Die verbotenen Küsse des Scheichs (German Edition)
Kampf mit Krummschwertern ausfochten. Die Klingen blitzten in der Sonne. Wenn sie aufeinandertrafen, gab es einen klirrenden Laut. Cassie spitzte die Ohren. Ja, jetzt konnte sie auch den schweren Atem der Kämpfenden hören. Einer der Männer trug eine grüne mit goldenen Bändern eingefasste Galabija. Jamil!
Beinahe hätte sie laut seinen Namen gerufen. Zum Glück kam kein Laut über ihre trockenen Lippen. Beinahe wäre sie zu ihm und seinem Gegner gerannt. Zum Glück war sie so schwach, dass sie schon nach wenigen Schritten stolperte.
Zum Glück für Jamil, stellte sie fest, denn gerade hob Numair den Scimitar zu einem wohlgezielten Schlag. Wäre Jamil durch sie abgelenkt worden, so hätte er womöglich den Tod gefunden.
Cassie hatte unterdessen begriffen, dass der Kampf nicht nur in ihren Träumen stattfand. Vor Angst um Jamil schlug ihr das Herz bis zum Hals. Kaum wagte sie zu atmen. Denn sie sah jetzt, wie stark und geschickt sein Gegner war. Jamil brauchte all seine Kraft und all sein Können, um ihn abzuwehren.
Cassie glaubte, sie würde schon ewig zuschauen, um Jamil bangen und für dessen Sieg beten.
Tatsächlich waren nur wenige Minuten vergangen, als Jamil zur Seite tänzelte, den Arm hob, die Verteidigung seines Gegners durchbrach und mit dem Scimitar Numairs Schulter so kraftvoll traf, dass Blut spritzte.
Der Verwundete schrie, ließ sein Krummschwert los und fiel auf die Knie. Der Sand färbte sich rot.
Taumelnd schritt Cassie auf Jamil zu. Jetzt gehorchte auch ihre Stimme ihr wieder. „Jamil!“ Sie hatte ihn jetzt fast erreicht, streckte die Arme nach ihm aus. Ja, er war es wirklich. Gleich würde sie … Aus den Augenwinkeln sah sie, wie etwas aufblitzte. Numair hatte sich halb aufgerichtet und mit der linken Hand einen Dolch aus den Falten seines Gewandes gezogen. Mit der Waffe zielte er auf Jamils Rücken.
Cassie schrie eine Warnung und warf sich nach vorn. All ihre Kraft wandte sie auf, um Jamil zu schützen. Etwas Kaltes berührte sie. Ein kurzer Schmerz. Er verging so rasch, wie er gekommen war, und ungläubig sah Cassie wie ihr staubiges Reitkostüm einen blutroten Fleck bekam, der sich rasch ausbreitete. Im Fallen beobachtete sie noch, wie Jamil einen kleinen Dolch aus dem Schuh zog und sich auf Numair stürzte. Die Klinge verschwand in der Brust des Schurken. Numair fiel rücklings in den Sand.
Jamil ließ den Dolch einfach los und drehte sich zu ihr um. Seine Lippen bewegten sich, doch Cassie konnte nicht genau hören, was er sagte. Es klang beinahe wie ihr Name. Und dann wie: Ich liebe dich.
Es war also doch alles nur ein Traum. Ein Traum, der sie sehr, sehr müde gemacht hatte. „Ich liebe dich“, flüsterte sie, ehe sie die Augen schloss und das Bewusstsein verlor.
Er fürchtete um ihr Leben.
Die Gefangenschaft hatte ihre Kräfte aufgezehrt. Nun kam noch der Blutverlust hinzu. So gut er es vermochte, verband Jamil die Wunde. Dann hob er Cassie auf sein Kamel und machte sich auf den Rückweg nach Daar. Wie gern hätte er die Strecke in möglichst kurzer Zeit zurückgelegt. Doch er musste jede unnötige Erschütterung vermeiden, um Cassie zu schonen. Also kamen sie nur sehr langsam vorwärts. Schließlich jedoch erreichten sie die Stadt und wenig später den Palast, wo Jamil – selbst am Ende seiner Kraft – Cassie in Celias Obhut übergab.
Erschöpft ließ er sich auf einen Diwan fallen. Er hätte sich waschen und vor allem schlafen müssen, aber seine Sorge um Cassie war so groß, dass er es nicht wagte, sie auch nur eine Minute allein zu lassen. Angstvoll schaut er zu, wie Celia den blutgetränkten Verband abnahm, die Wunde säuberte, sie sorgfältig neu verband und Cassie erst dann von ihren schmutzigen und zerschnittenen Kleidungsstücken befreite.
Er wollte an Cassies Seite wachen, denn sie war so blass, wirkte so leblos, dass er Angst hatte, sie würde den nächsten Tag nicht mehr erleben. Er schaute sie an, bis ihm die Augen zufielen.
Während der nächsten Tage änderte Cassies Zustand sich kaum. Jamil verbrachte so viel Zeit wie nur möglich an ihrem Krankenbett. Er hielt ihre fieberheiße Hand, flüsterte ihr liebevolle Worte ins Ohr, gab ihr immer wieder zu trinken, sobald sie sich ein wenig regte. Sie schluckte, erlangte jedoch nie wirklich das Bewusstsein zurück. Ihr Zustand war äußerst kritisch.
Celia hätte es nicht über sich gebracht, ihre Schwester unter diesen Umständen allein zu lassen. Sie hatte einen Boten nach A’Qadiz geschickt. Und
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