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Die Türen seines Gesichts

Die Türen seines Gesichts

Titel: Die Türen seines Gesichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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nicht.“
    „Vielleicht“, sagte sie.
    „Komm herunter.“
    „Nein, komm du herauf.“
    Ich kletterte, aber als ich hinkam, war sie zwanzig Fuß weiter oben.
    „Mädchen, du kletterst gut“, sagte ich, und sie lachte und wandte sich ab.
    Ich verfolgte sie fünf Minuten lang und konnte sie nicht einfangen. An der Art, wie sie sich bewegte, war etwas Unnatürliches.
    Als sie sich wieder umdrehte, hörte ich auf zu klettern. Wir waren immer noch zwanzig Fuß voneinander entfernt.
    „Ich denke, du willst in Wirklichkeit gar nicht, daß ich zu dir komme“, sagte ich.
    „Natürlich will ich das, aber zuerst mußt du mich fangen.“ Und sie wandte sich wieder um, und ich spürte eine gewisse Wut in mir.
    Es stand geschrieben, daß niemand besser klettern konnte als Mad Jack. Ich hatte es geschrieben.
    Ich schwang meinen Pickel und bewegte mich wie eine Eidechse.
    Ein paarmal kam ich ihr ganz nahe, aber nie nahe genug.
    Die Schmerzen des Tages fingen wieder in meinen Muskeln an, aber ich zog mich in die Höhe, ohne mein Tempo zu verlangsamen. Ganz undeutlich kam mir in den Sinn, daß das Lager jetzt weit unter mir lag und daß ich allein durch die Finsternis einen mir unbekannten Abhang hinaufkletterte. Aber ich hielt nicht an. Vielmehr beeilte ich mich, und der Atem begann in meinen Lungen zu brennen. Ich hörte ihr Lachen, und damit forderte sie mich heraus. Dann erreichte ich einen zwei Zoll breiten Felssims, und sie bewegte sich daran entlang. Ich folgte ihr, um einen großen Felsvorsprung herum, bis der Sims endete. Dann stand sie neunzig Fuß über mir, auf der Spitze einer glatten Felszinne. Die Zinne sah aus wie ein nach oben zulaufender, astloser Baum. Wie sie das geschafft hatte, wußte ich nicht. Mein Atem ging inzwischen keuchend, aber ich schlang mein Seil um die Zinne und begann zu klettern. Und dabei sprach sie:
    „Wirst du nie müde, Whitey? Ich hätte gedacht, du wärest inzwischen schon zusammengebrochen.“
    Ich zog an dem Seil und kletterte weiter.
    „Nach hier oben schaffst du es nicht, weißt du.“
    „Ich weiß es nicht“, knurrte ich.
    „Warum bist du so erpicht darauf, hier oben zu klettern? Es gibt andere hübsche Berge.“
    „Das hier ist der größte, Mädchen. Deshalb.“
    „Es ist nicht zu schaffen.“
    „Warum dann all die Mühe, es mir auszureden? Warum es dann nicht einfach dem Berg überlassen?“
    Als ich mich ihr näherte, verschwand sie. Ich schaffte es bis zu der Spitze, auf der sie gestanden hatte, und brach dort zusammen.
    Dann hörte ich wieder ihre Stimme und wandte den Kopf. Sie stand auf einem Sims, vielleicht achtzig Fuß entfernt.
    „Ich hätte nicht gedacht, daß du es so weit schaffen würdest“, sagte sie. „Du bist ein Narr. Lebewohl, Whitey.“ Dann war sie verschwunden.
    Ich saß auf der winzigen Spitze der Felszinne – vielleicht waren es insgesamt vier Quadratfuß – und wußte, daß ich dort nicht schlafen konnte, weil ich abstürzen würde. Und ich war müde.
    Ich rief mir alle meine Lieblingsflüche ins Gedächtnis zurück und sagte sie alle, aber davon fühlte ich mich auch nicht besser. Ich durfte nicht zulassen, daß ich einschlief. Ich blickte nach unten. Ich wußte, daß es ein weiter Weg sein würde. Ich wußte, daß sie nicht glaubte, daß ich es schaffen würde.
    Ich begann mit dem Abstieg.
    Am folgenden Morgen, als sie mich schüttelten, war ich immer noch müde. Ich erzählte ihnen die Geschichte der letzten Nacht, und sie glaubten mir nicht. Erst später am Tage glaubten sie mir, als ich uns um den großen Felsvorsprung herumführte und ihnen die Zinne zeigte, die wie ein nach oben zulaufender, astloser Baum dastand, neunzig Fuß hoch, mitten in der Luft.
     
    5.
     
    Die nächsten zwei Tage zogen wir stetig nach oben. Wir schafften knapp unter zehntausend Fuß. Dann verbrachten wir einen ganzen Tag damit, uns an einer mächtigen glatten Wand nach oben zu arbeiten, mit Hämmern und Hacken. Sechshundert Fuß waren es. Dann führte unser Weg nach rechts, dann wieder nach oben. Bald darauf stiegen wir an der Westflanke des Berges höher. Als wir die Neunzigtausendfußmarke überschritten, hielten wir inne und gratulierten uns, weil wir gerade den Kasla-Rekord eingestellt hatten, und dann erinnerten wir einander, daß wir noch nicht einmal die Hälfte des Weges geschafft hatten. Dazu hatten wir weitere zweieinhalb Tage gebraucht, und inzwischen lag das Land wie eine Landkarte unter uns.
    Und dann, in jener Nacht, sahen wir alle die Gestalt

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