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Die vergessene Frau

Die vergessene Frau

Titel: Die vergessene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hayland
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»Gehst du am Freitag zum Tanz?«
    »Wo sollte ich denn sonst hingehen?«, meinte sie spöttisch.
    Er sprach von dem jährlichen Mittsommerfest, das in der Gemeindehalle stattfand. Franny hoffte, dass Sean sie begleiten würde.
    »Also, ähm …« Conrad war an seinem Zögern anzumerken, dass er sie gern gefragt hätte, ob sie mit ihm hingehen wollte. Doch als er Maggies und Theresas Blick auffing, verließ ihn der Mut. »Dann tanzt du auch einmal mit mir, in Ordnung?«
    Unter dem zornentbrannten Blick ihrer Schwester lächelte Franny ihn an. »Es wird mir ein Vergnügen sein.«
    Conrad wurde knallrot. Er verabschiedete sich murmelnd und eilte zu seiner alten Mutter zurück.
    Nachdem alle gegangen waren, sagte Michael zu Franny: »Ich habe gesehen, dass du mit Conrad Walsh geredet hast.«
    »Ein guter Bursche«, urteilte Theresa.
    »Aye«, pflichtete ihr Mann bei. »Bestimmt hält er bald um Maggies Hand an.«
    Immer öfter schlossen sich kleine Bauernhöfe wie jene der Healeys und Walshes zusammen. Es war kein Geheimnis, dass Michael Healey es gern gesehen hätte, wenn sich die beiden Farmen verbanden, und zwar durch die Hochzeit seiner ältesten Tochter mit Conrad.
    »Pah«, schnaubte Maggie. »Conrad wird mich nie bemerken, solange die da« – sie schoss einen giftigen Blick auf Franny ab – »sich derart vor ihm zur Schau stellt.«
    »Ach, hör doch auf.« Solche Beschuldigungen hatte Franny schon allzu oft gehört. Die Spießer in Glen Vale glaubten, dass sie leicht zu haben war, nur weil sie ungezwungen mit jungen Männern plaudern konnte. Natürlich flirtete sie gern, aber Sean war der Einzige, der ihr wirklich etwas bedeutete. Der Langweiler Conrad konnte sich keinesfalls mit dem gefährlich gut aussehenden Tagelöhner messen. »Wenn du möchtest, dass Conrad dich bemerkt, solltest du vielleicht einfach den Mund aufmachen, wenn er mit dir spricht.«
    Weil Maggie keine schlagfertige Antwort einfallen wollte, wandte sie sich an ihren Vater. »Glaub mir, Da. Solange die hier ist, wird Conrad mich nie heiraten.«
    Falls sie sich Mitleid erhofft hatte, hatte sie sich an den Falschen gewandt. Michael zuckte nur mit den Achseln. »Also, wenn er dich nicht haben will, Maggie, dann tut es unsere Franny genauso.«
    »Michael!«, schalt ihn seine Frau.
    Doch es war zu spät. Maggie stieß einen verzweifelten Schrei aus und rannte die Treppe hinauf in ihr Zimmer.
    »Was ist denn?« Michael sah sich perplex um. Für ihn war eine Heirat eine rein geschäftliche Angelegenheit; da war kein Platz für weibische Empfindlichkeiten. »Was habe ich denn gesagt?« Franny lief ihrer Schwester nach. Sie trat in die winzige Schlafkammer, die sich die beiden Mädchen teilten, und sah, wie Maggie bäuchlings auf dem Bett lag und sich die Augen ausweinte. Franny setzte sich neben sie und legte ihr beschwichtigend die Hand auf die Schulter.
    »Ach, jetzt hör schon auf«, versuchte sie ihre ältere Schwester aufzumuntern. »Ich will Conrad doch gar nicht. Er gehört dir allein, Schwesterherz, Ehrenwort.«
    Die Worte waren tröstend gemeint, aber Maggie fuhr sofort hoch. Aus ihren rotgeweinten Augen schossen Blitze. »Na, dann vielen herzlichen Dank.« Sie tat so, als würde sie ihre Stirnlocke zurückstreichen. »Wie großzügig von dir, mir deine abgelegten Verehrer zu überlassen!«
    Franny schämte sich augenblicklich. »Ach, Maggie, du weißt genau, dass ich es nicht so gemeint habe.«
    Aber ihre Schwester wollte nichts mehr hören. »Verschwinde endlich, du Flittchen«, zischte sie. »Geh doch zu deinem Zigeuner, für den du die Beine breitmachst.« Sie sah das Entsetzen in Frannys Gesicht und feixte bösartig. »Glaubst du vielleicht, ich höre nicht, wie du nachts aus dem Zimmer schleichst, um dich mit deinem Sean zu treffen? Ich weiß genau, was du mit ihm treibst, und ich hätte Mam längst Bescheid gesagt, wenn ich nicht sicher wäre, dass du von ganz allein ins Unglück rennen wirst. Also lauf schon zu ihm, und lass mich in Ruhe, liebe Schwester. Mit Weibern wie dir will ich nichts zu schaffen haben.«
    Damit wandte sich Maggie ab und vergrub wieder den Kopf im Kissen. Sprachlos blieb Franny neben ihr sitzen. Das Gift, das aus den Worten ihrer Schwester gespritzt hatte, hatte sie gelähmt. Ihre Bosheit machte ihr noch mehr Angst als die Erkenntnis, dass Maggie über Sean Bescheid wusste. Sie hätte gern Frieden mit ihrer älteren Schwester geschlossen, wusste aber nicht wie, darum stand sie stattdessen auf und stakste aus

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