Die Türen seines Gesichts

Titel: Die Türen seines Gesichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny

Vom Netzwerk:

habe.“
    „Schon gut, Sam“, sagte die zarte Stimme. „Ich bin darauf programmiert, dich zu verstehen.“
    Sie brausten weiter über die Große Ebene, und die Sonne versank im Westen. Die ganze Nacht und den ganzen Tag hindurch hatten sie gesucht, und Murdock war müde. Die letzte Benzin-Festung schien so weit zurückzuliegen, das war so lange her …
    Murdock lehnte sich nach vorne, und seine Augen schlossen sich.
    Die Fenster verdunkelten sich langsam, bis sie völlig undurchsichtig waren. Der Sitzgurt kroch höher und zog ihn vom Steuerrad weg. Dann lehnte sich der Sitz langsam nach hinten, bis er fast eben war. Später, als die Nacht näherzog, schaltete sich die Heizung ein.
    Kurz vor fünf Uhr morgens schüttelte der Sitz ihn wach.
    „Aufwachen, Sam! Aufwachen!“
    „Was ist?“ murmelte er.
    „Ich habe vor zwanzig Minuten eine Sendung aufgenommen. Es hat hier draußen in letzter Zeit einen Autoüberfall gegeben. Ich habe sofort den Kurs gewechselt, und wir sind fast da.“
    „Warum hast du mich nicht gleich geweckt?“
    „Du brauchtest den Schlaf, und du hättest ohnehin nichts tun können, bloß dich aufregen und nervös werden.“
    „Na schön, wahrscheinlich hast du recht. Sag mir mehr über den Überfall.“
    „Sechs Fahrzeuge auf Fahrt nach dem Westen wurden offenbar irgendwann in der letzten Nacht von einer unbestimmten Zahl wilder Wagen überfallen. Der Streifenkopter meldete es vom Schauplatz des Vorganges, und ich habe zugehört. Sämtliche Fahrzeuge wurden ausgeraubt, demontiert und geleert, und man hat ihnen die Gehirne zerschlagen. Auch die Passagiere wurden offenbar ausnahmslos getötet. Keine Anzeichen von Bewegung.“
    „Wie weit noch?“
    „Noch zwei oder drei Minuten.“
    Die Scheiben hellten sich wieder auf, und Murdock starrte in die Nacht, soweit die kräftigen Schweinwerfer dies erlaubten.
    „Ich sehe etwas“, sagte er nach einigen Augenblicken.
    „Das ist die Stelle“, sagte Jenny und begann ihr Tempo zu verlangsamen.
    Sie hielten neben dem verwüsteten Wagen. Sein Sitzgurt schnappte auf, und die Tür an seiner Seite öffnete sich.
    „Fahr im Kreise, Jenny“, sagte er, „und halte nach Wärmespuren Ausschau. Ich brauche nicht lange.“

    Die Tür knallte zu, und Jenny entfernte sich von ihm. Er knipste seine Taschenlampe an und ging auf die Fahrzeugwracks zu.
    Die Ebene war wie eine sandbestreute Tanzfläche – hart und kiesig – unter seinen Füßen. Es gab eine Menge Bremsspuren, und die ganze Gegend war wie mit Spaghetti von Reifenspuren übersät.
    Hinter dem Steuer des ersten Wagens saß ein toter Mann. Sein Genick war offensichtlich gebrochen. Die zerdrückte Uhr an seinem Handgelenk zeigte 2 Uhr 24 an. Etwa vierzig Fuß entfernt lagen drei Personen – zwei Frauen und ein junger Mann. Sie waren überfahren worden, als sie versuchten, aus ihren überfallenen Fahrzeugen zu fliehen.
    Murdock ging weiter und untersuchte die anderen. Alle sechs Wagen standen aufrecht. Die größten Beschädigungen waren an den Karosserien festzustellen. Die Reifen und Räder waren überall abmontiert worden, ebenso wie die wichtigsten Motorenteile; die Benzintanks standen offen, leergesaugt; die Reservereifen waren aus den geöffneten Kofferräumen entfernt worden. Es gab keine überlebenden Passagiere.
    Jenny hielt neben ihm an, und ihre Tür öffnete sich.
    „Sam“, sagte sie, „zieh die Gehirnleitung aus diesem blauen Wagen, dem dritten dort hinten. Er nimmt immer noch etwas Energie aus einer Hilfsbatterie, und ich kann ihn senden hören.“
    „In Ordnung.“
    Murdock ging zurück und riß die Leitungen heraus. Er kehrte zu Jenny zurück und klemmte sich in den Fahrersitz.
    „Hast du etwas gefunden?“
    „Einige Spuren, die nach Nordwesten weisen.“
    „Folge ihnen.“
    Die Tür knallte zu, und Jenny drehte sich in die angegebene Richtung.
    Etwa fünf Minuten lang fuhren sie schweigend dahin. Dann sagte Jenny: „In dem Konvoi waren acht Wagen.“
    „Was?“
    „Ich habe es gerade in den Nachrichten gehört. Offenbar sind zwei der Wagen mit den Wilden auf einem Nebenband in Verbindung getreten. Sie haben sich ihnen angeschlossen. Sie haben ihren Kurs verraten und sich, als dann der Angriff kam, gegen die anderen gewandt.“
    „Und was war mit ihren Passagieren?“
    „Die haben sie wahrscheinlich mono gemacht, ehe sie sich dem Rudel anschlossen.“
    Murdock zündete sich eine Zigarette an. Seine Hände zitterten.
    „Jenny, was bringt einen Wagen dazu, zu den Wilden