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Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Titel: Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffanie Burow
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Kleidungsstücke waren braun, grün oder blau, unauffällig und äußerst praktisch. Sie schleppte sogar einen Stapel Bücher mit sich herum.
    Immerhin war das Zimmer groß und verfügte über ein eigenes Bad. Der Spiegel war blind, der Heißwasserhahn klemmte, der Duschvorhang schimmelte, und Li Yandaos sechster Sinn sagte ihm, dass die Spülung nicht richtig funktionierte. Aber es war ein Bad.
    Die Deutsche hörte auf zu weinen. »Sie können die Toilette benutzen, wenn es nötig ist, ich habe die Spülung vorhin in Ordnung gebracht«, sagte sie auf Englisch. Sie hatte die Beine an den Körper gezogen und hielt sie mit den Armen umschlungen. Das Kinn auf ihre Knie gestützt, lächelte sie ihm zaghaft zu.
    »Sie reparieren Klospülungen?«, fragte er ungläubig.
    »Wer viel reist, entdeckt die merkwürdigsten Talente an sich.«
    »Mit diesen Fähigkeiten können Sie in China reich werden«, bemerkte er.
    Sie musste wider Willen lachen. »Meine Freunde in Deutschland werden mich um eine Klempnerkarriere in einer Wüstenstadt am Ende der Welt glühend beneiden.«
    »Kashgar liegt nicht am Ende der Welt«, widersprach Li Yandao. »Im Gegenteil. Wenn Sie auf eine Karte schauen, werden Sie feststellen, dass die Stadt der Mittelpunkt des asiatischen Kontinents ist. Es gab Zeiten, da war Kashgar eines der wichtigsten Handelszentren der Seidenstraße, ein Verbindungsglied zwischen China und Europa.«
    Sie hob abwehrend die Hände. »Ich wollte Sie nicht beleidigen. Aber Sie können sicherlich verstehen, dass ich mir meinen ersten Abend hier ein wenig anders vorgestellt habe. Ich stolpere nicht jeden Tag über eine Leiche.«
    Er hatte Verständnis. Selbst ein Polizeikommissar sah nicht jeden Tag einen Toten. Erst recht nicht das Opfer eines Mordes: Die erste oberflächliche Untersuchung des Mannes hatte zweifelsfrei ergeben, dass er erstochen worden war.
    »Sie müssen erschöpft sein«, sagte er. »Ich lasse Sie jetzt allein und komme morgen wieder. Sollte Ihnen noch etwas einfallen, können Sie mich jederzeit auf meinem Mobiltelefon erreichen.«
    »Darf ich das Hotel verlassen?«
    »Selbstverständlich. Allerdings müssen Sie in Kashgar bleiben, solange ich Ihre Hilfe benötige, Fräulein Ma…, Ma… Würden Sie mir Ihren Namen noch einmal nennen? Er ist für mich schwierig zu merken.«
    »Marion.«
    Er erhob sich aus dem fadenscheinigen Sessel und ging zur Tür. Die Deutsche stand auf, um hinter ihm abzuschließen. Sie war fast so groß wie er. Li Yandao fand sie nicht dick, aber sie hatte eine ganz andere Figur als die Chinesinnen, viel runder. Er wusste, dass sie dreiunddreißig Jahre alt war, aber mit ihren großen blauen Augen, den auf der Nase tanzenden Sommersprossen und den wirr nach allen Seiten abstehenden hellbraunen Haaren wirkte sie jünger. Obwohl sie mitgenommen aussah und ein beeindruckend großes Pflaster auf ihrer linken Stirnseite prangte, faszinierte ihn diese Ma Li Huo. Sie war auf eine exotische Art hübsch.
    »Schlafen Sie gut, Ma Li Huo. Bis morgen.«
    »Schlafen Sie auch gut, Kommissar Li. Und – ich heiße Marion.«
    Aber er hatte die Tür schon hinter sich zugezogen.

    Marion ging ins Bad und begutachtete ihr Gesicht in einer der weniger angelaufenen Stellen des Spiegels: Augenringe, Pflaster, verheult, übernächtigt. Ein Anblick zum Fürchten. Sie streckte sich selbst die Zunge heraus.
    »Das hast du toll hinbekommen, Fräulein Ma. In einen Mordfall verwickelt zu sein ist mal was Neues. Immerhin macht der Kommissar nicht den Eindruck, als würde er mich verdächtigen. Aber wer weiß das schon genau.« Sie drehte dem Spiegel den Rücken zu und verließ das Badezimmer. Dank der Tabletten, die ihr der Arzt im Krankenhaus gegeben hatte, waren die Schmerzen erträglich, und sie schlief bald ein.

    Li Yandao lenkte seinen Wagen vom Parkplatz des Hotels und unterdrückte ein Gähnen. Er brauchte dringend einen heißen Tee, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. An Schlaf war fürs Erste nicht zu denken.
    Auf dem Weg zum Polizeihauptquartier kam er an der Baustelle vorbei. Er fuhr langsamer. Die Schaulustigen hatten sich zerstreut; nur eine Handvoll Polizisten sicherte den Tatort, und bis auf einen Scheinwerfer waren alle Lichtquellen gelöscht worden. In dem verbliebenen Lichtkegel stand ein Kollege von der Spurensicherung und betrachtete aus nächster Nähe die Seitenwand des Baggers. Plötzlich winkte er und rief etwas über seine Schulter. Li Yandao versuchte noch vergeblich zu erkennen, was

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