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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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zähle bis drei, dann laufen wir los. Eins, zwei …«
    »Warte!« Tobbs fasste nach ihrer Hand.
    Er kannte sich gut genug mit Dämonen aus, um beurteilen zu können, wann es besser war, sich nicht vom Fleck zu rühren. An der angespannten Haltung erkannte er, dass das Wesen nur darauf wartete, über den Bach auf ihre Seite zu springen. Das grässliche Maul umspielte ein Lächeln. Nun knurrte das Biest heiser, was die Karpfen und Kaulquappen in der Nähe des Ufers sofort zu einer überstürzten Flucht in tieferes Wasser veranlasste.
    »Und was sollen wir dann machen?«, wisperte Anguana kaum hörbar. »Hier stehen bleiben, bis es uns anfällt?«
    Gute Frage. Tobbs versuchte so unauffällig wie möglich nach seiner Axt zu greifen, aber das Monster fauchte und richtete sich bedrohlich auf. Es stand nun auf den grün gefleckten Hinterbeinen, schwankend, als würde ihm die aufrechte Haltung Unbehagen bereiten.
    Und in dem Dreieck zwischen den Beinen und dem bemoosten Grund, auf dem das Monster stand, entdeckte Tobbs etwas, was ihre Rettung sein konnte. Einen Fuchs!
    Mit seinem orangefarbenen Fell hob er sich kaum vom Herbstlaub ab, nur das ungläubige Blinzeln seiner goldenen Augen verriet ihn. Vorsichtig machte er einige Schritte auf das Ufer zu und legte den Kopf schief.
    Bitte hilf uns!, flehte Tobbs ihn in Gedanken an. Er konnte beinahe sehen, wie es hinter der Stirn des Tieres fieberhaft arbeitete. Der Fuchs taxierte das Flussmonster kritisch und nickte Tobbs zu. Das Froschwesen knurrte, streckte die klauenartigen Finger aus und spannte die Schwimmhäute wie ein Ringer vor dem Kampf.
    »Was machen wir?«, drängte Anguana.
    »Warte noch!«
    Der Fuchs stand jetzt genau hinter dem Ungeheuer. Tobbs konnte sein kluges Gesicht in allen Einzelheiten sehen: die feinen weißen Härchen am Bart, die dunkleren um die Nase. Nun hob er eine Vorderpfote, zog sie anmutig unter den Bauch … und verneigte sich! Dann blickte er Tobbs auffordernd an.
    »Er meint, wir sollen uns verbeugen«, flüsterte Tobbs ungläubig.
    Anguana schnaubte. »Klar, gute Idee! Verbeuge du dich, wenn du Lust hast, ich lasse das Monster nicht aus den Augen.«
    Tobbs leckte sich nervös über die Lippen, nickte dem Fuchs, der ihm mit herrisch erhobener Pfote befahl, endlich zu gehorchen, kurz zu und blickte dann in die bösartigen Glupschaugen. Dann verneigte er sich so tief, dass sein Haar seine Zehen streifte.
    »Das gibt es doch nicht!«, flüsterte Anguana.
    Tobbs schielte durch seine Haarsträhnen.
    Das Monster verbeugte sich ebenfalls! Das war schon seltsam genug. Aber noch seltsamer war das, was nun auf dem Kopf des Monsterfrosches passierte: Dort, wo der Scheitel sein sollte, befand sich eine flache Mulde. Während sich das Wesen verbeugte, floss eine klare Flüssigkeit aus der Mulde und tropfte in den Fluss. Das Monster richtete sich wieder auf, bemerkte den Verlust der Flüssigkeit und fauchte wie ein Tiger, dem jemand auf den Schwanz getreten hatte. Dann sprang es in die Hocke, stieß sich mit den Froschbeinen ab und schnellte hoch. Für einige Sekunden sah Tobbs den gefleckten, grünen Körper durch die Luft segeln, bevor er mit einem glucksenden Blutsch! im Wasser verschwand.
    Wie erstarrt blickten Anguana und er dem Monster nach, das sich unter Wasser mit schnellen Schwimmzügen entfernte.
    »Es hat uns verschont«, sagte Anguana. »Weil du dich verbeugt hast. Offenbar legt es einfach Wert auf Höflichkeit.«
    Tobbs nickte nur und versuchte zu ignorieren, dass seine Knie sich immer noch anfühlten wie Pudding.
    Der Fuchs auf der anderen Seite des Baches sah ausgesprochen zufrieden aus. Er stieß einen keckernden Laut aus, kletterte auf einen Ast, der weit über das Wasser reichte, federte wie auf einem Sprungbrett und setzte mit einem eleganten Hechtsprung auf Anguanas und Tobbs’ Seite über. Dort bellte er auffordernd und verschwand vor ihren Augen mitten im Dickicht.

INARIS TEMPEL
    Es erforderte viel Konzentration, dem Fuchs auf der Spur zu bleiben. Manchmal verschmolz sein Fell mit dem Herbstlaub zu einer einzigen orangerot gefleckten Fläche und Tobbs musste die Augen zusammenkneifen, um ihn wieder wahrzunehmen.
    Das Tier führte sie im Laufschritt über geheime Fuchspfade und durch dichtestes Unterholz, wo sie nur auf Knien kriechend vorankamen, sie überquerten sonnendurchflutete Lichtungen und kletterten über bewachsene Hänge. Endlich, als Tobbs schon Seitenstechen hatte und nur noch japste, blieb der Fuchs stehen und stieß

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