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Die Türen seines Gesichts

Die Türen seines Gesichts

Titel: Die Türen seines Gesichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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aus.
    Es wurde sofort ein Flieger geschickt.
    Anlage Acht existierte nicht mehr. Ihre Besatzung wurde in einer Entfernung von einigen Meilen aufgefunden; sie gingen zu Fuß. Sie berichteten, wie Jarry Dark sie mit gezogener Waffe gezwungen hatte, die Station zu verlassen. Dann hatte er sie mit den Laserkanonen seines Fliegers niedergebrannt.
    Etwa um die Zeit, in der sie das berichteten, verstummte Anlage Sechs.
    Der Befehl erging: Dauernden Radiokontakt mit zwei anderen Stationen ununterbrochen aufrechterhalten.
    Und noch ein anderer Befehl erging: Bleibt die ganze Zeit hindurch bewaffnet. Nehmt jeden Besucher gefangen.
     
    Jarry wartete. Auf dem Grunde einer Schlucht unter einem Felsüberhang wartete Jarry. Auf dem Armaturenbrett seines Fliegers stand eine offene Flasche. Daneben befand sich ein kleines Etui aus weißem Metall.
    Jarry nahm einen letzten langen Schluck aus der Flasche, während er auf die Sendung wartete, von der er wußte, daß sie kommen würde.
    Als sie kam, streckte er sich auf dem Sitz aus und machte ein kleines Nickerchen.
    Als er erwachte, begann das Tageslicht zu verblassen.
    Die Sendung lief immer noch …
    „… Jarry. Man wird alle wecken und dann abstimmen. Komm zur Hauptkaverne zurück. Hier spricht Yan Turl. Bitte zerstöre keine weiteren Anlagen. Das ist nicht notwendig. Wir stimmen deinem Vorschlag zu, daß abgestimmt wird. Bitte, nimm sofort mit uns Verbindung auf. Wir erwarten deine Antwort, Jarry …“
    Er warf die leere Flasche durchs Fenster und lenkte den Flieger aus dem purpurnen Schatten nach oben.
     
    Als er auf die Landebühne in der Hauptkaverne herunterging, erwarteten sie ihn natürlich. Als er aus der Maschine stieg, richtete sich ein Dutzend Karabiner auf ihn.
    „Lege deine Waffen ab, Jarry“, sagte die Stimme von Yan Turl.
    „Ich bin nicht bewaffnet“, sagte Jarry. „Und mein Flieger ist es auch nicht“, fügte er hinzu; und das entsprach den Tatsachen, denn die Laserkanonen waren ausgebaut worden.
    Yan Turl kam auf ihn zu und sah ihn an.
    „Dann darfst du herunterkommen.“
    „Danke, aber es gefällt mir hier, wo ich bin.“
    „Du bist unser Gefangener.“
    „Was habt ihr mit mir vor?“
    „Wir werden dich wieder in Schlaf versetzen, bis zum Ende der Wartezeit. Komm jetzt herunter!“
    „Nein. Und versucht nicht zu schießen – oder einen Lähmstrahl einzusetzen, oder Gas. Wenn ihr das tut, sind wir alle im gleichen Augenblick tot.“
    „Was meinst du damit?“ fragte Turl und gab den Männern mit den Gewehren ein vorsichtiges Zeichen.
    „Mein Flieger ist eine Bombe“, sagte Jarry, „und ich halte den Auslöser hier in der rechten Hand.“ Er hob das weiße Metalletui. „Solange ich den Hebel hier niederdrücke, leben wir. Wenn mein Griff sich lockert, auch nur einen Augenblick lang, wird die darauffolgende Explosion ohne Zweifel diese ganze Kaverne vernichten.“
    „Ich glaube, du bluffst.“
    „Du weißt ja, wie du dich vergewissern kannst.“
    „Du wirst ebenfalls sterben, Jarry.“
    „Im Augenblick ist mir das eigentlich gleichgültig. Versucht auch nicht, mir die Hand abzuschießen, um die Sicherung zu zerstören“, warnte er, „denn auch damit ist eigentlich nichts auszurichten. Selbst wenn es euch gelingt, kostet euch das mindestens zwei Anlagen.“
    „Warum?“
    „Was glaubt ihr denn, was ich mit den Laserkanonen gemacht habe? Ich habe den Rotforms beigebracht, wie man damit umgeht. Im Augenblick sind diese Waffen von Rotforms besetzt und auf zwei Anlagen gerichtet. Wenn ich nicht bis zur Abenddämmerung persönlich bei meinen Kanonieren bin, werden sie das Feuer eröffnen. Und sobald sie ihre Zielobjekte vernichtet haben, werden sie weiterziehen und sich zwei neue aussuchen.“
    „Diesen Bestien hast du Laserprojektoren anvertraut?“
    „Das ist richtig. Also, wer wird hier jetzt anfangen, die anderen zur Abstimmung zu wecken?“
    Turl duckte sich, als wollte er ihn anspringen, schien es sich dann aber anders zu überlegen und entspannte sich etwas.
    „Warum hast du das getan, Jarry?“ fragte er. „Was bedeuten sie dir, daß du sogar deine eigenen Leute für sie leiden läßt?“
    „Da du nicht so empfinden kannst wie ich“, meinte Jarry, „würden dir meine Gründe nichts bedeuten. Schließlich basieren sie nur auf meinen Gefühlen, die anders sind als die deinen – denn meine basieren auf Sorge und Einsamkeit. Aber versuche es einmal so zu sehen: Ich bin ihr Gott. Man findet mein Abbild in jedem Lager, das sie haben.

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