Die unglaubliche Entdeckung des Mr. Penumbra (German Edition)
aber noch bevor er antworten kann, schaltet sich zu Penumbras Überraschung Corvina ein. »Mo. Ajax hat recht. Er hat die ganze Sache finanziert. Wenn wir das Geld selbst gehabt hätten … tja, hatten wir aber nicht.« Er nimmt seine Hand von dem Buch, und Penumbra klemmt es sich schnell unter den Arm.
Mos Augen funkeln. »Schauen Sie sich um, Mr. Penumbra. Das ist nicht nur eine Buchhandlung.« Er dreht sich um und zieht sich zwischen die hohen Regale zurück. Penumbra hört, wie eine Tür geöffnet und wieder geschlossen wird – die, auf der MO steht.
Penumbra fährt mit dem Peninsula Commute Train wieder nach Palo Alto und geht zu dem im Schatten des Mammutbaums liegenden Haus von Claude. Auf dem grünen Teppichboden, wo bei seinem ersten Besuch eine Pizzaschachtel lag, stapeln sich jetzt drei. Penumbra bekommt allmählich ein Gefühl für den Lebensrhythmus seines früheren Zimmergenossen.
»Ich bin gekommen, um mich zu verabschieden.« Er hockt im Schneidersitz auf dem Boden. Die graue Katze beschnüffelt sein Knie.
Claude runzelt die Stirn. »Schon? Na gut. Hat mich gefreut, dass du vorbeigeschaut hast, Partner. Was ist aus dem Schiff geworden?«
Penumbra zieht das Tycheon aus einem gepolsterten Briefumschlag. »Unsere Suche nach der William Gray war erfolgreich.«
»Ihr habt es tatsächlich gefunden? Heilige Scheiße!«
Penumbra lächelt. »Ja, haben wir. Auch dank deiner Hilfe. Und dabei haben wir auch das Buch gefunden. Aber jetzt muss ich mich entscheiden, was ich damit anfangen soll.«
»Du lieferst es nicht im Galvanic College ab?«
»Vielleicht, aber …« Penumbra stößt einen langen, lauten Seufzer aus. »Ich weiß es einfach nicht, Claude.«
»Ist es wertvoll? Worum geht es in dem Buch eigentlich? Um Dämonen?«
»Es ist ganz sicher wertvoll, und was den Inhalt angeht … sagen wir, wenn es tatsächlich um Dämonen geht, dann sind sie gut versteckt. Hier, schau selbst.« Er schlägt das Buch auf und zeigt Claude die Seiten voller unzusammenhängender Satzfetzen. »Es ist verschlüsselt. Ein einziges Rätsel.«
Claude überfliegt mit schnellen, ruckartigen Augenbewegungen die Satzfragmente. »Ist das ein Code?«
Penumbra nickt. »Ganz sicher. Ich habe solche Bücher schon im College gesehen. Ich hatte einen Kurs, in …«
»Hast du mal daran gedacht, dass diese Fragmente wahllos zusammengestückelt sein könnten?«
»Ich glaube nicht, dass es sich um Nonsensliteratur handelt, Claude. Das Buch hätte nicht so lange überlebt, wenn es nicht irgendeinen Sinn, wenn es nicht irgendeinen Wert hätte.«
»Oh! Du glaubst, etwas muss Sinn ergeben, um einen Wert zu haben? Partner … habe ich dir noch nie das Buch von RAND gezeigt?«
»Nein, hast du nicht.«
Claude springt auf und geht zu einem Bücherhaufen in der Zimmerecke. Er wühlt darin herum, schiebt dicke Bände zur Seite, wirft andere auf den Boden. Penumbra sieht ein Handbuch: Technische Betriebsanleitung SDS-940 . Er sieht eine dünne Broschüre mit dem Titel RFC 1 : Host Software.
»Hier!« Claude fördert ein dickes Buch mit einem dunklen Umschlag zutage und lässt es vor Penumbra auf den Teppichboden fallen. Der Titel ist in ruhigen Serifen gesetzt.
Eine Million Zufallszahlen
mit 100 000 normalen Abweichungen
»Das war mal das wertvollste Buch in diesem Zimmer«, erklärt Claude. » RAND – die Denkfabrik, kennst du, oder? – die haben das … Moment …« Er klappt das Buch auf, blättert zum Impressum. »… 1946 herausgebracht. Neue Computer können ihre eigenen Zufallszahlen generieren … nun, eigentlich Pseudo-Zufallszahlen. Wenn ich damals auf dem College Zufallszahlen gebraucht habe, dann habe ich die aus dem Buch hier abgeschrieben.« Er blättert zu einer beliebigen Seite, auf der nichts als Zahlen in einem Raster zu sehen sind, wie Ziegelsteine in einer Mauer. Er schlägt eine andere Seite auf. Genau das Gleiche – und offenbar doch vollkommen anders.
Penumbra fährt mit dem Finger die Seite hinunter. »Aber warum? Wozu braucht man so viel Zufälligkeit?«
»Für die Monte-Carlo-Simulation«, sagt Claude. »Einer der Stützpfeiler moderner Wissenschaft. Kosmisches Kasino, mein Junge. Wie soll ich dir das erklären? Nehmen wir an, du arbeitest an einem System, und du kommst nicht weiter, weil es zu kompliziert ist, um es ganz abzubilden. Ich meine, dieser Bursche hier …« Er klopft auf die Seitenwand seines Computers Marke Eigenbau. »… der ist leistungsfähig, aber auch nicht so
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