Die Unbezähmbare
nicht anders. “Nur, wenn er mir vergibt, dass ich vor vier Jahren die falsche Entscheidung getroffen habe”, erwiderte sie.
“Das habe ich dir in dem Augenblick vergeben, als du deinen Fuß auf den Boden von Zulheil gesetzt hast.” Tariq lächelte sein Kriegerlächeln. “Ich habe nur Zeit gebraucht, um meinen verletzten Stolz zu heilen.”
“Und ist er jetzt geheilt? Oder wirst du wieder an mir zweifeln?”
“Alles, was ich wissen musste, war, dass du um mich kämpfen würdest, falls du noch einmal vor der Wahl stehen solltest.”
Wie einfach, und doch hatte sie es nicht verstanden. Vorsichtig berührte sie sein Haar. “Es gibt keine Wahl. Du kommst immer an erster Stelle.”
“Jetzt weiß ich das, Mina.” Er schmiegte sein Gesicht in ihre Hand und umfasste ihren Po. “Wirst du mit mir kommen?”
Jasmine lachte. Es war so typisch Tariq, so zu tun, als ließe er ihr die Wahl, während sie doch beide wussten, dass er den Raum nicht ohne sie verlassen würde. “Versprichst du, mir ein braver Ehemann zu sein und zu tun, was ich sage?”
Er gab sich entrüstet. “Du nutzt die Situation aus.”
“Und es funktioniert nicht, was?”
“Ich weiß nicht.” Abschätzend musterte er Jasmines schmale Bettstatt in der Ecke des Zimmers. “Wenn diese Liege unser Gewicht aushält, dann erlaube ich dir, die Situation auszunutzen.” Seine Augen funkelten. Jasmine wollte sich in seine Arme werfen, doch eines musste sie noch wissen.
“Ich liebe dich. Glaubst du mir?”
“Mina!” Er presste sie an sich. “Deine Liebe spricht aus deinen Blicken, aus jeder deiner Berührungen, aus jedem deiner Worte. Selbst aus deinem Abschiedsbrief. Ich fühle mich deiner Liebe nicht wert, aber ich werde dich niemals gehen lassen. Du bist mein. Verzeih mir, Mina. Ich kann es mir selbst nicht verzeihen, wie sehr ich dir wehgetan habe.”
“Ich glaube, ich könnte dir alles verzeihen.” Jetzt machte ihre Verletzlichkeit ihr keine Angst mehr. Nicht, wenn er sie mit der ganzen Kraft seines wilden Herzens liebte. “Mir tut es nur leid, dass wir vier Jahre vergeudet haben.”
Tariq schmunzelte. “Nicht vergeudet, Mina. Ich dachte, ich müsste dir fünf Jahre Zeit geben, um erwachsen zu werden. Ich war sehr geduldig, nicht wahr?”
“Fünf Jahre?” Jasmine lächelte und fragte sich, worauf er hinaus wollte, schließlich waren nicht fünf, sondern nur vier Jahre vergangen. “Und nach den fünf Jahren?”
“Hättest du beschlossen, eine Reise in die Wüste zu machen.”
“So, so.”
“Hm, hm.” Er beugte sich vor und küsste sie. Sie schmiegte sich an ihn, erwiderte seinen Kuss und wurde wieder seine Frau. “Und dort hättest du einen Mann geheiratet, der immer schon wusste, dass du für ihn bestimmt bist.”
“Ich hätte also noch ein Jahr warten und mir damit all das Leid ersparen können?”, wagte sie zu scherzen.
“Vielleicht hätte ich es doch nicht fünf Jahre ausgehalten.” Plötzlich wurde Tariq wieder ernst. “Du wurdest geboren, um meine Frau zu sein, Mina.”
Jasmine hätte weinen mögen vor Freude. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn zärtlich. “Und dein Volk?”, fragte sie dann. “Es muss mich doch hassen?”
“Unser Volk ist an die stürmischen Ehen seiner Scheichs gewöhnt.” Er lächelte breit. “Meine Mutter hat einmal zwei Monate allein in Paris verbracht.”
“Oh.”
“Ich bin es, der als Scheich an Ansehen verlieren würde, wenn ich dich nicht überreden könnte, zurückzukehren.” Er beugte sich vor. “Meine Ehre liegt also in deinen Händen”, sagte er, doch seine Augen funkelten schelmisch.
“Komm, mein guter Ehemann.” Jasmine nahm seine Hand. “Dein Weib wünscht, die Situation auszunutzen.”
“Niemals würde ich meiner Frau eine solche Bitte abschlagen”, raunte er.
Und die Liege hielt tatsächlich ihr Gewicht aus.
– ENDE –
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