Die UnderDocks - Verschwörung in der Hafencity
hatte: Batman! Er setzte Geld, Technik, Training und Mut ein. Genau so wollte Leon sein. Seine Eltern hatten Geld, die Technik hatte er weitgehend zusammen, seit einem Jahr arbeitete er an einem Kraftund Ausdauerprogramm – wenngleich er zugeben musste, dass er das Training oft vernachlässigt hatte. Entschlossen verließ Leon die Wohnung und zog los zu seinem Versteck, dem Zentrum seines neuen zweiten Lebens, hinunter in die Schwarze Kammer.
Die Schwarze Kammer
Noch nie hatte Leon vor der Schule seine Kammer betreten. Denn das war die Zeit, in der die Sharks kamen. Heute aber hatten sie ihm schon aufgelauert und so fühlte er sich sicher, unbeobachtet den Weg zu seinem geheimen Versteck gehen zu können. Er empfand einen gewissen Stolz, dass es ihm seit mehr als einem Jahr gelungen war, diesen Ort vor der gesamten Außenwelt geheim zu halten. Nicht einmal seine Eltern ahnten auch nur im Entferntesten etwas von seinem Quartier.
Schwarze Kammer hatte er sein Versteck genannt, weil der fensterlose, unterirdische Raum kein Tageslicht einließ und fast noch kleiner war als die Vorratskammer in der Wohnung seiner Eltern. Das störte Leon aber nicht weiter, denn für ihn reichte der Platz vollkommen aus. Entstanden war der Raum beim Bau des U-Bahntunnels, der die Innenstadt mit der Hafencity verband. Vielleicht war er ursprünglich als Material- oder Abstellraum für Bahnarbeiter vorgesehen gewesen, denn er lag ganz in der Näheder U-Bahnhaltestelle Überseequartier. Gleich um die Ecke wohnte Leon. Ganz offensichtlich aber schien niemand den Raum zu benötigen.
Zuerst hatte Leon nicht mal geahnt, dass der Raum mit dem U-Bahn-System zusammenhing. Denn entdeckt hatte er ihn von der anderen Seite, als er wieder einmal auf der Suche nach einem neuen unterirdischen Weg in die Schule gewesen war.
An jenem Morgen war er an einem Kanaldeckel vorbeigekommen, der wegen irgendwelcher Straßenbauarbeiten offen stand. Kurzentschlossen war Leon hineingeschlüpft und unten in der Kanalisation gelandet, wo ein zwar glitschig nasser, aber durchaus komfortabler und vor allem beleuchteter Weg an einem unterirdischen Abwasserkanal entlangführte.
Seine Navigationsbrille hatte ihn Richtung Schule geführt, direkt an einer kleinen Abzweigung vorbei, an der Leon stehen geblieben war. Bis heute konnte er nicht sagen, was ihn dazu bewogen hatte, nicht weiter seinem Navigator zu folgen, sondern stattdessen diese Abzweigung zu nehmen. Nach kurzer Zeit war Leon auf eine nur angelehnte Tür gestoßen, hinter der sich der kleine, dunkle Raum befand. Schon beim ersten Blick hinein hatte für ihn festgestanden, dass dies exakt der Ort war,den er sich für seine Zwecke immer gewünscht hatte.
Leon hatte nun den Kanaldeckel erreicht, den er nach wie vor meistens als Ein- und Ausstieg zu seinem geheimen Sitz benutzte.
Es gab noch einen anderen Weg über den Bahnsteig der U-Bahnstation. Doch da Bahnsteige videoüberwacht wurden, nahm er diesen Weg nur selten.
Wie immer schaute er sich so unauffällig wie möglich nach allen Seiten um, ob ihn jemand beobachtete. Dann sicherte er sich zusätzlich ab, indem er mit dem Finger auf seinen Sensorenärmel tippte. Der kleine, im Stoff eingelassene, flexible Bildschirm zeigte ihm die drahtlosen Netzwerke an, die in seiner Umgebung aktiv waren. Natürlich waren es etliche. Jeder Haushalt, jedes Büro, jedes Fahrzeug besaß WLAN. Aber im Lauf des Jahres hatte Leon vor allem die Netzwerke derjenigen gespeichert, die ihm gefährlich werden konnten. Auf dem Display erschien keine Warnung. Also war vermutlich auch keiner der Sharks in der Nähe – zumindest keiner, der sein WLAN angeschaltet hatte. Leon war damit zufrieden und bückte sich, um den Kanaldeckel zu öffnen, als er eine Stimme hörte, die ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ: »Haltet ihn!«
Tjarks Stimme!
Auch Tjark war natürlich klug genug, sein Netzwerkauszuschalten, wenn er sich Leon näherte, und sich damit zumindest elektronisch unsichtbar zu machen. So gelang es ihm immer wieder, wie ein Geist vor Leon aufzutauchen.
Aber von Tjark selbst war nichts zu sehen. Stattdessen tauchte ein Junge an der Straßenecke auf, der sich hektisch nach allen Seiten umsah. Er trug einen großen, schwarzen Kasten auf dem Rücken. Seiner Form nach ein Koffer für eine Posaune. Das Gewicht des Instruments schien dem Jungen bei seiner Flucht schwer zu schaffen zu machen.
»Nicht da, hier entlang!«, hörte Leon Tjark brüllen. Die Sharks waren also
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