Die verbotenen Küsse des Scheichs (German Edition)
Ankleidezimmer, in dem ein riesiger Spiegel dominierte, und ein wunderschönes Bad.
Seufzend streckte Cassie sich auf dem Diwan im Wohnraum aus. Sie war sich so sicher gewesen, dass sie Linah mit ein wenig Liebe dazu würde bringen können, ihr Benehmen zu ändern. Doch das Mädchen verhielt sich nach wie vor ablehnend und überheblich. Tatsächlich kränkte die offensichtliche Ablehnung sie mehr, als Cassie je für möglich gehalten hatte. Nie zuvor hatte sie sich klargemacht, wie selbstverständlich die kleinen Zeichen von Zuneigung für sie gewesen waren, die sie mit ihren Schwestern ausgetauscht hatte. Nun fühlte sie sich einsam und verloren. Am liebsten hätte sie geweint.
Doch sie versagte sich die Erleichterung, die Tränen ihr vielleicht gebracht hätten. Auf keinen Fall durfte sie in Selbstmitleid versinken. Sie war müde sowie ein wenig enttäuscht, und sie hatte Heimweh. Aber damit konnte sie fertig werden! Wenn sie nur jemanden zum Reden gehabt hätte! Doch hatte sie Jamil seit dem Tag ihrer Ankunft in Daar nur ein einziges Mal zu Gesicht bekommen. Und sonst gab es niemandem, dem sie sich hätte anvertrauen können.
Zu ihrem Erstaunen stellte sie fest, dass sie sich jetzt sogar nach ihrer Stiefmutter Bella sehnte, die sie doch eigentlich gar nicht mochte. Jahrelang hatte sie nichts anderes als die lebhaften Tage im Haushalt ihres Vaters gekannt. Immer war eine ihrer Schwestern als Gesprächspartnerin da gewesen. Wenn sie einen Rat brauchte, hatte sie sich an Celia als die Älteste oder auch an Tante Sophia wenden können. Selbst als sie wegen Augustus’ Verrat zutiefst gekränkt und verunsichert gewesen war, hatte es immer jemanden gegeben, der sie tröstete und ihr beistand.
Jetzt war sie ganz allein, ihr Selbstbewusstsein hatte gelitten, und sie befürchtete, neue Fehler zu begehen.
Eine einzelne Träne rann über ihre Wange. Ungeduldig wischte sie sie fort. Weinen war sinnlos. Hatte sie nicht von jeher jene verachtet, die sich selbst bemitleideten? Wenn sie doch nur ein wenig mehr von Celias Selbstsicherheit besessen hätte! Wenn sie wenigstens mit Celia hätte reden können! Gewiss hätte sie sich dann besser gefühlt!
Sie zog ein Taschentuch hervor. Diese verflixten Tränen! Warum wollten sie sich nicht stoppen lassen? Bella hatte also doch recht. Tante Sophia hatte recht. Papa hatte recht. Es mangelte ihr an Vernunft und gesundem Menschenverstand. Wie hatte sie nur glauben können, da Erfolg zu haben, wo schon so viele vor ihr gescheitert waren? Linah mochte sie nicht einmal. Und Jamil brachte offensichtlich kaum Interesse an seiner Tochter auf. Er hatte ihr das sogar gesagt. Aber sie war entschlossen gewesen, seinen Worten keine Beachtung zu schenken. Sie hatte nur gehört, was sie hatte hören wollen.
Wieder einmal …
Sie presste ihr Taschentuch auf die Augen, nur um festzustellen, dass es bereits völlig durchnässt war.
Ich bin vollkommen nutzlos, dachte sie.
Linah hatte das sogleich erkannt. Und wenn eine Achtjährige das bemerkte, dann würde es nicht lange dauern, bis alle es sahen. Jamil würde sie entlassen.
Aber nein, das durfte nicht geschehen! Sie schluckte und machte einen neuen Versuch, die Tränen zu stoppen. „Ich werde es schaffen“, murmelte sie. „Ich werde allen beweisen, dass ich mehr kann, als sie mir zutrauen.“
Ungebeten tauchte Jamils Bild vor ihrem inneren Auge auf. Ihr war, als schaue er sie aus seinen herbstgoldenen Augen an.
Ich werde ihm zeigen, dass er sich in mir getäuscht hat, schwor sie sich. Niemand brauchte so dringend eine Lektion in Sachen Liebe wie Linahs kaltherziger Vater!
Sie fühlte sich besser, kaum dass sie diesen Entschluss gefasst hatte. Auch die sich langsam abkühlende Luft trug dazu bei, ihre Stimmung zu heben. Seit sie zum ersten Mal arabischen Boden betreten hatte, liebte sie die Abendstunden, wenn die Nacht sich über die Wüste senkte. Cassie schlüpfte aus ihren leichten Schuhen, löste die Strumpfbänder und zog die seidenen Strümpfe aus. Barfuß ging sie zurück in den Hof. Sie mochte das Gefühl der kühlen Marmorfliesen unter ihren Fußsohlen. Die Luft duftete nach Zitronen. Am dunklen Himmel stand ein blasser sichelförmiger Mond. Es herrschte tiefe Stille.
Cassie überquerte den Hof und stieg im Dunkeln vorsichtig die Treppe zum Turm hinauf. Oben angekommen, setzte sie sich auf den Boden, schlang die Arme um die Knie und schaute zu den Sternen auf, die zum Greifen nah schienen.
Ihre Gedanken wanderten zu Jamil, den
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