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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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einen Brief von Gregorin den Lushenos von Illian beantworten. Sie hatte ihm nicht mitgeteilt, dass sich Mattin Stepaneos in der Weißen Burg in ihrer Obhut befand, es aber angedeutet. Sie hatte auch schon mit Mattin gesprochen und ihn wissen lassen, dass er jederzeit gehen konnte, wenn er wollte. Sie würde keine Monarchen gegen deren Willen festhalten.
    Dummerweise fürchtete Mattin nun um sein Leben, sollte er zurückkehren. Er war zu lange weg und betrachtete Illian als in derTasche des Wiedergeborenen Drachen. Was vermutlich auch der Wahrheit entsprach. Was für ein Durcheinander.
    Ein Problem nach dem anderen. Gregorin, der Statthalter von Illian, konnte sich nicht dazu durchringen, ihre Sache zu unterstützen - er schien eingeschüchterter von Rand zu sein als Darlin, und für ihn waren die Seanchaner keine ferne Sorge. Im Grunde pochten sie schon an seine Stadttore.
    Sie schrieb Gregorin einen energischen Brief und gab ihm ein ähnliches Versprechen wie Darlin. Vielleicht konnte sie dafür sorgen, dass sich Mattin aus allem heraushielt, wenn Gregorin dafür im Austausch seine Heere nach Norden führte - etwas, das möglicherweise beide Männer wollten, obwohl sie das Gregorin natürlich nicht wissen lassen würde.
    Plötzlich wurde ihr bewusst, was sie da tat. Sie benutzte Rands Ankündigung als Signalfeuer, um das sich die Monarchen versammeln konnten, um sich zugleich an die Weiße Burg zu binden. Sie würden kommen, um ihre Argumente gegen die Vernichtung der Siegel zu unterstützen. Aber am Ende würden sie der Menschheit in der Letzten Schlacht dienen.
    Ein Klopfen ertönte. Sie schaute auf, als Silviana hereinschaute. Die Frau hielt einen Brief in die Höhe. Er war fest zusammengerollt, also hatte ihn eine Taube gebracht.
    »Ihr seht grimmig aus«, bemerkte Egwene.
    »Die Invasion hat begonnen. Die Wachtürme an der Grenze zur Großen Fäule verstummen, einer nach dem anderen. Angriffswellen von Trollocs stoßen unter schwarz brodelnden Wolken vor. Kandor, Ära fei und Saldaea befinden sich im Krieg.«
    »Halten sie stand?« Egwene verspürte einen Stich der Furcht.
    »Ja«, sagte Silviana. »Aber Neuigkeiten kommen nur bruchstückhaft. Dieser Brief ist von einer Augen-und-Ohren, der ich vertraue, und sie behauptet, dass es seit den Trolloc-Kriegen keinen so massiven Angriff mehr gegeben hat.«
    Egwene holte tief Luft. »Was ist mit dem Tarwin-Pass?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Findet es heraus. Ruft Siuan her. Sie weiß vielleicht mehr. Das Netzwerk der Blauen ist immer noch das größte.« Natürlich würde auch Siuan nicht alles wissen, aber sie würde ihre Finger drin haben.
    Silviana nickte knapp. Sie sparte sich die offensichtliche Bemerkung - dass das Netzwerk der Blauen das der Blauen Ajah war und die Amyrlin nichts anging. Nun, die Letzte Schlacht war da. Da mussten eben Konzessionen gemacht werden.
    Silviana schloss leise die Tür, und Egwene nahm ihre Schreibfeder, um ihren Brief an Gregorin zu beenden. Ein weiteres Klopfen, dieses Mal nur drängender, unterbrach sie erneut. Einen Augenblick später stieß Silviana die Tür auf.
    »Mutter«, sagte sie. »Sie treffen sich. Genau wie Ihr voraussagtet!«
    Zorn flammte in Egwene auf. Ruhig legte sie die Feder nieder und stand auf. »Dann wollen wir uns zu ihnen gesellen.«
    Mit eiligen Schritten verließ sie ihr Arbeitszimmer. Im Vorraum der Behüterin passierte sie zwei Aufgenommene - Nicola, die man gerade erst erhoben hatte, und Nissa. Egwene hätte gern gesehen, wenn man beide vor der Letzten Schlacht noch zur Stola erhoben hätte. Sie waren jung, aber mächtig, und jede Schwester wurde gebraucht - selbst eine wie Nicola, die in der Vergangenheit ein geradezu schreckliches Urteilsvermögen bewiesen hatte.
    Diese beiden hatten die Nachricht über den Saal gebracht; Novizinnen und Aufgenommene standen am loyalsten zu Egwene, wurden aber oft von den Schwestern ignoriert. Sie blieben zurück, während Egwene und Silviana zum Saal eilten.
    »Ich kann nicht glauben, dass sie das versuchen«, sagte Silviana unterwegs leise.
    »Es ist nicht so, wie Ihr denkt«, mutmaßte Egwene. »Sie werden nicht versuchen, mich abzusetzen. Dazu ist die Spaltung noch zu frisch in ihrem Gedächtnis.«.
    »Warum dann ohne Euch zusammentreffen?«
    »Man kann auch etwas gegen die Amyrlin unternehmen, ohne sie abzusetzen.«
    Sie hatte schon eine Weile damit gerechnet, aber das machte es nicht weniger ärgerlich. Aes Sedai waren unglücklicherweise nun einmal Aes Sedai.

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