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Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Titel: Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Panov
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doch, der die Steuern eintreibt, und ich …«
    »So düster sehe ich die Sache nicht, verehrter Swetlomir«, erwiderte der junge Baron besonnen. »Die männlichen Mitglieder unseres Volks verfügen nun mal über keine magischen Kräfte.«
    »Magie, pah!«, maulte der Greis. »Man sollte sich ein Beispiel an den Humos nehmen. Die kommen auch ohne Magie aus! Und sie leben verdammt gut damit, beim Barte des Schlafenden!«
    »Gewiss, die Menschen haben es weit gebracht ohne Magie«, bestätigte Swjatopolk. Er strich liebevoll über den Smaragd seiner Baronenkette und beschloss, das Thema zu wechseln. »Übrigens, ist Ihnen nicht eine gewisse Feindseligkeit im Tonfall der verehrten Priesterin Jaroslawa aufgefallen?«
    »Du hast das also auch bemerkt, mein Sohn?«, flüsterte Swetlomir konspirativ. »Ich glaube, dass sie der Königin die Sache mit den Wahlen immer noch nicht verziehen hat. Du erinnerst dich: Auch Jaroslawa war eine heiße Anwärterin auf den Thron.«
    »Aber das ist doch schon zwei Jahre her.«
    »Na und?« Swetlomir lächelte vielsagend. »Jaroslawa
ist davon überzeugt, dass das Wahlergebnis gefälscht wurde, beim Barte des Schlafenden.«
    »Üble Nachrede«, versetzte Baron Metscheslaw, der unvermittelt hinzugetreten war. »Wseslawa ist jünger und klüger als Jaroslawa. Ihre Wahl war begründet und völlig korrekt.«
    »Sie haben Recht«, pflichtete Swetlomir bei. »Ein dummes Gerücht. Ich weiß auch nicht, wie ich darauf gekommen bin.«
    »Solches Gerede schadet dem Ansehen des Grünen Hofs«, rügte Metscheslaw und sah zu dem Grüppchen der Priesterinnen hinüber, aus dem Jaroslawas hoch aufgeschossene Figur herausragte.
    »Ganz meine Meinung«, bestätigte Swjatopolk und senkte den Kopf.
    Alle wussten von dem besonderen Verhältnis zwischen ihrer Majestät und dem Gebieter der Domäne Sokolniki. Aus diesem Grund wäre es äußerst unvorsichtig gewesen, sich in Metscheslaws Gegenwart respektlos über die Königin zu äußern. Der stämmige Baron galt als bester Fechter des Herrscherhauses Lud.
    »Bedauerlicherweise hat die Königin viele Neider«, ergänzte Metscheslaw.
    »Der Preis der Macht«, philosophierte Swjatopolk. »Übrigens, Baron, Sie wissen nicht zufällig, weswegen wir eigentlich hier sind?«
    »Selbstverständlich weiß ich das«, antwortete Metscheslaw hochnäsig und fixierte seinen Gesprächspartner mit seinen blassgrünen Augen. »Um die Nation zu konsolidieren, hat die Königin beschlossen, die Steuern
um ein Viertel zu erhöhen. Außerdem wird der Preis für die Energie des Regenbrunnens angehoben. Diese Maßnahmen werden heute offiziell verkündet.«
    Die Barone machten lange Gesichter.
    »Meinen Sie das im Ernst?«
    »Das ist völlig unmöglich! Wir leben ohnehin schon von der Hand in den Mund!«
    »So verhungert seht ihr aber gar nicht aus, meine Freunde«, höhnte Metscheslaw und freute sich diebisch über den erzielten Effekt. »Seht mich an: Das ist wahre Not!«
    Brüskiert pressten die Barone die Lippen zusammen. Die Domäne Sokolniki galt als die reichste Besitzung des Grünen Hofs. Dennoch sagte man ihrem Gebieter eine gewisse Nachlässigkeit bei der Wahl der Garderobe nach. Auch heute war sein Gewand ausgesprochen zerknittert, und als einzigen Schmuck trug er einen massiven Goldreif am rechten Handgelenk. Nicht einmal seine Baronenkette hatte er angelegt.
    »Sie belieben zu scherzen«, grummelte Swetlomir angesäuert.
    Metscheslaw klopfte ihm auf die Schulter, doch er kam nicht mehr dazu, etwas Versöhnliches zu sagen, denn in diesem Moment betrat der aufgeblasene Haushofmeister den Saal. Alle Gespräche verstummten.
    Der Haushofmeister ließ den Blick über die Versammelten schweifen, bis er sich sicher war, dass alle seine enorm wichtige Anwesenheit bemerkt hatten. Dann verkündete er mit lauter, feierlicher Stimme:
    »Ihre Majestät Wseslawa, Königin des Grünen Hofs!«
    Überraschend für die Mehrheit der Anwesenden kam Wseslawa nicht durch das Hauptportal herein, um den Saal wie gewohnt in Begleitung zahlreicher Hoffräuleins und Pagen würdevoll zu durchschreiten, sondern durch eine unscheinbare Tür hinter dem Thron. Für einen Moment herrschte Verwirrung, erst dann krümmten die Barone den Rücken zu einer tiefen Verbeugung, wie es die Etikette verlangten.
    »Danke, dass ihr meinem Ruf gefolgt seid.«
    Mit einer flüchtigen Handbewegung verscheuchte Wseslawa den Haushofmeister und blieb mit dem engsten Zirkel der Macht allein. Die Barone und Priesterinnen

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