Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verdammnis

Die Verdammnis

Titel: Die Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
Schrecken unter unseren rotblütigen Ernährern verursachte.
    Auf meinen Streifzügen traf ich immer wieder auf Charles. Ich beobachtete, wie er zärtlich mit Spinnen spielte. Unachtsam zerstörte Netze knüpfte er mit geschickten Fingern neu. Kleine Fliegen, die er flink fing, setzte er seinen Lieblingen ins Netz. Manchmal troff ihm gar Speichel aus dem schiefen Mund, wenn er die eine oder andere vorsichtig fütterte.
    Im Laufe der Zeit begann ich mich an Charles' Pflege des Schlosses zu beteiligen, und er akzeptierte alsbald die Unterstützung, die ich ihm anbot, wenn ich nicht gerade etliche Stockwerke tiefer um UrOpas Sarg herumschlich und ruhelos und händeringend die Abenddämmerung erwartete. Wenn ich Charles dann die Wendeltreppe herabkommen hörte, war es wieder soweit: Meine Langeweile fand ein Ende mit den ersten Worten meines Ahnherrn. Ur-Opa war ein verdammt guter Erzähler!
    Im siebzehnten Jahr meiner Ausbildung begann mein nimmermüder Lehrmeister auf mein Drängen hin, sich von dem theoretisieren-den Vampirismus abzuwenden und wieder zu den Geschichten seiner Jugendzeit zurückzukehren.
    Eines Tages geschah etwas, das meinem Leben eine völlig neue Perspektive vermittelte ihm und eine Wende gab, deren Tragweite anfangs niemand, am allerwenigsten ich, erkennen konnte.
    Wieder einmal lauschte ich gespannt der Erzählung. Ur-Opa, getrieben nicht nur von Heißhunger, schlich sich in das Gemach einer üppigen Jungfrau. Er gelangte in ihr Zimmer, vorbei an einem Strang Knoblauchzwiebeln. In allen Details erzählte er mir, wie er ihr Blut in Wallung brachte und sich dann, trotz einer mir nicht näher erklärten abstoßenden Aura, die sie schützen wollte, an ihr gütlich tat, bis ihn das Grauen des Morgens zwang, den Schutz seines Sarges aufzusuchen.
    Auf meine Frage hin, was »Knoblauch« sei, gab Ur-Opa mir nur ausweichend Antwort. Bei der Formulierung des unbekannten Wortes verzog er sein Gesicht aber derart vor Verzückung, daß seine Züge in den Altersfalten zu versinken drohten.
    Nun war meine Neugier geweckt! Zum ersten Mal in der langen Zeit meiner Ausbildung zum Vampir war mein Wissensdurst ungestillt geblieben!
    So begann ich zu forschen.
    Eines Tages stellte mich Ur-Opa zur Rede, weshalb ich ihn nun nicht mehr täglich besuchte, um mehr über das Dasein eines Vampirs zu erfahren. Ich deutete meinem Lehrmeister an, daß mein Ausbleiben in den geschilderten Geschehnissen um die dralle Jungfrau begründet lag. In seinen Augen blitzte es wissend und vielleicht ein biß-chen neidisch, aber er ließ mich ziehen, froh darüber, nach all den Jahren die Früchte seiner Geduld wachsen zu sehen. Er ermahnte mich, über all dem natürlichen Forschertrieb die Gesetze der Vampir-Zunft zu achten. Ich versprach es und ging.
    Natürlich hatte ich ihm mit keiner Silbe verraten, daß ich mit meinen Nachforschungen bezüglich Knoblauch noch keinen Schritt weiter war. Wen, ohne mich vor meinem Lehrmeister unsäglich zu blamieren, konnte ich nun noch wegen des Knoblauchs fragen?
    Charles! Er konnte zwar nicht reden, aber er wußte sicher etwas darüber. Nun muß ich erklärend sagen, daß Laughten Charles und ich inzwischen eine innige Freundschaft pflegten. Seine Spinnen und Skorpione waren auch mir ans Herz gewachsen. Auch wenn ich ihn noch immer nicht riechen konnte, so hatte unsere Vorliebe für Kleingetier eine Brücke zwischen uns geschlagen, aus der eine Freundschaft erwachsen war.
    Als ich ihn nun mit der Frage konfrontierte, wurde er ganz aufgeregt. Anscheinend hatte ich an etwas gerührt, wovon er wußte, daß ich damit meine lange Ausbildung krönen konnte. So stellte ich mich der letzten Aufgabe und begann, getreu den gelernten Lektionen, zu Ur-Opas Freude mit meinen nächtlichen Ausflügen. Ich wurde flügge!
    Es würde zu lange dauern, an dieser Stelle all die Begebenheiten zu schildern, die mir auf meiner Suche nach der graublauen Knolle widerfuhren. Epische Schilderungen von Fehlschlägen unterschiedlichster Art wären ohnehin nur ermüdend. Um den Schein zu wahren, reiste ich des Nachts, obwohl mir die Welt außerhalb der düsteren Ahnburg bei Tag sehr viel reizvoller schien .
    Es war im vierundzwanzigsten Jahr meiner Ausbildung. Meine Ausflüge dehnten sich nun schon über mehrere Tage, was mein Lehrmeister mit Sorge und vielen Ermahnungen begleitete. Da ich jedoch jedesmal unbeschadet zurückkehrte, ließ er sich mit meinen Schilde-rungen von dunklen Schlafplätzen in Erdhöhlen, Felsspalten und

Weitere Kostenlose Bücher