Die Vergessenen Schriften IV
keinen Pakt eingehen kann. Das Vieh interessiert sich fürs Fressen und nicht für Ränke oder Politik. Das ist kein Drache wie Lohasbrand“, beruhigte ihn der Hauptmann. „Haugar, was ist mit Euch? Ihr sagtet noch gar nichts.“
Der Bürgermeister. Firûsha gab einen fast unhörbaren Laut des Missbilligens von sich. So erkrankt kann er nicht sein, wenn er sich mit ihnen trifft.
„Die Albae sind durchtrieben“, vernahm sie eine krächzende Stimme. „Ich weiß, dass diese Aklán bereits etliche Reisen unternommen hat und verschiedene Städte am Fuß des Grauen Gebirges besuchte. Das tat sie nicht, um sich als Herrscherin zu zeigen. Sie sucht in Güldenwand das Gleiche, was sie bereits an anderer Stelle vermutete.“
Schlauer Barbar. Du bist nicht umsonst Bürgermeister , dachte sie.
„Und was soll das sein? Gold?“, warf der Magistrat ein. „Die Begehrer finden jede noch kleine Münze. Die Zwerge haben einen Riecher für Gold.“
„Elben?“, versuchte sich Trowain an einer Mutmaßung.
„Ja. Das wäre auch mein Verdacht. Die Schwarzaugen wollen die wenigen Elben vernichtet wissen“, bekräftigte der Bürgermeister. „Das ist ihr wahres Anliegen. Der Kordrion interessiert sie nicht wahrhaftig.“
Firûsha wurde noch hellhöriger. Sollten sie Spitzohren verbergen? Das wäre doch was!
„Wenn wir sie bitten, ihn auszuschalten? Immerhin sind die Dsôn Aklán unsere Lehnsherren“, murmelte der Magistrat.
Trowain lachte ihn aus, und Haugar stimmte krächzend mit ein.
„Das werden wir sicherlich nicht. Sie würden uns mit Hohn bedenken so wie wir dich gerade“, erwiderte der Bürgermeister japsend. „Wir verhalten uns ruhig und warten ab, was sie tun. Es sind nur ein Dutzend und die Aklán, daher werden sie unsere Stadt sicherlich nicht niederbrennen. Ich vermute, sie werden Nachforschungen im Verborgenen anstellen, möglicherweise ein paar von uns umbringen, wie sie es meistens zu tun pflegen, und danach wieder verschwinden.“
„Wissen wir denn, wo Elben stecken?“ Der Magistrat klang unsicher.
Firûsha lächelte freudig.
„Stellst du diese Frage allen Ernstes?“, fuhr ihn Trowain an.
„Was tun wir denn, wenn die Schwarzaugen anfangen, unsere Einwohner in großem Maße umzubringen oder doch Feuer zu legen oder … was weiß ich? Vielleicht lassen sie einen Felsen auf uns stürzen“, verteidigte sich Münzler. „Wollen wir für die Elben sterben oder geben wir den Albae einen Hinweis, wenn sie zu grausam zu unseren Bewohnern sind?“
Der Hauptmann blieb vor dem Magistrat stehen. „Hast du jemals von Dankbarkeit gehört, sobald von Schwarzaugen und ihren Taten gesprochen wird?“
„Nein“, räumte Münzler ein.
„Und was denkst du, was die Aklán unternehmen wird, wenn wir ihr erst nach einiger Zeit gestehen, was wir wissen?“
„Uns umbringen“, flüsterte er ängstlich und setzte sich. „Sollten wir ihr dann vielleicht nicht gleich …“
„Wir schweigen und warten ab“, unterbrach ihn der Bürgermeister hustend. „Noch haben wir uns nichts vorzuwerfen, denn sie fragten uns nicht nach dem Verbleib von Elben.“
„Und wenn doch?“, ließ Münzler nicht locker. „Oh, nun leide ich grässliche Angst! Wir sollten sofort zu ihr gehen und es ihr sagen!“
Das musst du nicht. Firûsha nahm sich vor, ihn auf dem Rückweg abzupassen und zu befragen. Es würde nicht lange dauern, und es sprudelte aus ihm wie aus einem Geysir. Ein bisschen Furcht, ein paar leichte, schmerzhafte Schnitte ….
Im Zimmer herrschte Stille. Die drei Barbaren dachten anscheinend nach, was sie im schlimmsten Fall unternahmen.
„Ich werde die Truppen bereit machen“, verkündete Trowain nachdenklich.
„Seid ihr verrückt?“, schrie der Magistrat mit schriller Stimme „Was glaubt ihr, was wir gegen die Schwarzaugen ausrichten? Außerdem wittern sie den Verrat sofort.“
„Ich werde behaupten, es sei wegen des Kordrion“, hielt der Hauptmann dagegen. „Ich bin bereit, den Kampf aufzunehmen.“
Doch du wirst ihn niemals gewinnen, dachte Firûsha.
„Bürgermeister! Du musst den Wahnsinn aufhalten. Die Schwarzaugen … sie werden Güldenwand in Schutt und Asche legen! Es muss nur einer von ihnen entkommen und sich nach Dsôn Bhará durchschlagen, und wir sind verloren!“ Münzler war nicht mehr zu beruhigen.
Haugar wollte etwas erwidern, doch ein Hustenanfall erstickte seine Worte. Es dauerte lange, bis er zu Luft kam. „Bereite die Garde vor, aber zum Kampf wird es erst kommen, wenn die
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