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Die Türen seines Gesichts

Die Türen seines Gesichts

Titel: Die Türen seines Gesichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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der mich beunruhigt hatte …
    Aber im nächsten Augenblick war er weggewischt.
    „Ich muß jetzt wieder meinen Pflichten nachgehen.“ Sie trat an den Tisch und schloß die Bücher. „M’narra.“
    „Auf Wiedersehen.“ Ich schlüpfte in meine Stiefel.
    „Auf Wiedersehen, Gallinger.“
    Ich ging zur Tür hinaus, stieg in den Jeepster und fegte durch den Abend in die Nacht. Meine Schwingen aus wehendem Wüstensand flatterten langsam hinter mir.
     
    2.
     
    Ich hatte gerade eine kurze Grammatiksitzung mit Betty beendet und die Tür hinter ihr geschlossen, als ich die Stimmen im Flur hörte. Der Luftschlitz meiner Tür war einen Spalt geöffnet, und so stand ich dort und lauschte:
    Ich hörte Mortons kräftiges Tremolo: „Ob ihr’s glaubt oder nicht. Er hat vor einer Weile ‚Hallo’ zu mir gesagt.“
    „Hm!“ Emorys Elefantenlungen explodierten. „Entweder ist er krank, oder Sie standen ihm im Weg, und er wollte, daß Sie ihm Platz machen.“
    „Wahrscheinlich hat er mich nicht erkannt. Ich glaube nicht, daß er jetzt noch schläft, wo er diese Sprache, dieses neue Spielzeug hat. Ich hatte letzte Woche Nachtwache, und jede Nacht, wenn ich um drei Uhr an seiner Tür vorbeikam, hörte ich noch sein Tonbandgerät laufen. Um fünf Uhr, als ich abgelöst wurde, war er immer noch am Werk.“
    „Der Bursche arbeitet hart“, räumte Emory widerstrebend ein. „Ich glaub’ sogar, daß er irgendwelche Mittel nimmt, um wachzubleiben. Er sieht jetzt immer so glasig aus. Aber das ist, glaube ich, für einen Dichter ganz normal.“
    Betty war auch in der Nähe gestanden, denn jetzt schaltete sie sich ein:
    „Gleichgültig, was Sie von ihm denken; ich werde jedenfalls mindestens ein Jahr brauchen, um das zu lernen, was er in drei Wochen aufgenommen hat. Ich bin bloß Sprachwissenschaftlerin, keine Dichterin.“
    Morton mußte in stiller Leidenschaft für ihren kuhäugigen Charme entbrannt sein, anders kann ich mir seine nächste Bemerkung nicht erklären.
    „Als ich auf der Universität war, habe ich einen Kursus in moderner Dichtung belegt“, begann er. „Wir lasen sechs Autoren – Yeats, Pound, Eliot, Crane, Stevens und Gallinger –, und am letzten Tag des Semesters, als der Professor anscheinend das Bedürfnis hatte, eine kleine Rede zu halten, sagte er ‚diese sechs Namen stehen stellvertretend für unser Jahrhundert, und alle Rufe der Kritik und der Hölle werden ihnen nichts anhaben können.’
    Ich selbst“, fuhr er fort, „hielt seine Flöten des Krishna und seine Madrigale für großartig. Ich hielt es für eine Ehre, zu einer Expedition ausgewählt zu werden, an der er teilnahm.
    Ich glaube, er hat zwei Dutzend Worte mit mir gewechselt, seit ich ihm vorgestellt wurde“, schloß er dann.
    Jetzt kam die Verteidigung: „Haben Sie sich je überlegt“, meinte Betty, „daß er wegen seines Aussehens schreckliche Komplexe haben könnte? Außerdem war er das, was man ein Wunderkind nennt, und hatte wahrscheinlich nie Freunde auf der Schule. Er ist empfindlich und sehr introvertiert.“
    „Empfindlich? Komplexe?“ Emory klang, als müßte er ersticken. „Der Mann ist so stolz wie Luzifer und eine einzige wandelnde Beleidigung. Man braucht bloß den richtigen Knopf zu drücken wie zum Beispiel ‚Hallo’ oder ‚Schöner Tag heute’, und er macht Ihnen eine lange Nase. Für ihn ist das ein Reflex.“
    Sie murmelten noch ein paar Freundlichkeiten und entfernten sich dann.
    Nun sei gesegnet, Morton. Du kleiner pickeliger Kenner! Ich habe nie einen Kurs in Dichtkunst genommen, aber ich bin froh, daß jemand das gesagt hat. Die Kräfte der Hölle! Nun schön! Vielleicht hat irgend jemand Daddys Gebete erhört, und ich bin trotz alledem ein Missionar! Nur …
    … nur, daß ein Missionar etwas braucht, zu dem er die Leute bekehren kann. Ich habe mein privates System der Ästhetik, und ich nehme an, daß daraus irgendwo als Nebenprodukt so etwas wie eine Ethik herauskommt. Aber wenn ich je etwas zu predigen hätte, selbst in meinen Gedichten, so wäre ich nicht daran interessiert, es solch niedrigem Volk wie euch darzubringen. Schön, haltet mich für einen Snob, ich bin auch einer, in meinem Himmel ist kein Platz für euch, das ist ein privater Club, wo Swift, Shaw und Petronius Arbiter meine Gäste sind.
    Oh, und was für Gastmähler wir haben! Wir sezieren dort die Trimalchios und die Emorys! Und bis wir zur Suppe kommen, sind wir mit dir fertig, Morton!
    Ich drehte mich herum und setzte mich an meinen

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