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Die unglaubliche Entdeckung des Mr. Penumbra (German Edition)

Die unglaubliche Entdeckung des Mr. Penumbra (German Edition)

Titel: Die unglaubliche Entdeckung des Mr. Penumbra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Sloan
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bittet ihn um Hilfe, Rosemarys Baby zu finden, das er dann tatsächlich kauft. Die Frau mit dem Kofferradio fragt nach Corvina und verrät ihm dann, dass das zottelbärtige Duo, das den KINO -Tisch umkreist, George und Francis, ortsansässige Filmemacher sind. Felix macht ihm den Vorschlag, seine grotesk zer schlissene Ausgabe von Der Wüstenplanet gegen Karneval der Alligatoren einzutauschen. Penumbra ist sich nicht sicher, ob das Geschäftsmodell so etwas vorsieht, aber er sagt trotzdem Ja.
    Später, als das Gedränge seinen brodelnden Höhepunkt erreicht hat, schaut eine dunkeläugige Frau zu Penumbra hinüber: einmal, zweimal. Dann durchquert sie den Laden, wobei sie eine Rauchfahne hinter sich herzieht wie eine kleine Dampfmaschine. Als sie ihn fast erreicht hat, sieht Penumbra, dass sie einen schlanken Joint zwischen den Fingern hält.
    »Möchtest du auch mal, Tiger?«
    »Äh … nein. Tatsächlich glaube ich nicht, dass es … Sie verstehen, wir haben Bücher hier.«
    »Oh, ich bin keine Bücherverbrennerin.«
    »Würde wohl eher zufällig passieren.«
    »Es gibt keine Zufälle, Tiger.« Sie zieht an dem Joint. »Du bist neu hier, oder?«
    »Neu? Äh, nein. Eigentlich bin ich gar nicht hier.« Er will sagen: Ich arbeite nicht hier, ich bin nur die Vertretung. Aber es hört sich seltsam an und …
    »Das ist abgefahren«, sagt sie und nickt. »Vielleicht bin ich auch nicht hier. Vielleicht sollten wir beide, du und ich, gar nicht hier sein – zusammen, meine ich. Verstehst du?«
    »Ich glaube schon, aber ich kann nicht …«
    »Meine Freunde ziehen gleich weiter, rüber in die Haight. Warum machst du nicht auch den Abgang?«
    »Ich kann nicht den, äh, Abgang machen. Ich meine, ich kann nicht weg von hier. Ein andermal vielleicht.«
    Sie lächelt ihn mitleidig an. »Na dann, immer schön locker bleiben.« Sie bläst noch eine sich kringelnde Rauchfahne in die Luft und verschwindet wieder im Gedränge. Später, als sie zur Tür geht, wirft sie einen letzten Blick in seine Richtung, aber Penumbra schaut weg.
    Strahlendes, klares Sonnenlicht dringt durch die Scheiben der Ladenfront. Die nackten Holzdielen glänzen. Al-Asmaris rund um die Uhr geöffnete Buchhandlung ist auffallend leer. Es ist Mittag, und die Langhaarigen liegen wahrscheinlich ausgestreckt im Gras des Parks und lassen sich vom befremdlichen Licht des Tagesgestirns bestrahlen. Im Laden ist es stickig und heiß. Er hält diesem Pegel an thermodynamischem Druck nicht stand. Penumbra hat einen Stapel Schlachthof 5 in die Tür geklemmt.
    Er beaufsichtigt wieder den Laden und wartet auf Corvinas Rückkehr. Der Verkäufer hat ein Mitglied ausfindig gemacht, dessen Schwager einer Baufirma, die für eine der BART -Baustellen verantwortlich ist, die Steuer macht. Er beschwatzt den Steuerberater bei ein paar Bier im House of Shields.
    Penumbra hat Der Electric Kool-Aid Acid Test halb durch. Er hat das Gefühl, dass er die nächtliche Meute mit jeder Seite besser versteht. Die Merry Pranksters haben gerade eine Gruppe Hell’s Angels getroffen, als jemand sich taktvoll räuspert. Penumbra hebt erschrocken den Kopf. Vor ihm, ein paar Schritte vor dem Schreibtisch, steht eine junge Frau in grüner Cordhose.
    »Kann ich …« Penumbra legt das Buch zur Seite. »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Die Frau scheint ihn zu taxieren. Penumbra ist sich nicht sicher, wie lange sie schon dasteht. Sie hat ein riesiges Buch mit dunklem Einband an die Brust gedrückt.
    »Sie sind neu«, sagt sie schließlich.
    »Eigentlich bin ich nicht …« Er lässt es bleiben. »Ja, ich bin wohl ziemlich neu.«
    »Ich kann auch später wiederkommen.«
    »Nein, nein, ist schon in Ordnung.«
    Sie macht zwei Schritte nach vorn, lässt das schwere Buch auf den Schreibtisch fallen, wamm, und tritt wieder zwei Schritte zurück. »Ich bin mit dem durch.«
    »Natürlich«, sagt er. »Und, wie … wie fanden Sie es?«
    Sie schweigt kurz, und er glaubt schon, sie würde gleich zur Tür hinausstürzen. Aber dann, als könnte sie sich nicht länger zusammenreißen, bekommt ihre kühle Selbstbeherrschung einen schmalen Riss, und sie sagt überstürzt: »Ziemlich interessant. Nicht so schwierig, wie ich gedacht hatte, nach dem, was er mir erzählt hat. Mo, meine ich. Es handelte sich lediglich um eine homophone Verschlüsselung.« Sie macht eine Pause. »Vielleicht hätte ich Ihnen das nicht sagen sollen.«
    Penumbra hat keine Ahnung, wovon sie spricht. Oder was er jetzt tun soll. Eine

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