Die Unbezähmbare
Feinfühligkeit des jungen Mannes, den sie damals gekannt hatte.
“Hast du daran gezweifelt, meine Jasmine?”
Der Klang seiner Stimme ließ sie erschauern. Sie war tief und sexy, schön und gefährlich. Vertraut und doch anders. “Nein.”
Tariq hob die Brauen. “Und doch bist du hier?”
Mit zitternden Lippen holte Jasmine Luft. Der Blick aus seinen dunklen Augen ruhte auf ihr wie der eines Raubtiers kurz vor dem tödlichen Angriff.
“Ja, ich bin hier.”
In dem Moment setzte sich der Wagen in Bewegung. Jasmine schaffte es gerade noch, sich an der Kante der Sitzbank festzuhalten, doch Tariq legte die Arme um sie und hob sie auf seinen Schoß.
Sie hielt sich an seinen breiten Schultern fest. Der Stoff seines weißen Gewandes verzog sich unter ihren Fingern. Sie wehrte sich nicht. Auch nicht, als er ihr Kinn umfasste und ihren Kopf so drehte, dass sie ihn ansehen musste. Seine grünen Augen schienen Funken zu sprühen – Funken des Zorns.
“Warum bist du hier?” Der Griff seiner Arme wurde noch fester, als der Wagen über eine Unebenheit holperte. Tariq war so viel größer als sie, so viel stärker. Jasmine fühlte sich ihm völlig ausgeliefert.
“Weil du mich brauchst.”
Sein Lachen war wie das Echo eines schmerzlichen Aufstöhnens. Es tat ihr weh. “Oder weil du beschlossen hast, noch eine kleine Liaison mit einem exotischen Wilden zu haben, bevor du den Mann heiratest, den deine Familie für dich ausgesucht hat?” Mit einem Fluch schob er sie zurück auf ihren Sitz.
Jasmine hob trotzig ihr Kinn. “Ich habe keine Liaisons.” Sein Misstrauen war offensichtlich, aber das war kein Grund für sie zu verzagen.
“Nein”, sagte er kalt. “Wenn, dann wäre es eine leidenschaftliche Liebe, wenn auch nicht unbedingt von deiner Seite.”
Jasmines ohnehin labiles Selbstvertrauen erlitt einen herben Schlag. Ihr Leben lang hatte sie darum gekämpft, geliebt und akzeptiert zu werden. Doch nun schien selbst Tariq, der einzige Mann, der sie jemals so behandelt hatte, als ob sie der Liebe wert wäre, seine Meinung geändert zu haben.
“Du kannst einen Mann wie Tariq nicht halten. Er wird dich vergessen, sobald eine glamouröse Prinzessin auftaucht.”
Plötzlich hallten Sarahs Worte in ihrem Gedächtnis wider. Diese Warnung ihrer älteren Schwester, die so viel besser Bescheid wusste über Männer, hatte ihr damals vor vier Jahren den letzten vernichtenden Schlag versetzt. Was, wenn es nicht nur Gehässigkeit gewesen war? Was, wenn Sarah recht hatte?
Als Jasmine den schicksalhaften Entschluss gefasst hatte, Tariq aufzusuchen, war sie sich keineswegs sicher gewesen, dass sie tatsächlich wieder Zugang zu dem Mann finden würde, den sie einst gekannt hatte. Wie aber sollte sie nun Zugang zu dem Mann finden, zu dem er geworden war? Voller Zweifel wandte sie sich ab und sah aus dem Fenster. Nichts als endlose Wüste erstreckte sich hinter den getönten Scheiben.
Starke Finger umfassten ihr Kinn und zwangen sie, sich dem Mann, der angespannt wie ein Panter vor dem Sprung ihr gegenübersaß, erneut zuzuwenden. Seine grünen Augen übten einen geradezu hypnotischen Zwang aus. “Ich werde dich hierbehalten, meine Jasmine.” Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
“Und wenn ich nicht möchte, dass …” Sie hielt inne, auf der Suche nach den richtigen Worten.
“… ich dich wie eine Sklavin halte?”, beendete er den Satz für sie.
Jasmine schluckte. Einerseits hatte sie tatsächlich Angst vor der mühsam beherrschten Wut, die aus Tariqs Blick sprach. Andererseits war sie schon viel zu weit gegangen, um sich jetzt von Furcht überwältigen zu lassen. “Wie eine Sklavin?”, wiederholte sie heiser. Ihre Lippen waren trocken geworden, doch aus Angst vor Tariqs möglicher Reaktion darauf, wagte sie nicht sie zu befeuchten.
Tariq zog seine Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. “Du hältst mich also für einen Barbaren?”
“Ich finde, du tust wirklich alles, um diesen Eindruck zu erwecken”, gab sie zurück.
Seine Mundwinkel zuckten. “Ah, ich hätte es wissen müssen.”
“Was?” Jasmine fasste nach seinem Handgelenk und versuchte ihr Kinn aus seinem Griff zu lösen. Vergebens.
“Dass nicht nur dein Haar feurig ist”, erwiderte er. “Deine Lippen sind trocken. Befeuchte sie.”
Jasmine sah ihn trotzig an. “Und wenn nicht?”
“Dann werde ich es für dich tun.”
Bei dieser überaus erotischen Vorstellung färbten sich ihre Wangen verräterisch rot. Tariqs durchdringender
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