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Die unendliche Geschichte

Die unendliche Geschichte

Titel: Die unendliche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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der Menge stand. Jubel und Beifall der Zuschauer brauste wie ein Orkan über den Platz. Wahrscheinlich konnte man ihn noch an den entferntesten Ufern des Tränensees Murhu hören.
    Als es still wurde, erhob sich Silbergreis Quérquobad und fragte laut:
    »Gibt es noch jemand, der es wagen möchte, gegen Held Hynreck anzutreten?« Und in das allgemeine Schweigen hinein hörte man eine Knabenstimme antworten: »Ja, ich!«
    Es war Bastian gewesen.
    Alle Gesichter wandten sich ihm zu. Die Menge machte ihm eine Bahn frei, und er trat auf den Platz hinaus. Ausrufe des Staunens und der Sorge wurden hörbar. »Seht, wie schön er ist!« - »Schade um ihn!« -»Laßt es nicht zu!«
    »Wer bist du?« fragte Silbergreis Quérquobad.
    »Meinen Namen«, antwortete Bastian, »will ich erst nachher sagen.«
    Er sah, daß Atréjus Augen schmal geworden waren und ihn forschend, aber noch voller Ungewißheit anblickten.
    »Junger Freund«, sagte Held Hynreck, »wir haben zusammen gegessen und getrunken. Warum willst du nun, daß ich dich beschäme? Ich bitte dich, nimm dein Wort zurück und geh fort.«
    »Nein«, antwortete Bastian, »was ich gesagt habe, gilt.«
    Held Hynreck zögerte einen Augenblick. Dann schlug er vor:
    »Es wäre nicht recht von mir, wenn ich mich im Kampfspiel mit dir messe. Wir wollen zuerst einmal sehen, wer von uns den Pfeil höher zu schießen vermag.«
    »Einverstanden!« erwiderte Bastian.
    Für jeden von ihnen wurde ein starker Bogen und ein Pfeil herbeigebracht. Hynreck spannte die Sehne und schoß den Pfeil in den Himmel hinauf, höher, als man ihm mit den Augen zu folgen vermochte. Fast im gleichen Moment spannte Bastian seinen Bogen und schickte seinen Pfeil hinterher.
    Es dauerte eine kleine Weile, ehe beide Pfeile zurückkamen und zwischen den beiden Schützen zu Boden fielen. Und nun zeigte sich, daß Bastians Pfeil, mit roten Federn, den von Held Hynreck, mit blauen Federn, offenbar an der höchsten Stelle mit solcher Wucht getroffen haben mußte, daß er ihn von hinten aufgespalten hatte.
    Held Hynreck starrte die ineinandersteckenden Pfeile an. Er war ein wenig blaß geworden, nur auf seinen Wangen zeigten sich rote Flecke.
    »Das kann nur Zufall sein«, murmelte er. »Wir wollen sehen, wer mit dem Florett gewandter ist.«
    Er verlangte zwei Degen und zwei Kartenspiele. Beides wurde ihm gebracht. Er mischte sorgfältig beide Spiele.
    Nun warf er ein Kartenspiel hoch in die Luft, zückte blitzschnell die Klinge und stach zu. Als die übrigen Karten zu Boden gefallen waren, sah man, daß er das Herzas getroffen hatte, und zwar mitten in das einzige Herz, das die Karte zeigte. Wieder blickte er sich suchend nach seiner Dame um, während er das Florett mit der Karte herumzeigte.
    Jetzt warf Bastian das andere Kartenspiel in die Höhe und ließ seine Klinge durch die Luft sausen. Keine Karte fiel zu Boden. Er hatte sämtliche zweiunddreißig Karten des Spiels aufgespießt, genau in der Mitte und obendrein noch in der richtigen Reihenfolge - obgleich Held Hynreck sie doch so gut gemischt hatte.
    Held Hynreck besah sich die Sache. Er sagte nichts mehr, nur seine Lippen zitterten ein wenig.
    »Aber an Kraft bist du mir nicht über«, brachte er schließlich ein wenig heiser hervor. Er griff nach dem schwersten aller Gewichte, die noch auf dem Platz herumlagen und stemmte es langsam in die Höhe. Doch ehe er es wieder absetzen konnte, hatte Bastian ihn schon ergriffen und samt dem Gewicht in die Höhe gehoben. Held Hynreck machte ein so fassungsloses Gesicht, daß einige Zuschauer sich das Lachen nicht verbeißen konnten. »Bis jetzt«, sagte Bastian, »habt Ihr bestimmt, worin wir uns messen wollen. Seid Ihr einverstanden, daß ich nun etwas vorschlage?«
    Held Hynreck nickte stumm.
    »Es ist eine Mutprobe«, fuhr Bastian fort.
    Held Hynreck raffte sich noch einmal zusammen.
    »Es gibt nichts, wovor mein Mut zurückschreckte!«
    »Dann«, erwiderte Bastian, »schlage ich vor, daß wir um die Wette durch den Tränensee schwimmen. Wer zuerst das Ufer erreicht, hat gewonnen.«
    Atemlose Stille herrschte auf dem ganzen Platz.
    Held Hynreck wurde abwechselnd rot und blaß.
    »Das ist keine Mutprobe«, stieß er hervor, »das ist Wahnsinn.«
    »Ich«, antwortete Bastian, »bin bereit dazu. Also kommt!«
    Nun verlor Held Hynreck die Beherrschung.
    »Nein!« schrie er und stampfte mit dem Fuß auf, »Ihr wißt so gut wie ich, daß die Wasser Murhus alles auflösen. Das hieße, in den sicheren Tod

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