr Heinrich deutlich und laut gesprochen, sozusagen für das Publikum, aber nun wandte er sich an sein Gefolge mit einem nachdrücklichen und unmißverständlichen Wink. »Danke, ich brauche euch nicht mehr«, sagte er freundlich, und dann leise zu Mathilde:
    »Wollt Ihr auch die Güte haben, Eure Damen zu entlassen, damit wir uns zwanglos unterhalten können?«
    Im Nu war der Saal bis auf die Diener leer. Auch ich wollte mich schleunigst davonmachen, aber Mathilde hielt meine Hand ganz fest und wünschte offenbar, daß ich bleiben möge. Das war mir peinlich, denn wenn ich auch stolz auf meine Familie bin, so habe ich doch nicht vergessen, daß eine Kaufmannstochter nicht im Rang einer Hofdame steht. Ich

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