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Sturm auf den Hexenstern

Sturm auf den Hexenstern

Titel: Sturm auf den Hexenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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1.
    Sie alle sahen es, die sie ihre Burgen, ihre Häuser und Heerlager, ihre Paläste und die geheiligten Stätten verlassen hatten, um dem Ruf der Zaem zu folgen.
    Ihrer aller Blicke waren gegen den verfinsterten Himmel gerichtet, an dem, heller als das Tagesgestirn, das Antlitz der Zaubermutter prangte. Sie standen in ihren Rüstungen und mit ihren Waffen an den Küsten von Ganzak, auf den Decks ihrer Seeschiffe, in den Gondeln der mächtigen Ballons über den Buchten und Inseln des Landes - einhunderttausend Kriegerinnen der Zaem, der Zoud, der Zanni, der Ziole und der Zytha. Es war eine Streitmacht, wie Vanga sie seit den unseligen Tagen des Reiches Singara nicht mehr gesehen hatte.
    Und wie ein einziger Schrei erscholl es aus hunderttausend Kehlen:
    »Wir sind bereit, Zaem! Verkünde uns deinen Willen! Führe uns!«
    Donnerhall war die Antwort, ein Grollen, das die Lüfte erbeben ließ und sich zur mächtigen Stimme der Zaubermutter klärte:
    »So brechet nun auf, treue Kriegerinnen! Zieht gen Süden und nehmt den Hexenstern! Kämpft für Vanga und wendet ab das Unheil, das sich aus tiefster Finsternis zusammenbraut über den Häuptern der Aufrechten! Die Stunde des Kampfes ist gekommen! Stürmt den Hexenstern! Rettet Vanga!«
    Und wieder erzitterte das Land unter dem gewaltigen Aufschrei, mit dem die Amazonen der Zaubermutter ihre Ergebenheit kundtaten. Ein Lächeln umspielte die Lippen der Zaem. Noch einmal wiederholte sie ihren leidenschaftlichen Appell. Dann erlosch die Vision unter Donner und Blitzen. Gleißende Lichterspeere in allen Farben des Regenbogens gingen auf Land und Wasser hernieder. Stürme tobten hoch über den Häuptern der Heerscharen. Mächtige Dampfsäulen stiegen von der See auf und vermischten sich mit dem Toben der Elemente.
    Dann war Stille. Der Himmel hellte sich auf. Nur ein schwacher Wind blies noch von Norden her.
    Das Zeichen war gegeben, die Zeit des Wartens vorüber. Mehr als jeweils eintausend See- und Luftschiffe der verschiedensten Größenordnungen setzten sich in Bewegung. Von magischen Kräften gelenkt, frischten die Winde dort auf, wo sich die Seeschiffe aus den Buchten auf das offene Meer hinausschoben, und blähten die Segel. In den Herzen der Kriegerinnen loderte das von Zaem entfachte Feuer.
    Zum Hexenstern! Gegen die Feinde von Vanga!
    Im Zeichen der Zoud, im dritten Viertel des Zaubermondes, nahm der Kampf um die Südwelt, dessen wahre Gründe den Amazonen verborgen blieben, seinen Anfang.
*
    Von Bord der Silberspeer aus verfolgte Hasbol, die Führerin des gewaltigen Flugschiffs, den Aufbruch.
    Hasbol hatte die alleinige Befehlsgewalt über das Schiff, dessen Kanzel allein schon die Größe und auch die Form eines mittelschweren Seeschiffs besaß. Noch eindrucksvoller war der mit Gas gefüllte Ballon, langgestreckt und von einem Ende zum anderen fast zweihundert Fuß groß. An ihm befanden sich neben allerlei Flügelschwingen, einer riesigen Schwanzflosse aus Fischhäuten und der dazugehörenden Takelage Brüstungen, auf denen hinter Schleudern und Riesenarmbrüsten Kriegerinnen bereitstanden, jeden Gegner, der sich der Silberspeer in der Luft in den Weg stellte, mit ihren Geschossen in die Flucht zu schlagen. Hasbol stand im Bug der Kanzel und blickte auf Ganzak herab, von dem sich die Silberspeer langsam entfernte.
    Hasbol vermochte einen großen Teil des Hexenschlages zu überblicken, des unheimlichen Grabens, der in das Land gesprengt worden war, als vor dreieinhalb Großkreisen das Reich Singara versank.
    Vom Hexenschlag gingen fünf gezackte Risse aus, in ihrem Aussehen Blitzen gleich. Diese fünf Risse führten Wasser ins Landesinnere und bildeten die Grenzen zwischen den Lehnschaften von Narein, Anakrom, Niehor, Nirror und Alose.
    Die in ihnen bislang verborgenen Schiffe stachen nun in See. Von Lakom und Sokreil stiegen zu Dutzenden Ballons auf, und auch die Streitkräfte an den Ufern der Niehor-Lehnschaft zogen in den Kampf. Hunderte von Seeschiffen legten von den Küsten des Eilands ab. Andere befanden sich bereits auf offenem Meer. Hasbol sah die Waffen der Amazonenscharen in der Sonne blitzen. Nach Süden bewegte sich die Flotte mit geblähten Segeln und auf ruhigem Wasser, über das die Winde in wenigen Fuß Höhe hinwegzustreichen schienen.
    Hasbol spürte die am Werk befindlichen magischen Kräfte und schauderte, wenn sie an jene dachte, die versuchen mochten, sich diesem einmaligen Aufgebot in den Weg zu stellen.
    Kriegerinnen winkten zu Hasbol

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