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Die Verfuehrung einer Fremden

Die Verfuehrung einer Fremden

Titel: Die Verfuehrung einer Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Veel
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„Andere Mütter haben auch schöne Söhne“ und verstanden nicht wirklich, warum ich einen Mann, der mich verlassen hatte, überhaupt zurück gewinnen wollte. Ben war fast in der selben Situation, er liebte seine Ex-Verlobte über alles und wollte sie zurück, somit verstand er mich wie kein anderer. Als ich zuende erzählt hatte, sah er mich zuversichtlich an.

    „Ich bin ziemlich betrunken, ich weiß, aber ich bin kein Idiot. Du bist eine schöne Frau und dieser Matt ist ein Idiot, wenn er dich nicht zurück will. Wir schaffen das, wir Beide. Ich bekomme meine Alicia zurück und du Matt.“

    Darauf hob er sein halbvolles Glas um noch einmal mit mir anzustoßen, als wäre das schon beschlossene Sache. Auch ich fühlte mich mittlerweile ziemlich angetrunken, schielte wieder auf meine Armbanduhr, die nun 1.30 am Morgen anzeigte. Ich hatte meine nächste Schicht erst Mittags um zwei, von daher war es mir relativ egal, dass es bereits so spät war. Ben dagegen musste morgen wahrscheinlich arbeiten, die Börse öffnete früh. Er schien zu merken, dass ich einen Blick auf meine Uhr geworfen hatte.

    „Ja, es ist spät. Ich muss morgen um sieben Uhr auf der Arbeit sein. Aber ich bringe dich noch nach Hause.“

    Und damit leerte er sein Glas mit einem großen Schluck und ich fragte mich, ob die Gerüchte über Banker und Finanzleute stimmten, dass sie alle eine Menge tranken und morgens Kokain nahmen, um überhaupt leistungsfähig zu sein. Ich zückte meinen Geldbeutel, doch Ben winkte ab, steckte meiner Kollegin Lizzy kommentarlos einen Hundert-Dollar-Schein zu.

    „Der Rest ist für dich.“ sagte Ben großmütig und mir fiel wieder ein, warum ich ihn eigentlich überhaupt nicht leiden konnte. Ich war nicht der Typ Frau, der sich gerne von fremden Männern auf Drinks einladen lässt, egal ob diese mit einem ins Bett wollten oder nicht. Ich war sehr unabhängig und finanzierte mein Leben seit fast acht Jahren komplett selbst, worauf ich sehr stolz war. Ich war bereits mit 18 von zuhause ausgezogen und vom konservativen South Carolina ins schillernde New York gekommen, wo ich mich seitdem mit Kellner-Jobs über Wasser gehalten hatte, um gleichzeitig meine Karriere als Jungdesignerin für Indie-Mode voranzutreiben. Bisher mit wenig Erfolg, doch ich wußte, dass ich eines Tages erfolgreich sein würde. Daran glaubte ich zumindest fest.

    Ben stand nun auf, zog sein Jacket über und rieb sich die Augen, als könne er nicht mehr richtig sehen. Auch ich stand auf, zog meine Jacke über, verabschiedete mich bei Lizzy und wir verließen das „Blue Moon“ gemeinsam.

    „Ich wohne nur sechs Blocks von hier.“ sagte ich und deutete in eine bestimmte Richtung. Er musste mich nicht nach Hause bringen, ich fühlte mich sicher in Brooklyn und war sowieso zu betrunken, um mich noch groß zu unterhalten. Ben lächelte, dann erhob er die Hand, als er ein Taxi vorbeifahren sah. Bevor ich etwas sagen konnte, riss er die Tür des Taxis auf und suggerierte mir mit einer galanten Bewegung, einzusteigen.

    „Ich nehme eh ein Taxi nach Hause. Steig ein und wir lassen dich bei dir zuhause raus.“ sagte Ben und gähnte. Ich fand es amüsant, wie er das Wort „wir“ für sich und den Taxifahrer benutzte, als ob er ebenfalls Fahrer dieses Taxis sei. Während der Fahrt schielte ich ihn von der Seite an, studierte sein perfektes Profil. Er war ein sehr schöner Mann und ich fragte mich, was er wohl falsch gemacht hatte, dass diese Alicia sich in jemand anders verliebt hatte. Vielleicht hatte er sich benommen wie ein typischer Finanzberater der Wall Street, hatte zu sehr andere Frauen angebaggert, hatte sich selbst mehr geliebt als seine Verlobte, hatte sich schlicht und einfach wie ein arrogantes Arschloch benommen. Wer wußte das schon. Er schien nicht mal zu merken, dass ich ihn wiedermal beobachtete, er starrte nach vorne und schien verloren zu sein in seinen Gedanken. Dann hielt der Taxifahrer. Wir waren in meiner Straße angekommen. Ich dankte dem Taxifahrer, warf Ben ein kurzes Lächeln und ein „Danke, gute Nacht“ zu und stieg aus. Auf dem Weg zu meinem Haus hörte ich Schritte hinter mir.

    „Sarah, warte.“ Ich drehte mich um. Das Taxi stand noch immer da, Ben war allerdings ausgestiegen und mir einige Schritte hinterher gelaufen, stand nun zwei Meter von mir entfernt in seinem zerknitterten Anzug und mit seinem zerstrubbelten Haar, was ihn mir etwas sympathischer machte als seine Banker und Finanzkollegen, die ich bisher

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