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Die unsichtbare Brücke: Roman (German Edition)

Die unsichtbare Brücke: Roman (German Edition)

Titel: Die unsichtbare Brücke: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Orringer
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nahm, traute Andras sich auch, in eines hineinzubeißen. Es war mit Dill-Rahmkäse bestrichen, die Krusten waren abgeschnitten worden. Hauchdünne Scheibchen gelber Paprika waren der einzige Hinweis, dass das Sandwich von einem Ort innerhalb der Grenzen Ungarns stammte.
    Während die jüngere Frau Hász Andras eine Tasse Tee einschenkte, ging ihre Schwiegermutter an den Schreibtisch und zog ein weißes Kärtchen hervor, auf das sie Andras bat, seinen Namen und seine Anreisedaten zu notieren. Sie wollte József telegrafieren und ihn bitten, am Bahnhof auf Andras zu warten. Sie reichte ihm einen gläsernen Füllhalter mit einer filigranen zarten Goldfeder. Andras beugte sich über den niedrigen Tisch und schrieb die Angaben in seiner kantigen Druckschrift nieder, voller Angst, die Feder zu zerbrechen oder Tinte auf den Perserteppich zu tropfen. Stattdessen beschmierte er seine Finger, was er jedoch erst bemerkte, als er auf sein letztes Sandwich hinabsah und das Brot violette Flecke hatte. Er fragte sich, wie lange es noch dauern würde, bis dieser Simon, wer auch immer das war, mit der Kiste für József auftauchte. Von weit hinten im Flur war ein Hämmern zu hören. Andras hoffte, dass der Deckel jetzt zugenagelt wurde.
    Die ältere Frau schien sich darüber zu freuen, dass Andras seinen Teller leer gegessen hatte. Sie schenkte ihm ein warmes, zugleich aber auch kummervolles Lächeln. »Dann werden Sie also das erste Mal in Paris sein.«
    »Ja«, bestätigte Andras. »Das erste Mal im Ausland.«
    »Lassen Sie sich nicht von meinem Enkel kränken«, sagte sie. »Er ist ein lieber Junge, wenn man ihn besser kennt.«
    »József ist ein perfekter Gentleman«, fuhr die jüngere Frau Hász dazwischen und errötete bis unter die Haarwurzeln ihrer dicht gesteckten Locken.
    »Es ist sehr freundlich von Ihnen, ihm zu telegrafieren«, sagte Andras.
    »Aber nicht doch«, gab die Ältere zurück. Sie schrieb Józsefs Adresse auf eine andere Karte und reichte sie ihm. Kurz darauf betrat ein Mann in einer Butlerlivree den Salon mit einer riesigen Holzkiste in den Armen.
    »Danke, Simon«, sagte die jüngere Frau Hász. »Sie können das hier hinstellen.«
    Der Mann setzte die Kiste auf dem Teppich ab und zog sich zurück. Andras warf einen kurzen Blick auf die goldene Uhr über dem Kaminsims. »Vielen Dank für die Sandwiches«, sagte er. »Ich gehe jetzt besser.«
    »Bleiben Sie doch noch einen Moment, wenn es Ihnen nichts ausmacht«, sagte die Dame in Schwarz. »Ich möchte Sie bitten, noch etwas mitzunehmen.« Sie ging zum Schreibtisch und zog den versiegelten Brief unter dem Briefbeschwerer hervor.
    »Entschuldigen Sie bitte, Herr Lévi«, sagte die jüngere Frau Hász peinlich berührt. Sie erhob sich, ging durchs Zimmer und legte ihrer Schwiegermutter die Hand auf den Arm. »Wir haben doch darüber gesprochen.«
    »Dann werde ich mich nicht wiederholen«, gab die Ältere zurück und senkte die Stimme. »Nimm bitte deine Hand weg, Elza.«
    Józsefs Mutter schüttelte den Kopf. »György wäre auch meiner Meinung. Es ist unklug.«
    »Mein Sohn ist ein guter Mann, aber er weiß nicht immer, was klug ist und was nicht«, sagte die ältere Frau Hász. Vorsichtig entzog sie ihren Arm dem Griff der Schwiegertochter, kehrte zum lachsfarbenen Sofa zurück und reichte Andras das Kuvert. Darauf geschrieben waren der Name C. MORGENSTERN und eine Adresse in Paris.
    »Das ist eine Nachricht für einen Freund der Familie«, sagte sie und sah Andras fest in die Augen. »Vielleicht halten Sie mich für übervorsichtig, doch aus gewissen Gründen möchte ich mich nicht so recht auf die ungarische Post verlassen. Es könnte etwas verloren gehen oder in die falschen Hände geraten, wissen Sie.« Sie wandte den Blick nicht von Andras ab, schien ihn zu bitten, nicht zu hinterfragen, was sie damit meinte oder was heikel genug sein mochte, um dieses Maß an Vorsicht notwendig zu machen. »Wenn Sie so freundlich sind, wäre es mir lieber, wenn Sie mit niemandem über den Brief sprächen. Insbesondere nicht mit meinem Enkel. Kaufen Sie einfach nur eine Marke und werfen Sie das Kuvert in einen Briefkasten, wenn Sie in Paris sind. Sie würden mir einen großen Gefallen tun.«
    Andras schob den Brief in seine Brusttasche. »Keine Ursache«, sagte er.
    Die jüngere Frau Hász stand steif neben dem Schreibtisch, die Wangen trotz des Puders gerötet. Eine Hand ruhte noch immer auf dem Bücherstapel, als könne sie den Brief durch den Raum an seinen

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