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Die Türen seines Gesichts

Die Türen seines Gesichts

Titel: Die Türen seines Gesichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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ihrer Pflicht, den sie nie zustande brachte.“
    „Pflicht“, sagte ich ausdruckslos … Pflichtpflichtpflichtpflicht! Tra-la!
    „Sie hat Lebewohl gesagt. Sie will Sie nicht mehr sehen … und wir werden Ihre Lehren nie vergessen“, fügte sie hinzu.
    „Tun Sie das nicht“, sagte ich automatisch und kannte plötzlich das große Paradoxon, das im Herzen aller Wunder liegt. Ich glaubte kein Wort meiner eigenen Predigt, hatte nie eines geglaubt.
    Wie ein Betrunkener stand ich da und murmelte: „M’narra.“
    Dann ging ich hinaus zu meinen letzten Tagen auf dem Mars.
    Ich habe dich besiegt, Malann, und der Sieg ist dein! Ruhe sanft auf deinem Bett aus Sternen. Verdammt noch mal!
    Ich ließ meinen Jeepster stehen und ging zur „Aspik“ zurück. Die Bürde des Lebens wollte ich so viele Schritte hinter mir lassen. Ich ging in meine Kabine, schloß die Tür ab und nahm vierundzwanzig Schlaftabletten.
     
    Aber als ich erwachte, lag ich in der Krankenstation, lebte.
    Ich spürte das Pochen der Motoren, als ich langsam aufstand und es irgendwie bis zur Luke schaffte.
    Verschwommen hing Mars wie ein angeschwollener Leib über mir, bis er sich auflöste, überfloß und über mein Gesicht strömte.

 
Der Drache und die Jungfrau
    (The Monster and the Maiden)
     
    Unter den Leuten herrschte große Unruhe, denn die Zeit der Entscheidung stand wieder bevor. Die Alten entschieden über die Kandidaten, und das Opfer wurde bestätigt, trotz der Einwände von Ryllik, dem Ältesten.
    „Es ist falsch, so zu kapitulieren“, argumentierte er.
    Aber sie gaben ihm keine Antwort, und die junge Jungfrau wurde zu der Grotte der Dämpfe geführt, und man gab ihr die Blätter der Benommenheit zu essen.
    Ryllik sah mißbilligend zu.
    „Es sollte nicht so sein“, erklärte er. „Es ist unrecht.“
    „Es ist immer so gewesen“, sagten die anderen, „im Frühling des Jahres und im Herbst. Immer war es so.“ Und sie warfen besorgte Blicke den Weg hinunter, wo die Sonne den Morgen über der Welt ausgoß.
    Der Gott reiste bereits durch den großblättrigen Wald.
    „Laßt uns jetzt gehen“, sagten sie.
    „Habt ihr je daran gedacht zu bleiben? Zuzusehen, was das Gott-Ungeheuer tut?“ fragte Ryllik bitter.
    „Genug der Blasphemie! Komm mit!“
    Ryllik folgte ihnen.
    „Wir werden jedes Jahr weniger“, sagte er. „Eines Tages werden wir keine Opfer mehr darbringen können.“
    „Dann werden wir an jenem Tage sterben“, sagten die anderen.
    „Warum es dann verlängern?“ fragte er. „Laßt uns sie bekämpfen – jetzt, bevor es uns nicht mehr gibt!“
    Aber die anderen schüttelten den Kopf, ein Symbol all der Resignation, deren Wachsen Ryllik beobachtet hatte, während die Jahrhunderte verstrichen. Sie alle respektierten Rylliks Alter, aber seine Gedanken billigten sie nicht. Sie warfen einen letzten Blick zurück, gerade, als die Sonne den rasselnden Gott auf seinem Reittier mit der goldenen Schabracke erfaßte, die Todeslanze in der Hand. Im Inneren der Grotte, wo die Dünste entstanden, schlug die Jungfrau mit dem Schweif, und ihre Augen rollten wild unter den jugendlich runden Stirnknochen. Sie fühlte die göttliche Gegenwart und begann zu bellen.
    Sie wandten sich ab und schleppten sich polternd über die Ebene.
    Als sie sich dem Wald näherten, hielt Ryllik inne und hob ein schuppiges Vorderglied, als taste er nach einem Gedanken. Schließlich sprach er.
    „Ich glaube mich zu erinnern“, sagte er, „an eine Zeit, als die Dinge anders waren …“

 
Der Sammler
    (Collector’s Fever)
     
    „Was machst du da, Mensch?“
    „Das ist eine lange Geschichte.“
    „Gut, ich mag lange Geschichten. Setz dich und sprich. Nein – nicht auf mich!“
    „Tut mir leid. Nun, es ist alles wegen meines Onkels, des märchenhaft wohlhabenden …“
    „Halt. Was heißt ‚wohlhabend’?“
    „Nun, so etwas wie reich.“
    „Und ‚reich’?“
    „Hm. Eine Menge Geld.“
    „Was ist Geld?“
    „Willst du jetzt diese Geschichte hören oder nicht?“
    „Doch, aber ich würde sie auch gerne verstehen.“
    „Tut mir leid, Felsen, ich fürchte, ich verstehe sie selbst nicht ganz.“
    „Stein heiße ich.“
    „Na schön, Stein. Mein Onkel, der ein sehr wichtiger Mann ist, sollte mich auf die Weltraumakademie schicken, aber das tat er nicht. Er war der Ansicht, eine humanistische Erziehung wäre besser. Also schickte er mich auf seine altjüngferliche Uni, damit ich mich dort, mit den nicht-menschlichen humanistischen Fächern

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