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Die Türen seines Gesichts

Die Türen seines Gesichts

Titel: Die Türen seines Gesichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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darauffolgende Nacht wieder zurück auf vier.
    Die Geschöpfe heulten jetzt rings um uns, und das Land pulsierte unter uns, und manchmal schien der Berg zu schwanken.
    Wir schlugen uns einen Weg auf hundertsechsundachtzig, und dann kämpften wir drei Tage darum, weitere tausend Fuß weiterzukommen. Alles, was wir berührten, war kalt und glatt und schlüpfrig, funkelte und war von einem bläulichen Schein umgeben.
    Als wir die einhundertneunzig erreichten, sah Henry sich um und schauderte.
    „Ich mache mir jetzt keine Sorgen mehr, ob wir die Spitze erreichen“, sagte er. „Jetzt beunruhigt mich der Weg zurück. Die Wolken sind dort unten wie kleine Baumwollfetzen.“
    „Je früher wir oben sind, desto früher sind wir wieder unten“, sagte ich, und wir fingen wieder zu klettern an.
    Wir brauchten eine weitere Woche, um uns bis auf eine Meile an den Gipfel heranzuarbeiten. All die Feuergeschöpfe hatten sich zurückgezogen, aber zwei Eislawinen zeigten uns, daß wir immer noch unerwünscht waren. Die erste überlebten wir ohne Schaden, aber bei der zweiten verstauchte Kelly sich den rechten Knöchel, und Doc dachte, daß er sich vielleicht auch ein paar Rippen gebrochen hatte.
    Wir schlugen unser Lager auf. Doc blieb mit ihm dort; Henry und Mallardi und ich nahmen die letzte Meile in Angriff.
    Jetzt wurde es höllisch. Es war ein Berg aus Glas geworden. Wir mußten für jeden Fußbreit Boden, den wir weiter nach oben rückten, eine Stufe schlagen. Wir arbeiteten in Schichten. Wir kämpften um alles, das wir gewannen. Unsere Rucksäcke wurden monströse Lasten und unsere Finger taub. Unser Verteidigungssystem, die Projektoren, schienen ihre Wirkung zu verlieren, oder etwas anderes verstärkte seine Mühe, denn die Schlangen glitten jetzt immer näher, brannten heller. Sie bereiteten meinen Augen Schmerz, und ich verfluchte sie.
    Als wir uns dem Gipfel auf tausend Fuß genähert hatten, gruben wir uns ein und bauten wieder ein Lager. Die nächsten paar hundert Fuß sahen leichter aus, dann kam eine schwierige Stelle, und wie es darüber sein würde, war von hieraus nicht zu erkennen.
    Als wir erwachten, waren nur noch Henry und ich da. Nichts ließ erkennen, wohin Mallardi verschwunden war. Henry schaltete sein Funkgerät auf Docs Frequenz und rief nach unten. Ich konnte mich gerade noch einschalten, um ihn sagen zu hören: „… hab ihn nicht gesehen.“
    „Wie geht’s Kelly?“ fragte ich.
    „Besser“, erwiderte er. „Vielleicht sind die Rippen gar nicht gebrochen.“
    Dann funkte Mallardi uns an.
    „Ich bin vierhundert Fuß über euch, Leute“, kam seine Stimme herein. „Bis hier war es einfach, aber jetzt wird es wieder durchwachsen.“
    „Warum bist du allein losgezogen?“ fragte ich.
    „Weil ich denke, daß irgend etwas bald versuchen wird, mich zu töten“, sagte er. „Es ist vor mir, wartet am Gipfel. Wahrscheinlich könnt ihr es von dort aus sehen. Es ist eine Schlange.“
    Henry und ich nahmen die Feldstecher.
    Schlange? Drache wäre ein besseres Wort gewesen – oder vielleicht sogar Midgardschlange.
    Das Untier hatte sich um den Gipfel geschlungen, den Kopf erhoben. Es schien ein paar hundert Fuß lang zu sein, und sein Kopf bewegte sich hin und her und auf und ab, und wenn es den Atem ausstieß, dann sah es aus wie eine Sonnenkorona.
    Dann entdeckte ich Mallardi, der darauf zukletterte.
    „Geh nicht weiter!“ rief ich. „Ich weiß nicht, ob deine Einheit dich gegen so etwas schützen wird! Warte, bis ich Doc angerufen …“
    „Keine Chance“, sagte er. „Dieses Baby gehört mir.“
    „Hör zu! Du kannst der erste auf diesem Berg sein, wenn es das ist, was du willst! Aber laß dich nicht allein mit diesem Ding ein!“
    Ein Lachen war seine einzige Antwort darauf.
    „Zu dritt können wir vielleicht dagegen bestehen“, sagte ich. „Warte auf uns.“
    Es kam keine Antwort, und wir fingen zu klettern an.
    Ich ließ Henry weit unter mir. Das Geschöpf war ein sich bewegendes Licht am Himmel. Ich legte ganz schnell zweihundert Fuß zurück, und als ich wieder hinaufblickte, sah ich, daß das Geschöpf sich inzwischen zwei weitere Köpfe hatte wachsen lassen. Blitze schossen aus seinen Nüstern, und sein Schweif peitschte um den Berg. Ich legte weitere hundert Fuß zurück, und jetzt konnte ich Mallardi deutlich sehen; er kletterte stetig, und seine Silhouette zeichnete sich deutlich vor dem grellen Licht ab. Ich schwang meinen Pickel, keuchte und kämpfte gegen den Berg, folgte dem

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