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Die Türen seines Gesichts

Die Türen seines Gesichts

Titel: Die Türen seines Gesichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Weg, den er in die Felswand geschlagen hatte. Ich begann aufzuholen, weil er immer noch Stufen schlagen mußte, und ich dieses Problem nicht hatte. Dann hörte ich ihn reden:
    „Noch nicht, Großer, noch nicht“, sagte er hinter einer Wand elektrischer Störungen. „Hier ist ein Sims …“
    Ich blickte nach oben, und er verschwand.
    Dann peitschte der feurige Schweif über die Stelle, auf der ich ihn zuletzt gesehen hatte, und ich hörte ihn fluchen und spürte das Vibrieren seiner pneumatischen Pistole. Der Schweif schnappte wieder zurück, und ich hörte ein weiteres „Verdammt!“
     
    Ich beeilte mich, streckte mich, schuftete, klammerte mich an den Stufen fest, die er geschlagen hatte, und dann hörte ich ihn plötzlich zu singen anfangen. Etwas aus Aida, denke ich.
    „Verdammt! Warte doch!“ sagte ich. „Ich bin nur ein paar hundert Fuß hinter dir.“
    Er fuhr fort zu singen.
    Mir begann schwindlig zu werden, aber ich konnte mein Tempo nicht verlangsamen. Mein rechter Arm fühlte sich an wie ein Stück Holz, mein linker wie ein Stück Eis. Meine Füße waren Hufe, und die Augen brannten mir im Schädel.
    Dann geschah es.
    Wie eine Bombe endeten die Schlange und das Peitschen in einem grellen Blitz, der mich schwanken machte und bei dem ich beinahe den Halt verloren hätte. Ich klammerte mich an die Bergwand und drückte die Augen zu, um sie vor dem Licht zu schützen.
    „Mallardi?“ sagte ich.
    Keine Antwort. Nichts.
    Ich blickte nach unten. Henry klammerte sich immer noch an die Wand. Ich kletterte weiter.
    Ich erreichte den Sims, den Mallardi erwähnt hatte, und fand ihn dort.
    Sein Atemgerät arbeitete immer noch. Sein Schutzanzug war an der rechten Seite geschwärzt und versengt. Die Hälfte seines Pickels war weggeschmolzen. Ich hob seine Schultern an.
    Ich drehte die Lautstärke seines Funkgerätes hoch und hörte seinen Atem. Seine Augen öffneten sich, schlossen sich, öffneten sich.
    „Alles in Ordnung …“, sagte er.
    „Alles in Ordnung – zum Teufel! Wo tut es weh?“
    „Nirgends … ich fühle mich prima … Hör zu! Ich denke, es hat seinen Saft für eine Weile verbraucht … Geh hinauf und setz die Fahne. Aber stütz mich hier zuerst. Ich will zusehen …“
    Ich schob ihn zurecht, drückte seine Wasserflasche, hörte zu, wie er schluckte. Dann wartete ich, bis Henry mich eingeholt hatte. Es dauerte etwa sechs Minuten.
    „Ich bleibe hier“, sagte Henry und hockte sich neben ihn. „Tu du es.“
    Ich ging das letzte Stück an.
     
    7.
     
    Ich schlug und schnitt und sprengte und kroch. Ein Teil des Eises war geschmolzen, die Felsen waren versengt.
    Nichts kam, um sich mir in den Weg zu stellen. Die Störgeräusche waren mit dem Drachen verschwunden. Es herrschte Schweigen und jene Dunkelheit, die sich zwischen den Sternen dehnte.
    Ich kletterte langsam, von dem letzten Sprint noch müde, aber entschlossen, nicht haltzumachen.
    Mit Ausnahme von sechzig Fuß lag die ganze Welt unter mir, und der Himmel hing über mir, und ganz oben blinzelte eine Rakete. Vielleicht waren es die Presseleute mit Zoom-Kameras.
    Fünfzig Fuß …
    Kein Vogel, kein Bogenschütze, kein Engel, kein Mädchen.
    Vierzig Fuß …
    Ich fing an zu zittern. Das war die nervöse Spannung. Ich riß mich zusammen, ging weiter.
    Dreißig Fuß … und jetzt schien der Berg zu schwanken.
    Fünfundzwanzig … mir wurde schwindlig, ich blieb stehen, trank einen Schluck.
    Dann wieder Klick, Klick, mein Pickel.
    Zwanzig …
    Fünfzehn …
    Zehn …
    Ich stellte mich gegen den letzten Angriff des Berges, was auch immer er sein mochte.
    Fünf …
    Nichts geschah, als ich ankam.
    Ich stand auf. Ich konnte nicht höher gehen.
    Ich blickte zum Himmel, ich blickte nach unten. Ich winkte dem flammenden Raketenstrahl zu.
    Ich schob die Stange auseinander und befestigte die Fahne daran.
    Ich pflanzte sie an den Ort, wo nie eine Brise sie zum Flattern bringen würde. In mein Funkgerät sagte ich: „Ich bin hier.“
    Sonst nichts.
     
    Es war Zeit, wieder hinunterzugehen und Henry seine Chance zu geben, aber ehe ich mich zum Gehen wandte, blickte ich die westliche Wand hinunter.
    Die Lady blinzelte wieder. Vielleicht achthundert Fuß unter mir leuchtete das rote Licht. War es das vielleicht gewesen, was ich von der Stadt aus gesehen hatte, in jener Nacht, während des Sturmes vor so langer Zeit?
    Ich wußte es nicht, aber ich mußte es wissen.
    Ich sprach in das Funkgerät.
    „Wie geht’s Mallardi?“
    „Ich bin gerade

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