Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Dickson Carr
Vom Netzwerk:
vergangen. Das ist eine lange Zeit.  Ich  habe mich verändert. Können wir sicher sein, daß es kein abgekartetes Spiel ist?«
    »Das können wir«, erwiderte Burrows grimmig. »Und ich glaube, wir haben diese Frage auch schon zur Genüge erörtert. Natürlich war es das erste, was mir in den Sinn kam; wir haben überlegt, wie wir uns von Mr.   Murrays  bona fides  überzeugen könnten, und Sie selbst waren mit unseren Ergebnissen zufrieden – oder etwa nicht?«   * [* Zeitungsleser mögen sich erinnern, daß in der erhitzten Debatte, die auf die tragischen Ereignisse des Farnleigh-Falles folgten, dieser Punkt von Amateurdetektiven immer wieder aufgebracht wurde. Da ich selbst einmal viel Zeit mit immer neuen fruchtlosen Theorien zur Lösung des Rätsels vergeudet habe, sollte ich diesen Punkt besser hier schon klarstellen. Daß Kennet Murray ehrlich und guten Willens war, kann als Tatsache gelten. Er verfügte tatsächlich über Beweise, mit denen sich die Identität des wahren Erben bestimmen ließ, und der Leser wird sich erinnern, daß es letzten Endes ja auch diese Beweise waren, durch welche die Wahrheit ans Licht kam. – J.   D.   C.]
    »Doch. Das ist wahr.«
    »Und warum kommt es dann jetzt doch wieder auf?«
    »Sie könnten mir den Gefallen tun«, erwiderte Farnleigh mit einer Art, die plötzlich nicht minder eisig war als Burrows’ eigene, »und mich nicht dauernd wie einen Gauner oder Hochstapler ansehen. Das tun doch alle hier. Versucht nicht, es zu leugnen! Genau so seht ihr mich an. Ruhe und Frieden, Ruhe und Frieden: Auf der ganzen Welt habe ich nach Ruhe und Frieden gesucht, und was habe ich davon? Aber ich kann Ihnen verraten, weshalb ich noch einmal wegen Murray frage. Wenn Sie nicht das Gefühl haben, daß etwas mit ihm nicht stimmt, weshalb lassen Sie ihn dann von einem Privatdetektiv beobachten?«
    Hinter seinen großen Brillengläsern riß Burrows die Augen auf, sichtlich verblüfft.
    »Ich kann Ihnen nicht folgen, Sir John. Ich habe keinen Privatdetektiv engagiert, weder für Murray noch für sonst jemanden.«
    Farnleigh richtete sich auf. »Wer ist dann der andere, der im Bull and Butcher abgestiegen ist? Sie wissen schon: Der junge Bursche mit dem verschlossenen Gesicht und den klugen Bemerkungen und den neugierigen Fragen? Alle im Dorf sind sich sicher, daß er ein Privatdetektiv ist. Er behauptet, er interessiere sich für ›Folklore‹ und schreibe ein Buch darüber. Folklore, daß ich nicht lache. Er hängt an Murray wie eine Klette.«
    Alle sahen sich gegenseitig an.
    »Das ist wahr«, stimmte Burrows nachdenklich zu. »Ich habe von dem Folkloreforscher und seiner neugierigen Art gehört. Vielleicht hat Welkyn ihn geschickt …«
    »Welkyn?«
    »Der Anwalt der Gegenseite. Oder er hat überhaupt nichts mit der Sache zu tun, und das scheint mir das Wahrscheinlichste.«
    »Ich würde es bezweifeln«, sagte Farnleigh, und sein Gesicht rötete sich zusehends. »Nicht bei den Fragen, die er so stellt. Zum Beispiel fragt er, wie ich höre, die Leute nach der armen Victoria Daly aus.«
    Brian Page hatte den Eindruck, daß sich die Gewichte ein wenig verschoben hatten und daß die vertrautesten Dinge plötzlich unvertraut waren. Mitten in der Auseinandersetzung um seine Rechte auf einen Besitz, der dreißigtausend Pfund im Jahr einbrachte, schien Farnleigh mehr mit dem unbedeutenden – wenn auch gräßlichen – Mordfall des vorangegangenen Sommers beschäftigt. Nun? Victoria Daly, eine harmlose Frau von fünfunddreißig, die allein in ihrem Häuschen gewohnt hatte, war von einem Landstreicher erdrosselt worden, der Schnürsenkel und Kragenknöpfe feilgeboten hatte. Erdrosselt allen Ernstes mit einem Schnürsenkel, und ihr Portemonnaie hatte der Landstreicher in der Tasche gehabt, als er auf den Eisenbahngleisen sein Ende fand.
    Alle schwiegen; Page und Molly Farnleigh sahen sich an, doch bevor einer von beiden etwas sagen konnte, öffnete sich die Tür, und Knowles trat ein. Er blickte nicht minder angespannt als die anderen drein.
    »Es sind zwei Gentlemen eingetroffen, die Sie sprechen möchten, Sir«, sagte Knowles. »Der eine ist ein gewisser Mr.   Welkyn, ein Anwalt. Der andere …«
    »Nun? Was ist mit dem anderen?«
    »Der andere läßt Ihnen ausrichten, er sei Sir John Farnleigh.«
    »Tatsächlich? Na, dann …«
    Molly hatte sich erhoben, schweigend, doch ihre Kinnmuskeln waren wie Eisen.
    »Überbringen Sie ihm eine Botschaft von Sir John Farnleigh«, wies sie

Weitere Kostenlose Bücher