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Die Türen seines Gesichts

Die Türen seines Gesichts

Titel: Die Türen seines Gesichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Sie, ich bin hergekommen, um Sie um einen Gefallen zu bitten.“
    „Was darf s denn sein?“
    „Ich möchte eine Rose.“
    „Eine was?“
    „Eine Rose. Sie wissen schon, eine hübsche, nette rote American Beauty, Domen, wohlriechend …“
    „Ich glaube nicht, daß das in diesem Boden geht.“ Schnief.
    „Nein. Sie verstehen mich nicht. Ich möchte sie nicht pflanzen, ich will bloß die Blume.“
    „Ich müßte es in den Tanks machen.“ Er kratzte sich den haarlosen Schädel. „Es würde mindestens drei Monate dauern, bis Sie Blumen haben, selbst wenn ich eine schnellwüchsige Sorte nehme.“
    „Tun Sie das für mich?“
    „Sicher, wenn Ihnen das Warten nichts ausmacht.“
    „Gar nichts. Drei Monate wären sogar gerade richtig, das ist unmittelbar bevor wir wieder abreisen.“ Ich sah mich in den Teichen mit kriechendem Schleim um. „Ich gehe heute nach Tirellian und werde mich dort niederlassen, aber ich komme immer wieder mal vorbei. Wenn sie blüht, werde ich hier sein.“
    „So, Sie ziehen also zu denen. Moore sagte, sie seien eine geschlossene Gruppe.“
    „Ich schätze, dann gehöre ich eben dazu.“
    „Scheint so, obwohl ich immer noch nicht begreife, wie Sie ihre Sprache lernen konnten. Ich hatte natürlich schon Schwierigkeiten mit Französisch und Deutsch, als ich noch auf der Universität war, aber letzte Woche hörte ich Betty, wie sie es uns beim Mittagessen demonstrierte. Das Ganze klingt einfach eigenartig. Sie sagte, wenn man marsianisch spricht, ist das, als wollte man ein Kreuzworträtsel in der ‚Times’ machen und gleichzeitig versuchen, Vogelstimmen zu imitieren.“
    Ich lachte und nahm die Zigarette, die er mir anbot.
    „Es ist schon eine komplizierte Sprache“, räumte ich ein, „aber, nun, wenn Sie hier plötzlich eine neue Klasse von Mycetae fänden, dann würden Sie auch nachts davon träumen.“
    Seine Augen leuchteten.
    „Das wäre was! Und vielleicht gelingt mir das sogar, wissen Sie.“
    „Nun, vielleicht.“
    Er lachte, als wir zur Tür gingen.
    „Ich fange heute abend noch mit Ihren Rosen an. Und übertreiben Sie es nicht dort unten.“
    „Sicher. Und vielen Dank auch.“
    Wie gesagt, ein Pilzfan, aber ein anständiger Bursche.
     
    Mein Quartier in der Zitadelle von Tirellian lag unmittelbar neben dem Tempel, an der Innenseite, etwas zur Linken. Es war wesentlich bequemer als meine enge Kabine, und ich stellte sehr zufrieden fest, daß die marsianische Kultur so weit fortgeschritten war, daß sie den Vorteil einer Matratze im Gegensatz zu den Strohschütten entdeckt hatten. Das Bett war sogar lang genug, um mir ausreichend Platz zu bieten, was mich überraschte.
    Also packte ich aus und machte sechzehn Kleinbildaufnahmen vom Tempel, ehe ich mich der Bücher annahm.
    Ich fotografierte, bis ich es leid war, Seiten umzublättern, ohne zu wissen, was auf ihnen stand. Also begann ich damit, ein Geschichtswerk zu übersetzen.
    „Im siebenunddreißigsten Jahr des Cillen kamen die Regen und bescherten große Freude, denn dies war ein seltenes, unerwartetes Ereignis, das man gemeinhin als Segen auffaßte.
    Aber es war nicht der lebensspendende Samen des Malann, der aus den Himmeln fiel. Es war das Blut des Universums, das aus einer Ader tropfte. Und die letzten Tage brachen über uns herein. Der letzte Tanz sollte beginnen.
    Die Regen brachten die Pest, die nicht tötet, und die letzten Schritte des Locar begannen …“
    Ich fragte mich, was, zum Teufel, Tamur damit meinte, denn er war schließlich Historiker und damit gewohnt, Tatsachen zu schildern. Das war nicht ihre Apokalypse.
    Oder doch …?
    Warum nicht, sinnierte ich. Die Handvoll Leute in Tirellian waren der Überrest einer einst offensichtlich hochentwickelten Kultur. Sie hatten Kriege erlebt, aber keine solchen, die alles vernichteten; Wissenschaft, aber wenig Technik. Eine Pest, eine Pest, die nicht tötete …? War es das vielleicht gewesen? Doch wie, wenn sie nicht tödlich war?
    Ich las weiter, aber die Pest wurde nicht näher geschildert. Ich blätterte um, überflog manche Seiten, fand aber nichts.
    M’Cwyie! M’Cwyie! Wenn ich begierig bin, die Fragen zu stellen, bist du nicht da! Ob es ein Faux pas wäre, nach ihr zu suchen? Ja, entschied ich. Ich war auf die Räume beschränkt, die man mir gezeigt hatte, so waren wir, ohne es auszusprechen, übereingekommen. Ich würde warten müssen.
    Also fluchte ich lang und laut und in vielen Sprachen, so daß Malanns geheiligte Ohren vermutlich

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