Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition)
für alle drei als eine Art Windschutz dienten, wodurch sich allerdings ihr Tempo verlangsamte, was Eleanors eigentlicher Intention entgegenwirkte. »Und hören Sie gefälligst auf, mich so anzugaffen – das ist extrem unhöflich.«
»Nur ein einziges Foto!«, rief Joe und rannte hinter ihr her. »Das wollen alle Leute sehen.«
Ich möchte hier lieber nicht wiedergeben, was Eleanor darauf erwiderte. Nett war es jedenfalls nicht. Sie rannte den ganzen Rest der Strecke, was Captain W. E. Johns super fand, denn er konnte endlich mal richtig flitzen, doch der arme Barnaby zitterte, weil ihm so kalt wurde. Als sie endlich zu Hause und in Sicherheit waren, machte Eleanor die Leine von dem Hundehalsband los, und Captain W. E. Johns sauste in den Garten hinter dem Haus, um dort sein Geschäft zu verrichten. Dann befreite sie auch Barnaby von seinem Halsband und ließ ihn an die Decke und zu seiner David-Jones-Bellissimo-Matratze schweben.
»Dieses Verhalten ist unverzeihlich!«, schrie sie zu ihm hinauf und drohte ihm mit dem Finger. Sie war jetzt so wütend auf den kleinen Jungen, dass die schlimmen Ideen wieder in ihrem Kopf auftauchten. »Ich kann das nicht dulden, Barnaby Brocket. Verstanden? Ich bin deine Mutter, und ich bestehe darauf, dass du augenblicklich aufhörst zu schweben. Komm sofort runter!«
»Aber ich kann nicht«, sagte Barnaby traurig.
»Komm runter!«, schrie sie, und ihr Gesicht wurde knallrot vor Wut.
»Ich weiß nicht, wie man das macht«, sagte Barnaby. »So bin ich halt.«
»Dann tut es mir leid!«, schrie Eleanor und fügte etwas leiser hinzu: »Aber ich muss gestehen, dass ich es nicht besonders mag, wie du bist.«
Und mit diesen Worten ging sie in die Küche, schloss die Tür hinter sich und redete den ganzen Nachmittag mit niemandem mehr.
Kapitel 4
Der schönste Tag in Barnabys bisherigem Leben
»St. Aloysius ist die richtige Wahl«, sagte Eleanor an dem Abend, als sie und Alistair über Barnabys Einschulung entscheiden mussten. »Die Schule ist ja nur ein Stück die Straße hinunter.«
»Da schicke ich ihn nicht hin«, erklärte Alistair. »Die meisten Nachbarn schicken ihre Söhne dorthin. Ganz Kirribilli wird über uns reden. Und was mache ich, wenn die Sache bis zu Bother & Blastit durchdringt? Dann sehen mich dort alle komisch an.«
»Was schlägst du stattdessen vor?«, fragte Eleanor.
»Wie heißt noch mal die Schule in Lavender Bay? Sie ist ein bisschen weiter weg, aber –«
»Auf gar keinen Fall!«, protestierte Eleanor und schaute ihren Mann an, als hätte er nicht viel mehr Verstand als ein Kaninchen. »Jane Macquarie-Hamid von Gegenüber schickt ihren kleinen Duncan dorthin. Was würde sie sagen?«
»Tja, ich weiß nicht, welche Alternativen uns noch bleiben«, erwiderte Alistair mit einem Seufzer. »Wir könnten ihn natürlich auch zu Hause behalten. Braucht er überhaupt eine offizielle Schulbildung?«
»Ja, natürlich«, sagte Eleanor und ließ im Internet die Liste aller Schulen in Sydney durchlaufen, auf der Suche nach einer, die zu ihren Vorstellungen passte. »Wir können es uns nicht leisten, dass zu all seinen anderen Mängeln auch noch Unwissen und Dummheit kommen«, fuhr sie fort und drehte dann triumphierend ihren Laptop herum, damit ihr Mann sehen konnte, was sie gefunden hatte. »Hier – die Ultimative Akademie für unerwünschte Kinder .«
»Klingt fast so, als wäre sie speziell für Barnaby gegründet worden«, sagte Alistair, als er die Website der Schule studierte, die ganz speziell die Tatsache hervorhob, dass sie von der früheren Leiterin des Frauengefängnisses Dillwynia gegründet worden war, und zwar für Kinder, die aus dem einen oder anderen Grund vom normalen Schulsystem nicht akzeptiert wurden.
»Soll ich einen Termin vereinbaren?«
»Es kann jedenfalls nichts schaden, mal dorthin zu gehen. Sieht doch ziemlich gut aus, oder?«, sagte Alistair und klickte die Fotos auf dem Bildschirm durch. »Der Stacheldraht oben auf den Mauern stammt vermutlich von einem Projekt, bei dem die Kinder etwas über Kriegsgefangenenlager lernen sollten.«
»Und schau dir mal das Gebäude selbst an«, sagte Eleanor. »Es sieht aus wie eins dieser Arbeitshäuser aus Oliver Twist . Die Kinder finden das bestimmt toll.«
»Ja, ganz bestimmt«, sagte Alistair, und so kam es, dass sie drei Tage später vor der Schuldirektorin Harriet Hooperman-Hall saßen.
»Das Problem ist nicht, dass er nicht intelligent ist«, versicherte Alistair.
»Er ist sogar
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