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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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überwinden wollten.
    Ituralde nahm den Gürtel des Asha’man und band damit den Oberschenkel ab. Das war der einzige Gedanke, der ihn antrieb. Noch immer dröhnte sein Kopf von der Explosion.
    Die Stadt ist verloren … Beim Licht! Sie ist verloren, einfach so!
    Hände halfen ihm auf. Benommen schaute er sich um. Connel - er hatte die Druckwelle überlebt, auch wenn sein Mantel nur noch aus Fetzen bestand. Er zog Ituralde weg, während sich zwei Soldaten um Deepe kümmerten.
    Die nächsten Minuten waren wie ein Fiebertraum. Ituralde stolperte die Mauertreppe hinunter und wäre um ein Haar kopfüber fünfzehn Fuß tief auf das Pflaster gestürzt. Allein Connels Hände verhinderten den Sturz. Und dann… ein Zelt? Ein großes Zelt mit aufgerollten Wänden? Ein Schlachtfeld sollte nicht so ruhig sein.
    Eiseskälte schlug über ihm zusammen. Er schrie auf. Laute trommelten gegen seine Ohren und seinen Verstand. Schreie, berstender Stein, Trompeten, dröhnende Trommeln. Sterbende Männer. All das traf ihn auf einmal, als hätte man ihm Stöpsel aus den Ohren gerissen.
    Er schüttelte sich, rang keuchend nach Luft. Er befand sich im Krankenzelt. Antail, der stille Asha’man mit dem schütteren Haar, stand über ihn gebeugt. Beim Licht, er war erschöpft! Zu wenig Schlaf und die Belastung durch das Heilen. Als ihn der Schlachtenlärm vereinnahmte, wurden seine Lider verräterisch schwer.
    »Lord Ituralde«, sagte Antail. »Ich habe ein Gewebe, das wird Euch nicht gut fühlen lassen, aber Ihr werdet glauben, dass es Euch gut geht. Es könnte Euch schaden. Soll ich weitermachen?«
    »Ich…«, sagte Ituralde. Das Wort kam nur als Murmeln heraus. »Es…«
    »Blut und verdammte Asche«, murmelte Antail. Er griff zu. Eine weitere Welle der Macht durchströmte Ituralde. Es war, als würde ein Besen durch ihn hindurchfegen und Erschöpfung und Verwirrung mit sich nehmen, seine Sinne wiederherstellen und ihn sich wie nach einer großartigen Nachtruhe fühlen lassen. Sein rechtes Auge schmerzte nicht mehr.
    Tief in seinem Inneren lauerte etwas, eine Erschöpfung. Die konnte er ignorieren. Er setzte sich auf, atmete ein und aus, dann sah er Antail an. »Also das ist ein nützliches Gewebe, mein Sohn. Ihr hättet mir sagen sollen, dass Ihr dazu imstande seid!«
    »Es ist gefährlich«, wiederholte Antail. »Viel gefährlicher als die Version der Frauen, wie man mir sagte. In mancherlei Hinsicht effektiver. Ihr tauscht jetzige Aufmerksamkeit gegen eine größere Erschöpfung später.«
    »Später sitzen wir nicht mitten in einer Stadt, die den Trollocs zum Opfer fällt. Zumindest nicht, wenn es das Licht will. Deepe?«
    »Ich habe mich zuerst um ihn gekümmert.« Antail zeigte auf den Asha’man, der mit angesengter Kleidung und blutverschmiertem Gesicht auf einer Pritsche in der Nähe lag. Sein rechtes Bein endete in einem geheilten Stumpf, und er schien ruhig zu atmen, auch wenn er bewusstlos war.
    »Connel!«, rief Ituralde.
    »Mein Lord«, sagte der Soldat und trat vor. Er hatte eine Abteilung Soldaten mitgebracht, die als persönliche Leibwache dienten.
    »Wir wollen uns diesen Schlamassel ansehen«, sagte Ituralde. Er rannte aus dem Zelt und schlug die Richtung zum Cordamorapalast ein. In der Stadt herrschte Chaos, Gruppen aus Saldaeanern und Domani eilten umher. Connel bewies Voraussicht und schickte einen Boten los, der Yoeli finden sollte.
    Der Palast stand direkt in der Nähe des vorderen Stadttors. Die Explosion hatte seine Fassade beschädigt, aber das Gebäude sah noch immer stabil aus. Ituralde hatte es als Kommandoposten bestimmt. Die Männer würden erwarten, ihn hier zu finden. Sie rannten hinein. Connel trug Ituraldes Schwert - irgendwann war der Gürtel zerschnitten worden. Sie stiegen in die zweite Etage, dann rannten sie auf einen Balkon, der auf die von der Explosion verwüstete Gegend hinausschaute.
    Es war, wie Ituralde befürchtet hatte: die Stadt war verloren. Die Bresche in der Mauer wurde von einem hastig zusammengezogenen Kommando verteidigt. Ein ständig wachsender Strom Trollocs schleuderte Flöße in den Graben, einige eilten bereits vorwärts, gefolgt von Blassen. Desorientierte Männer rannten durch die Straßen.
    Hätte er mehr Zeit zur Vorbereitung gehabt, hätte er standhalten können, genau wie er Deepe gesagt hatte. Das war vorbei. Beim Licht, diese Verteidigung ist eine Katastrophe nach der anderen gewesen.
    »Sammelt die Asha’man«, befahl Ituralde. »Und jeden meiner Offiziere, die Ihr

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