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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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übernehmen. Aber ich muss Sie bitten, nicht zu viel zu erwarten. Sie sind noch sehr jung, wenngleich durchaus aufgeweckt und folgsam. Ursel wird sich um Ihre - mhm - Effekten kümmern, Lennard nehme ich in meine Obhut. Lernen Sie das Mädchen an, Ihnen zur Hand zu gehen.«
    Sie nickte zustimmend. Ein junges Ding in einfachen Zofendiensten zu unterweisen sollte keine allzu schwierige Aufgabe sein. Müßig sah sie sich in dem Raum um. Anders als andere junge Paare hatten nicht sie und ihre Eltern das gemeinsame Heim eingerichtet, sondern Hendryk Mansel hatte dieses Haus samt seinem Inventar von einem plötzlich gescheiterten Kaufmann erworben und keinerlei Anlass gefunden, am Interieur Wesentliches zu ändern. Es war modern und praktisch möbliert, die Räume in gefälligen Farben gehalten. Man mochte das eine oder andere in ein besseres Licht rücken, ihm eine persönlichere Note geben, aber dazu würde es in den nächsten Wochen und Monaten Zeit genug geben.
    Wenn sie denn die nächste Prüfung überstand.
    »Wünschen Sie noch eine leichte Erfrischung? Ein Glas Wein vielleicht oder einen Likör?«
    Ihr Gatte war höflich, natürlich. Aber Leonie stand nicht der Sinn danach, etwas zu sich zu nehmen.

    »Danke, nein.«
    »Dann werde ich Jette bitte, Ihnen die oberen Räume zu zeigen.«
    »Ja, danke.«
    Er läutete, und die Haushälterin erschien umgehend.
    »Begleiten Sie die gnädige Frau nach oben, Frau Jette, und gehen Sie ihr zur Hand.«
    »Natürlich, gnädiger Herr. Wenn ich bitten darf, gnädige Frau!«
    Leonie folgte der Hausdame, die ihr voran mit einem Licht die Treppe emporstieg und dann eine der Türen öffnete.
    »Das Schlafzimmer. Die linke Tür führt in Ihr Boudoir, die rechte zum Ankleidezimmer des gnädigen Herrn.«
    Ein großes Bett, mit blütenweißer Wäsche bezogen, war bereits aufgeschlagen, ihre kleine Reisetasche ausgeräumt. In dem Boudoir fand sie ihr Nachthemd bereitgelegt und die Waschschüssel mit dampfendem Wasser gefüllt.
    »Kann ich Ihnen noch bei irgendetwas behilflich sein?«
    »Wenn Sie so gut wären, die Häkchen an meinem Kleid zu öffnen!«, bat Leonie und legte die Schute ab. Die kleine Handreichung war schnell getan, und als sie aus dem steifen Kleid stieg, entließ sie die Haushälterin mit einem kurzen Nicken. Das enge Mieder schnürte sie selbst auf und entledigte sich seiner mit einem leichten Seufzen. Der Druck auf ihre Rippen hatte nachgelassen, der Druck auf ihren Magen blieb. Sie setzte sich auf den Hocker vor dem Frisiertisch und legte den Kopf in die Hände. Es war ein langer, schwieriger Tag gewesen, doch er war noch nicht vorbei. Das Schlimmste stand ihr noch bevor. Sie wusste, was sie erwartete, und das Grauen schnürte ihr die Kehle zu. Hätte sie noch irgendeinen Glauben gehabt, hätte sie vielleicht beten können. Aber sie hatte nicht nur die katholische Kirche verlassen, sie hatte weit mehr Türen hinter sich zugeschlagen, als ihre Angehörigen wussten. Eine Weile saß sie wie versteinert da, dann aber hörte sie ihren Gatten in das Nachbarzimmer treten und noch einige Worte mit Albert wechseln. Mit großer Willensanstrengung riss sie sich zusammen und begann mit der Nachttoilette. Schließlich bürstete sie mit einigen energischen Strichen ihre langen, widerspenstigen Locken und flocht sie zu einem festen Zopf.
    Sie hatte ihre Entscheidung getroffen. Sie würde auch die Konsequenzen
tragen. Wie immer diese aussehen mochten. Es mochte das kleinere Übel sein - ein Übel war es aber dennoch.
    Als sie das Schlafgemach betrat, war Mansel in seinem Ankleideraum verschwunden. Zitternd legte sie sich unter die Decke und schloss die Augen. Vielleicht würde er so höflich sein, anzunehmen, der Schlaf habe sie bereits übermannt.
    Er schloss wenig später die Tür hinter sich, ging zum Fenster, zog die Portieren zurück und öffnete es weit. Ein kühler Luftzug streifte Leonie, und unwillkürlich sah sie zu ihm hin.
    »Ich schätze es, bei geöffnetem Fenster zu schlafen. Wenn Sie ein Problem darin sehen, Madame, empfehle ich Ihnen eine warme Nachthaube.«
    Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern löschte das Licht. Dann legte er sich in seine Hälfte des Bettes, zog die Daumendecke über sich und drehte ihr den Rücken zu.
    Ganz allmählich ließ das Zittern nach, und Leonie entspannte sich ein wenig. Es schien, als wolle ihr Gatte ihr die Gnade eines Aufschubs erweisen und in dieser Nacht nicht auf der Erfüllung seiner ehelichen Pflichten bestehen.
    Die

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