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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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gezogen.
    »Da rüber«, schnaufte sie und zerrte mit aller Kraft an seiner Hand. Er stolperte. Pferdezähne klackten knapp neben seinem linken Ohr in der Luft zusammen. Dann spritzte Wasser an seinen Knien hoch und durchnässte seine Hosenbeine.
    »Doch … nicht … ins … Wasser!«, keuchte er.
    »Wasser oder Pferdefutter, such es dir aus«, zischte Anguana. Ehe er sichs versah, hatte ihn das Ziegenmädchen auch schon um die Taille gepackt und ihn mit ihrem ganzen Gewicht mit sich gerissen. Er verlor die Balance, stolperte – und fiel.
    Für den Bruchteil einer Sekunde sah er auf der Wasseroberfläche sein Spiegelbild: ein einziges Durcheinander von Armen und Beinen und erschrocken aufgerissenen Augen.
    Dann traf er auf dem Wasser auf und das Bild zersplitterte in tausend Tropfen und Wellen. Eiskalte Nässe kroch ihm unter die Kleidung und in die Nase. Und mit jedem Schwimmzug von Anguana wurde der Druck in seinen Ohren größer. Wenn er eines noch mehr hasste als blutrünstige Pferde aus Doman, dann war es Wasser!
    Doch das Mädchen hielt ihn eisern umklammert und zog ihn unbarmherzig zum Grund des Beckens. Schleimige Wasserpflanzen strichen über seine Wangen und Hände. Als er erschrocken die Augen aufriss, sah er über sich nur die glatte Haut der Wasseroberfläche und die unscharfen Umrisse der glotzenden Pferde, die wie in einem Zerrspiegel waberten. Der Zerrspiegel entfernte sich, ein Sog zog an seinen Hosenbeinen, und er begriff, dass Anguana dem Bachlauf folgte.
    Das Gewässer war erstaunlich tief und verbreiterte sich unterirdisch zu einem richtigen Strom, der unter steinernen Beckenschwellen hindurchführte. Tobbs spürte, wie Anguana ihn unter einem solchen Felsdurchgang ins nächste Becken zog. Allmählich wurde die Luft knapp. Sein Herz hämmerte so stark in der Brust, dass er dachte, er müsste damit Wellen schlagen. Verzweifelt zupfte er an Anguanas Ärmel. Sie verstand und schoss sofort nach oben. Prustend durchbrach Tobbs die Wasseroberfläche.
    »Schnell, hol Luft!«, befahl Anguana. Schon tauchten sie weiter an Wäldern von Wasserpflanzen und erstaunt dreinblickenden rotweißen Karpfen vorbei, sie wirbelten Wasserspinnennester auf und streiften kiesigen Grund. Doch endlich, als Tobbs sich schon fragte, ob er wohl zuerst ertrinken oder erfrieren würde, spürte er Ufergrund unter den Füßen. Anguana ließ ihn los. Tobbs tauchte auf, stolperte hustend an Land und ließ sich auf ein Polster von Moos fallen.
    »Wolltest du mich ertränken?«, japste er.
    Anguana grinste und zog sich ebenfalls die Uferböschung hoch. Mit geübten Fingern drehte sie ihr Haar zu einem langen Strang und wrang das Wasser aus.
    »Das war nun mal die einzige Möglichkeit, den Biestern zu entkommen. Der Hirte hat es uns doch vorgemacht. Tut mir leid, dass du nass geworden bist.«
    Tobbs bemerkte erst jetzt, dass er noch immer die tote Schlange umklammerte. Angewidert ließ er das Reptil auf das Moos fallen, wo es weiß schimmernd liegen blieb, als würde es nur zusammengeringelt schlafen.
    Dann vergewisserte er sich, dass sein größter Schatz noch da war und atmete erleichtert auf. Zu einem Bündel verschnürt, war das Fuchsfell immer noch sicher an seinem Gürtel befestigt. Das half ihm, den Verlust des Proviantbeutels, den er unter Wasser verloren hatte, besser zu verschmerzen.
    Ohne große Hoffnung sah er sich am Ufer um für den Fall, dass der Beutel angeschwemmt worden war. Doch er war nirgends zu sehen. Stattdessen …
    »Alles in Ordnung?«, fragte Anguana.
    Tobbs hätte gerne den Kopf geschüttelt, aber dazu war er viel zu erschrocken. Seiner Kehle entwich nur ein fiepsender, warnender Laut, der ganz und gar nicht menschlich klang. Anguana folgte hastig seinem Blick.
    Auf einem runden, moosbewachsenen Stein am gegenüberliegenden Ufer saß ein Monster und funkelte sie an. Auf den ersten Blick hätte man es für einen Frosch mit Perücke halten können. Wenn es Frösche gegeben hätte, die so groß wie Menschen waren. Die Schwimmhäute zwischen den langen Zehen und Klauen glänzten nass.
    Tobbs ließ seinen Blick nach oben wandern. Zwischen zotteligen schwarzen Haarsträhnen blitzten wütende Augen hervor, das froschähnliche Maul verzog sich zu einem Fletschen und gewährte Tobbs einen erstklassigen Blick auf eine Reihe spitzer Fangzähne.
    Anguana wich vorsichtig einen Schritt zurück.
    »Das ist bestimmt sein Bach«, flüsterte sie. »Und er sieht aus, als könnte er besser schwimmen als rennen. Ich

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