Die verbotene Geliebte des Scheichs
schlaksiges Mädchen mit ungezähmter dunkler Haarmähne vor Augen. Sie selbst erinnerte sich ja auch kaum an ihn. Und wenn sie es versuchte, dann tauchten verschwommene Bilder von jemand auf, der groß, bestimmend und sehr selbstbewusst war.
Charismatisch würde sie es inzwischen vielleicht nennen. Er hatte sie angelächelt, ihr den Kopf getätschelt, und das war alles.
Und heute sollte aus dem Fremden von damals ihr Bräutigam werden.
Ob er über die Veränderung seiner zukünftigen Frau entzückt sein würde?
Und würde er das Bild ihres Traumprinzen erfüllen?
Nach einem kurzen Klopfen wartete Juhanah, Kalilas ehemaliges Kindermädchen, gar nicht erst auf eine Antwort, sondern drückte mit dem Ellenbogen die Türklinke hinunter und trat gleich darauf ins Zimmer.
„Sehr gut! Du bist also schon wach. Ich habe dir ein Frühstückstablett mitgebracht, damit wir keine Zeit verlieren. Immerhin müssen wir dich noch ein wenig zurechtmachen für diesen besonderen Tag. Seine Hoheit könnte bereits gegen Mittag hier eintreffen, wie man mir gesagt hat. Also … husch, husch …“
Kalila unterdrückte ein Seufzen und wandte sich nur widerwillig vom Fenster ab. Erst gestern hatte ihr Vater sie nachdrücklich instruiert, was für eine Art von Empfang Scheich Zakari gebührte.
„Er kann erwarten, eine nach alter Tradition wohlerzogene, königliche Braut vorzufinden. Du darfst ihn weder direkt anschauen und erst recht nicht ansprechen, es sei denn, er fordert dich dazu auf“, warnte König Bahir und versuchte, seine harschen Worte mit einem väterlichen Lächeln zu entschärfen. Doch der besorgte Ausdruck in seinen müden Augen war nicht zu übersehen.
„Verstehst du das auch, Kalila? Das morgige Zusammentreffen mit Scheich Zakari ist von immenser Wichtigkeit, und deshalb musst du den bestmöglichen Eindruck auf ihn machen. Juhanah wird dir helfen, dich darauf vorzubereiten.“
Nicht anschauen und noch weniger ansprechen …?
Kalilas wacher Geist und ihr Selbstverständnis als moderne junge Frau mit westlicher Prägung bäumte sich instinktiv gegen derartig mittelalterliche Bräuche auf.
„Warum kann Scheich Zakari mich nicht als das akzeptieren, was ich bin?“, protestierte sie und versuchte, ihre Stimme nicht rebellisch, sondern nüchtern und ruhig klingen zu lassen.
Mit ihren vierundzwanzig Jahren verfügte sie über eine ausgezeichnete Universitätsbildung und war reif genug, um zu heiraten. Warum fühlte sie sich in Gegenwart ihres Vaters nur immer wie ein unartiges Kind. „Hör zu, Vater, ich denke, es ist wichtig, dass er als mein zukünftiger Ehemann mein wahres Wesen kennt. Wenn wir ihm einen falschen Eindruck vermitteln …“
„Ich bestimme, welcher Eindruck falsch ist“, schnitt König Ba hir seiner Tochter brüsk das Wort ab. Wie immer, wenn er sich ihr gegenüber im Hintertreffen und damit hilflos fühlte, flüchtete er sich in Grobheit. „Und wie du dich ihm jetzt gegenüber zu benehmen hast. Wenn er daran interessiert sein sollte, dich später besser kennenzulernen, wird er nach der Eheschließung reichlich Zeit dazu bekommen.“
Kalila biss sich auf die Lippen, aber als sie zu ihrem Vater aufschaute und den Mund öffnete, streckte er die Hand aus wie zum Segen, doch seine Tochter interpretierte die herrische Geste als Warnung oder sogar Drohung.
„Morgen geht es nicht um dich, Kalila. Ja, nicht einmal um die geplante Hochzeit. Es ist ein offizielles Zusammentreffen, eine Allianz der Länder und Königshäuser, nach alter Tradition. So, wie es von jeher gewesen ist.“
Kalila fühlte, wie ihre Wangen vor Empörung brannten. „Auch für meine Mutter?“
Die strenge Miene ihres Vaters verfinsterte sich noch mehr. „Ja, auch was deine Mutter betrifft. Sie war eine sehr moderne Frau, aber nicht störrisch.“ Er seufzte und fuhr sich mit der Hand über die Augen. „Ich habe dir doch nachgegeben und dich nach Cambridge gehen und studieren lassen … inklusive Universitätsdiplom! Du durftest deine eigenen Interessen verfolgen und dein eigenes Leben führen. Nun ist es an der Zeit, der Familie und dem Land gegenüber deine Pflicht zu tun. Und die beginnt mit dem morgigen Tag.“
„Ja, ich weiß, Vater …“, murmelte sie und versuchte, nicht allzu verdrießlich zu klingen. Er hatte von Interessen gesprochen, aber nicht von Träumen. Und selbst eigene Interessen waren nutzlos, wenn man sie auf dem Altar der Pflicht opfern musste, oder? Und was wurde jetzt aus ihren Träumen?
Diese
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