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Die Vergangenheit des Regens

Titel: Die Vergangenheit des Regens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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lächelnd. Es hatte keinen Zweck, ihn von seinem Vorhaben abbringen zu wollen.
    Â»Wenn du Jacomer findest, sag ihm, er ist jederzeit in den Reihen Erdbebens willkommen«, sagte ihm Ijugis beim abschließenden Händedrücken.
    Â»Ich werde es ihm ausrichten, wenn ich ihn finde.«
    Auch Rodraeg hatte Kinjo gegenüber noch etwas auf dem Herzen. »Es tut mir leid, dass wir Timbare so unbestattet zurückgelassen haben. Er war ein großer, ein sehr großer Mann. Er hätte es verdient gehabt, im Wald seines Vaters und seiner Vorväter zur Ruhe zu kommen.«
    Kinjo lächelte auch Rodraeg aufmunternd an. »Timbare vertrat immer die Meinung, dass die beiden Regenwälder früher eins waren, getrennt nun einzig durch eine Schneise, die die Gier der Menschen geschlagen hat. Ich glaube, sein Tod und sein offenherziges Grab sind Zeichen der Zusammengehörigkeit zweier Welten und somit voll und ganz in Delphiors Sinne.«
    Sie blickten ihm nach, als er in dem Beiboot ans grün brodelnde Land übersetzte. Eine schmale Gestalt, viel zu schmächtig, um Timbares Fußspuren zu füllen, und bewaffnet einzig mit einem Stab, der schon seit Tagen kein Regengeräusch mehr von sich gegeben hatte. War es fahrlässig, ihn umkehren und dorthin zurückgehen zu lassen? Aber auf eine schwer zu beschreibende Art schien Kinjo der Einzige von ihnen zu sein, der ganz deutlich spüren konnte, worin seine Aufgabe bestand.

    Die anderen segelten nordwärts, nach Chlayst.
    Unterwegs gab es ein gewaltiges Rumbesäufnis. Die Mannschaft der Königin der Meere sang kronenfeindliche Spottlieder, betonte immer wieder, dass ihr Schiff auf der nicht zu bändigenden See regierte und die durch unzüchtige Verse lächerlich gemachte Königin Thada ganz und gar nicht als Obrigkeit anerkannt zu werden brauchte. Wie zu erwarten mischte auch Ijugis begeistert mit und setzte auf so manchen derben Reim noch einen drauf. Aber auch Rodraeg sprach dem Rum ordentlich zu, ganz entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten. Er tanzte mit Onouk, dann kurz mit der sich sträubenden Tjarka und schließlich zur Belustigung aller mit Bestar, während Matrosen schnelle, rhythmische Musik anstimmten. Halb hoffte Rodraeg, durch Rum und kreiselnde Bewegungen alles, was Delphior ihm gesagt und an Verantwortung aufgebürdet hatte, vergessen zu können, aber am nächsten Morgen war alles immer noch da – und ein kaum zu ertragender Brummschädel dazu.
    Er führte zwei kurze Gespräche am Tag seines Katers.
    Tegden Baudo fragte er: »Weißt du eigentlich, dass Delphior mir aufgetragen hat, das Land der Affenmenschen aufzusuchen? Und dass er dich dabei als ortskundigen Führer empfohlen hat?«
    Tegden lachte auf. »Dein guter Freund Delphior weiß wohl nicht, dass ich mir geschworen habe, nie dorthin zurückzukehren. Nein, nein, ich drücke mich sogar darum herum, nach Galliko zu gehen, all meine Freunde wiederzusehen – nur weil mir die Lust auf Affenmenschen gründlichst vergangen ist.«
    Â»Ich hatte immer den Eindruck, du hättest vor nichts und niemand Angst.«
    Â»Das ist keine Angst. Das ist Klugheit, gewachsen aus Erfahrung. Ich war dort , Rodraeg. Ich habe den Fehler gemacht. Und einmal muss in einem Leben genügen.«
    Rodraeg nickte. »Ich habe noch eine Frage an dich.«
    Â»Ja?«
    Â»Erinnerst du dich im Zusammenhang mit dem Affenmenschenfeldzug an einen Bienenmagier?«
    Â»Es waren viele Magier dabei. Ich erinnere mich noch gut an einen, der Bernsteinaugen hatte, sogar mit darin eingeschlossenem Insekt. Ein anderer war am ganzen Körper tätowiert und konnte durch Auflegen seiner Hände Steine erhitzen, sodass sie uns wärmten.«
    Â»Onjalban. Von dem habe ich gehört. Wir haben in Wandry seine Witwe getroffen.«
    Â»Ja, da war auch einer, der nach Honig roch. Mit honiggelbem Haar. Aber Bienen habe ich nie gesehen bei ihm. Die Magier waren mir nicht geheuer. Ich hielt mich fern von ihnen.«
    Â»War dieser Honigmann auf dem Rückmarsch noch dabei?«
    Â»Das weiß ich nicht mehr. Der Rückmarsch war ein überwiegend bandagierter, hustender Elendshaufen.«
    Â»Und der Name? Hatte er einen Namen?«
    Tegden zuckte nur die Schultern. Rodraeg bedankte sich dennoch.
    Das zweite Gespräch führte Rodraeg mit Ijugis.
    Â»Woher wisst ihr eigentlich, welcher Aufgabe ihr euch als Nächstes zuwendet?«, fragte er den

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