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Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Dickson Carr
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sei jemals bei diesen Machenschaften mein Komplize gewesen, weiß bis zum heutigen Tag nicht, daß ich der bärtige Zwerg war, für den er sich so trefflich einsetzte. Er hat mich in dieser Verleumdungssache nach allen Regeln der Kunst verteidigt – er glaubte an meine übersinnlichen Kräfte –, und als ich als verlorener Erbe wiederauftauchte, fand ich es nur fair, daß ich ihn zu meinem Rechtsbeistand machte.
    (Meister, dieser Verleumdungsprozeß beflügelt noch heute meine Phantasie. Ich hätte mir so sehr gewünscht, im Gerichtssaal eine Probe meiner hellseherischen Fähigkeiten zu geben. Mein Vater, müssen Sie wissen, war mit dem Richter zur Schule gegangen, und ich war bereit, im Zeugenstand in Trance zu verfallen und ein paar Peinlichkeiten aus dem Leben Seiner Lordschaft auszuplaudern. Mein Vater ist in den neunziger Jahren in der Londoner Gesellschaft ein- und ausgegangen, und die erstaunlichen Einblicke, die Ahriman in die Herzen seiner Besucher gewann, waren weniger seinen spiritistischen Fähigkeiten zu verdanken als einem soliden Vorwissen. Aber eine Schwäche für spektakuläre Effekte ist ja schon immer einer meiner entlarvendsten Züge gewesen.)
    Und in meiner Zeit als Ahriman beginnt unsere eigentliche Geschichte.
    Ich hatte keine Ahnung, daß »John Farnleigh« noch am Leben war, geschweige denn, daß er nun Sir John Farnleigh, Baronet, war – bis er eines Tages in meinen Salon in der Half Moon Street spaziert kam und mir alle seine Sorgen beichtete. Daß ich dem Mann nicht ins Gesicht lachte, vermerke ich hier nur als Tatsache. Nicht einmal der Graf von Monte Christo hätte sich eine solche Begegnung erträumen können. Aber ich glaube, ich sage ich glaube, indem ich seinem fiebernden Verstand Balsam gab, habe ich ihm doch auch zu ein paar unerfreulichen Tagen und Nächten verhelfen können.
    Wichtig war jedoch nicht, daß ich   ihn   wiedergefunden hatte, sondern daß ich Molly wiedergefunden hatte.
    Bei diesem Thema tobt meine Leidenschaft zu sehr, als daß ich sie in elegante Worte fassen könnte. Sehen Sie es nicht auf Anhieb, daß sie und ich füreinander bestimmt sind? Sehen Sie nicht, daß Molly und ich, nun wo wir uns einmal wiedergefunden hatten, von den Enden der Welt zusammengekommen wären? Es war eine Liebesaffäre so heftig, so absolut, so allumfassend; wir verzehrten uns nacheinander, wir fraßen uns mit Haut und Haaren auf. Ich muß darüber lachen, sonst mache ich noch aus Zufällen Poesie und aus Flüchen Liebesschwüre. Meinen verkrüppelten Leib fand sie (als sie es erfuhr) weder lustig noch abstoßend. Vor ihr mußte ich nicht das Lied des Quasimodo singen, das Klagelied des vom Leben Vernachlässigten. Hüten Sie sich, eine Liebe leichtfertig abzutun, deren Leidenschaft infernalisch ist und nicht von der Sanftheit der Engel. Pluto liebte ebenso wahrhaft wie der Herrscher des Olymp und half, die Erde zu bevölkern, wo Zeus, der arme Hund, es nur zum Schwan oder Goldregen brachte; und ich danke Ihnen, daß Sie meine Auslassungen zu diesem Thema wohlwollend aufgenommen haben.
    Molly und ich haben die ganze Sache natürlich geplant. (Fanden Sie nicht auch, daß unsere Feindseligkeit vor den anderen fast ein wenig zu dick aufgetragen war? Daß sie mich gar zu schnell beschimpfte und ich sie mit gar zu frechen Bemerkungen herausforderte?)
    Das Ironische daran war, daß ich ja tatsächlich der echte Erbe war und daß uns doch nichts anderes übrigblieb, als zu tun, was wir getan haben. Dieser Gauner war ihr bei dem, was Sie ihren heimlichen Hexenkult nennen, auf die Schliche gekommen; er nutzte sein Wissen als einfaches, doch wirksames Mittel der Erpressung, um an dem Besitz festzuhalten; und wenn sie ihn entlarvte, dann würde er seinerseits sie entlarven. Wenn ich den Besitz zurückerhalten wollte – dazu war ich entschlossen – und wenn ich Molly zurückhaben und hochoffiziell heiraten wollte, so daß wir ohne jede Heimlichtuerei nur unserer gemeinsamen Leidenschaft leben konnten – und auch dazu war ich entschlossen –, dann mußte ich ihn töten, und ich mußte es einrichten, daß es aussah, als habe er es selbst getan.
    So kam es also. Molly brachte den Mord nicht über sich – ich hingegen bringe alles über mich, wenn ich mich nur gut genug darauf konzentriere. Ich sage kein Wort davon, daß ich ihm ja auch noch etwas zurückzuzahlen hatte – und als ich sah, was aus dem frommen Knaben geworden war, da wußte ich, was einen Puritaner ausmacht und warum man sie

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