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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Wesen.
    Der flache Stein, der den Eingang versperrte, ächzte und schabte, als würde er sich mit allen vieren gegen den Druck stemmen, doch schließlich fühlte Tobbs, wie er von ihm fortglitt, erst langsam und zögerlich, schließlich immer schneller. Er kippte nach außen!
    Ein azurblauer Himmel klappte vor ihnen auf, und mit einem gewaltigen » RUMMMS !« kam die Steinplatte auf dem Boden auf, wo sie sofort in tausend Stücke zerbrach.
    Anguana und Tobbs zuckten zusammen und sprangen instinktiv in den Höhlenschatten zurück. Unendlich scheinende Sekunden warteten sie mit klopfendem Herzen, doch niemand kam, aufgeschreckt durch den Lärm, auf sie zu.
    »Auweia«, sagte Anguana schließlich und blinzelte. »Ich weiß ja nicht, wer diesen Eingang versperrt hat, aber er braucht jedenfalls kein Genie zu sein, um zu erkennen, dass jemand in seiner Höhle war.«
    Mit der Hand am Axtgriff wagte sich Tobbs zwei Schritte vor und betrachtete die Steintrümmer. Zwischen ihnen leuchtete es rot und orange und gelb und golden: Herbstlaub. Die ganze Wiese vor der Höhle war mit einem Teppich bunter Ahornblätter bedeckt. Tobbs und Anguana befanden sich auf einer kleinen, kreisförmigen Lichtung. Die Blätter, die der Herbstwind noch nicht von den Bäumen geholt hatte, flimmerten und zitterten. Das Licht tauchte alles in einen Schleier von Rot und Gold und die Stimmen der Vögel hörten sich gedämpft und seltsam fern an.
    Tobbs war irritiert. Er hatte erwartet, mitten in einer Stadt zu landen, mitten im Chaos, vielleicht in einem Kerker, einer Burg, zumindest einem Stall, an irgendeinem Ort eben, der ihn verstehen ließ, warum Dopoulos diese Tür hatte zumauern lassen. Das hier dagegen war …
    »Ein magischer Herbstwald«, flüsterte Anguana andächtig. »Hast du schon einmal so wunderschöne Farben gesehen? Sie leuchten wie Zauberblüten!«
    »So schön es ist, wir dürfen nicht vergessen, dass wir uns im Land Doman befinden«, antwortete Tobbs. »Du weißt, was die roten Krieger drüben im Land Tajumeer angerichtet haben.«
    Anguana nickte und presste die Lippen zusammen.
    Nein, an die niedergebrannten Hütten und die grausam hingerichtete Nixe brauchte Tobbs sie wohl wirklich nicht zu erinnern.
    Vorsichtig machten sie ein paar Schritte, indem sie wie auf einem Gartenpfad von Steinstück zu Steinstück sprangen. Schließlich aber betraten sie den Teppich aus knisterndem Laub. Tobbs sah sich nach dem dunklen, gähnenden Schlund des Höhleneingangs um. Kurz glaubte er Raubtieraugen zu erkennen, die die beiden Fremden argwöhnisch betrachteten, aber schon im nächsten Moment waren sie wieder mit dem schwarzen Höhleninneren verschmolzen. Tobbs schauderte bei der Erinnerung an das haarige Ding, das ihn gestreift hatte. Was auch immer sie da vorhin aufgeschreckt hatten, es hatte offenbar beschlossen, sich wieder im Dunkeln zu verkriechen. Zum Glück, dachte Tobbs erleichtert.
    »Dort drüben ist ein Weg«, sagte Anguana. »Und ich höre Wasserrauschen wie von einem Bach. Da können wir uns zumindest schon einmal den Staub abwaschen. Ich fühle mich wie eine Puderquaste.«
    Auf dem Weg begleitete sie ein ganzer Schwarm libellenartiger Insekten. Mit feinen, flirrenden Flügeln glitten sie im Herbstsonnenschein dicht über dem Boden dahin, fanden sich zu Gruppen und Formationen und lösten sich wieder auf. In der Ferne rief ein Kuckuck. Unwirklich klang der Laut, fast wie ein Echo.

SCHLANGEN UND FRÖSCHE
    Hier im Land Doman hatte Tobbs jegliches Zeitgefühl verlassen. Er hätte nicht sagen können, ob sie Stunden oder Minuten unterwegs waren. Und die ganze Zeit über sträubten sich ihm die Nackenhaare. Auch Anguana wirkte beunruhigt. Sie war näher an ihn herangerückt und sah sich immer wieder um.
    »So schön es hier auch aussieht, ich finde es unheimlich«, sagte sie leise. »Als wäre der Wald verhext.«
    Unheimlich? Das war untertrieben. Tobbs hätte schwören können, dass sie von unsichtbaren Augen beobachtet wurden. Zweige bewegten sich, obwohl gerade kein Wind wehte, Laub raschelte, als würden unsichtbare Wesen hinter ihnen herschleichen. Und manchmal klang das Rascheln wie ein Flüstern.
    »Hoffentlich gibt es im Bach Nixen oder wenigstens eine Quellnymphe«, fuhr Anguana fort. »Sie haben das beste Informationsnetzwerk und könnten uns sicher sagen, wo wir nach deinen Eltern suchen können. Vielleicht ist in der Nähe des Waldes eine Stadt. Und bestimmt wissen die Nixen etwas über die Krieger von Doman.«
    Der

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