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Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Dickson Carr
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Impression –, die sich am folgenden Tag ergab, als dieser Vorfall besprochen wurde. Der Übeltäter war mein alter Lehrer Murray, stets ein zungenfertiger Mann. In Welkyns Beschreibung spürte Murray ein Echo dessen, was dieser (unsicher und ungeschickt) zum Ausdruck zu bringen suchte. Und Murray sagte zu mir: »Und nun, wo Sie zurückkehren, begrüßt Sie ein beinloses Etwas, das durch den Garten gekrochen kommt …«
    Das war nun wirklich eine Katastrophe. Es war das eine, was niemand vermuten, der eine Gedanke, auf den niemand kommen durfte. Ich spürte, wie mein Gesicht sich zusammenzog, ich weiß, daß mir das Blut aus dem Gesicht wich, als hätte jemand den Stopfen herausgezogen, und ich sah, daß Sie mich ansahen. Ich war so dumm und habe den armen alten Murray angefahren und beschimpft, und alle müssen sich gefragt haben, warum – alle außer Ihnen.
    Allerdings war ich zu jenem Zeitpunkt ohnehin schon zu dem Schluß gekommen, daß es um mich geschehen war. Ich habe von dem schweren Fehler gesprochen, den ich gleich zu Anfang gemacht habe und der alles verdarb, was ich mir zurechtgelegt hatte. Und der Fehler war der:
    Ich hatte das falsche Messer genommen.
    Es hätte ein gewöhnliches Taschenmesser sein sollen, das ich eigens für diesen Zweck besorgt hatte. (Dieses Messer habe ich Ihnen am folgenden Tag gezeigt und Ihnen weismachen wollen, es sei mein eigenes.) Ich wollte es ihm in die Hand drücken und es dann am Teich liegenlassen, und damit wäre das Bild des Selbstmordes komplett gewesen.
    Doch als ich schon zustach und es zu spät war, noch etwas zu tun, da sah ich, daß ich in der Hand mein eigenes Messer hatte – das Messer, das ich besessen habe, seit ich ein Junge war – das Messer, das tausend Leute in Amerika bei mir gesehen haben, mit Madeline Danes Namen in die Klinge geritzt. Sie erinnern sich, daß Sie trotz größter Anstrengungen keine Erklärung dafür fanden, wie der falsche Farnleigh an dieses Messer gelangt war. Wie es zu   mir   kam, darauf wären Sie schnell genug gekommen.
    Alles wurde dadurch noch schlimmer, daß ich am Abend des Mordes gegenüber dem Grüppchen in der Bibliothek dies Messer erwähnt hatte. Als ich von den Vorfällen an Bord der   Titanic   berichtete, erzählte ich auch, wie ich den echten Patrick Gore kennengelernt hatte und wie es auf Anhieb zum Streit gekommen war, und wie man mich nur mit Mühe davon abhalten konnte, mit meinem Taschenmesser auf ihn loszugehen. Deutlicher hätte man den Charakter des Täters und die Tatwaffe wohl nicht bezeichnen können. Das kam daher, daß ich eine Lüge zu kunstvoll erzählen wollte, daß ich die ganze Wahrheit unterbringen wollte, bis auf den einen Punkt, der unterdrückt werden sollte. Ich kann Ihnen von dieser Technik nur abraten.
    Da stand ich nun also am Teich, das gräßliche Ding, an das ich seine Fingerabdrücke praktiziert hatte, in meiner behandschuhten Hand, und von überallher kamen Leute gelaufen. Ich mußte blitzschnell entscheiden. Ich wollte nicht riskieren, das Messer dortzulassen. Also wickelte ich es in mein Taschentuch und steckte es ein.
    Welkyn sah mich, als ich zur Nordseite des Hauses zurückkehrte, um meine Prothesen wieder anzulegen. Deshalb fand ich es am besten zu sagen, daß ich auf der Südseite gewesen sei. Ich wagte es nicht, das Messer mit mir herumzutragen, und mußte es verstecken, bis ich eine Möglichkeit fand, es ungesehen zu beseitigen. Und ich bin nach wie vor der Überzeugung, daß ich ein Versteck auswählte, auf das nie jemand hätte kommen sollen. Ihr Sergeant Burton hat selbst gesagt, die Chancen seien eins zu einer Million gewesen, daß er das Messer in der Hecke finden würde, ohne daß er jede einzelne Heckenpflanze im ganzen Garten ausgrub. Was denken Sie, meinten die Parzen es besonders schlecht mit mir? Na, ich weiß nicht. Zugegeben, ich mußte meine ganze Taktik ändern und nun so tun, als glaubte ich an einen Mord. Doch Knowles, noblen Sinnes und zu jedem Opfer bereit, verschaffte mir sogleich ein Alibi; noch bevor ich das Haus an jenem Abend verließ, ließ er eine Andeutung fallen, und am folgenden Tag war ich für Sie bereit.
    Der Rest ist schnell erzählt. Als ich Molly erst einmal zu verstehen gegeben hatte, daß wir die Sache nun als Mord hinstellen mußten, glaubte sie, sie könne unsere Lage verbessern, indem sie das Heft mit den Fingerabdrücken stahl – denn eines solchen Diebstahls konnte   ich   ja kaum bezichtigt werden, wo das Heft doch als

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