Die Unbezähmbare
Schande, sondern die des Mannes, der dieses wundervolle Wesen gezeugt hatte und dann seiner Wege gegangen war, die Schande der Frau, die sie zur Welt gebracht und dann verlassen hatte, und die Schande der Menschen, die bezahlt werden wollten für dieses unbezahlbare Geschenk, das er in den Armen hielt.
“Sieh mich an”, sagte er.
Jasmine hob den Kopf und erwiderte tapfer seinen Blick. “Mein Volk hat noch viel von seinen ursprünglichen Wurzeln erhalten. Manchmal kommt es bei uns Barbaren heute noch vor, dass hin und wieder ein Stammesfürst es sich erlaubt, seine Auserwählte einfach zu kidnappen.” Er strich mit der Fingerspitze über ihre Lippen. “In der Wüste zählt in erster Linie die Entscheidung eines Mannes. Und ich habe mich für dich entschieden, du bist meine geliebte Frau.”
“Und du bist mir nicht böse, weil ich es dir nie gesagt habe?” In Jasmines blauen Augen schimmerten Tränen.
“Natürlich nicht. Es wäre besser gewesen, du hättest es mir früher gesagt, aber ich bin nicht so barbarisch, dass ich dein Zögern nicht verstehen kann.” Er küsste sie. Wie überaus zerbrechlich sie sich jetzt anfühlte. Sie brauchte seinen Schutz und seine Fürsorge.
Als sie sich ein wenig entspannte, fragte er: “Warum hast du es mir denn nicht gleich gesagt?”
Sie biss sich auf die Lippe und holte tief Luft. “Ich wollte einfach … Als ich älter wurde, dachte ich mir, Mary würde vielleicht gern etwas von mir hören, also schrieb ich ihr.” Sie schluckte. “Sie schrieb zurück, dass ich nie wieder Kontakt zu ihr aufnehmen soll. Sie schrieb, ich sei ein Fehltritt. Und dann kamst du. Ich wollte nicht wie eine Ausgestoßene behandelt werden. Ich wollte einfach akzeptiert werden.” Tapfer unterdrückte sie immer noch die Tränen.
Tariq verstand, was für ein wichtiges Geständnis dies war. “Dann hab keine Angst. Du bist akzeptiert. Als meine Frau, Jasmine. Was du zuvor warst, hat nur die Bedeutung, die du dem beimisst.” Alle Gefühle des Zorns und des verletzten Stolzes starben einen raschen Tod. Er fühlte nur noch eines: das Bedürfnis, seine Frau vor weiteren Verletzungen zu schützen.
Seine Jasmine, seine geliebte, liebevolle, empfindsame Frau war an einem Ort aufgewachsen, wo man ihr Herz mit Füßen getreten hatte. Umso mehr konnte er verstehen, dass sie geglaubt hatte, sich schützen zu müssen. Nichtsdestotrotz hatte sie ihm ihr Geheimnis enthüllt. Sie hatte ihm ihr Herz zu Füßen gelegt und ihm doch noch die Waffen in die Hand gegeben es zu zerstören. Es war ein Beweis unendlichen Vertrauens, und er würde dieses Vertrauen würdigen.
Langsam, fast scheu, legte sie ihre Arme um seine Taille. “Wirklich?”
“Willst du etwa andeuten, der Scheich von Zulheil könnte dich belügen?”
Ihre Lippen zitterten, doch sie verzogen sich zu einem vorsichtigen Lächeln. “Vielleicht. Wenn er glaubt, damit seinen Willen zu bekommen.” Ihre Stimme klang schon nicht mehr ganz so erstickt.
Tariq musste lächeln. “Ich glaube, da hast du recht, aber in dieser Sache darfst du niemals an meinem Wort zweifeln. Du bist jetzt praktisch eine Königin. Niemand hat das Recht, dich wie eine Ausgestoßene zu behandeln.” Er würde jeden töten, der es versuchen sollte. “Niemand. Verstehst du?”
Sie nickte und jetzt war ihr Lächeln strahlend. Tariq küsste sie, außer sich vor Freude, dass endlich die Barriere beseitigt war, die ihn davon abgehalten hatte, Jasmine rückhaltlos zu lieben.
12. KAPITEL
“Freust du dich nicht über diese Reise, meine Jasmine?”
Jasmine, die aus dem Flugzeugfenster gesehen hatte, sah ihn an. “Natürlich tue ich das. Die australischen Modewochen werden bestimmt sehr interessant.”
Tariq runzelte die Stirn. “Aber du wirkst so nachdenklich.”
Sie biss sich auf die Unterlippe. “Ja, das stimmt wohl. Es ist das erste Mal, dass du mir erlaubst, Zulheil zu verlassen.”
“Und du wirst nach Zulheil zurückkehren”, erklärte er. Seine Stimme klang hart.
“Ja.” Sie würde immer nur dort sein wollen, wo Tariq war. “Wirst du mit dieser Energiekonferenz eigentlich sehr beschäftigt sein?”
Er schien sich ein wenig zu entspannen. Und doch, dass er nur eine Sekunde geglaubt hatte, sie könnte fliehen wollen, sagte ihr, dass da immer noch ein Rest von Misstrauen war.
“Es tut mir leid, dass du nicht teilnehmen kannst.” Er lächelte bitter. “In Zulheil nehmen die Frauen gleichberechtigt am politischen Geschehen teil, aber die meisten arabischen
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