Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)
seinem PC nachgesehen?«
»Das wollte sie nicht selbst vor Ort machen, sondern ihrem Spezialisten überlassen.«
Stellfeldt steckte den Kopf zur Tür herein. »Wollten wir nicht schon vor einer halben Stunde mit der Besprechung anfangen?«
»Ja doch!«, brummte Hackenholt. »Ich muss nur erst noch Christine anrufen und Abbitte leisten. Hoffentlich ist sie gut gelaunt und bemüht sich nochmals zu uns herüber.«
Als sie dann endlich alle versammelt waren, legte Mur sofort los: »Das Labor hat Bescheid gegeben: Die DNA-Analyse der im Burggarten sichergestellten Haare hat ergeben, dass es sich um eine Frau handelt. Außerdem gibt es eine Übereinstimmung zwischen den DNA-Spuren im Burggraben und im Treppenhaus. Wir haben es also mit ein und derselben Täterin zu tun.
Darüber hinaus haben die Chemiker vom LKA herausgefunden, dass die Substanz, die auf den Stufen im Burggarten verteilt worden war, in ihrer chemischen Zusammensetzung mit derjenigen, die wir in Sieberts Treppenhaus sichergestellt haben, zu hundert Prozent übereinstimmt.« Mur tippte mit ihrem Stift auf den Notizblock. »Ferner haben wir die eingesammelten Glasscherben überprüft, darauf aber leider nicht einen einzigen Fingerabdruck gefunden. Bei den Scherben handelt es sich um gebrauchte 1-Liter-Weißweinflaschen. Bei allen ist das Etikett abgelöst worden, beziehungsweise es wurden von vornherein nur Bruchstücke ohne Etikett verwendet. Die Täterin muss die Scherben schon als solche mitgebracht haben, da sich keine Flaschenhälse unter den Bruchstücken fanden. Und es wäre wohl auch zu laut und auffällig gewesen wäre, die Flaschen erst im Burggarten zu zerschlagen.
Mit dem Brief und dem Kuvert verhält es sich hinsichtlich etwaiger Fingerabdrücke ganz ähnlich. Wir haben nichts feststellen können. Das Briefpapier ist handelsübliches Büttenpapier, wie man es in jedem gut sortierten Schreibwarenladen beziehungsweise in jeder Papierhandlung bekommt.« Mur machte eine Pause und sah in die Runde. »Das war’s. Wenn ihr keine Fragen habt, gehe ich wieder.« Offenbar hatte es die Kollegin heute wirklich eilig.
Im Anschluss fasste Hackenholt zusammen, was er aus Brandenburg erfahren hatte und beendete seinen Bericht mit den Worten: »Wir werden also darauf warten müssen, dass sie sich Degels Computer vornehmen. Den Kalender müssten wir morgen Vormittag erhalten. Die Schreibkraft wollte sich darum kümmern, dass er heute noch rausgeht.«
»Was machen wir in der Zwischenzeit?«, wollte Stellfeldt wissen.
»Hast du die Putzfrau erreicht?«, gab Hackenholt die Frage zurück.
Stellfeldt schüttelte den Kopf. »Immer nur die Mailbox. Ich versuche es stündlich. Hoffentlich ist sie nicht gerade jetzt verreist.«
»Wer fährt um diese Jahreszeit schon in den Urlaub?«, brummte Wünnenberg missmutig.
»Wir müssen unbedingt versuchen, mit der Frau zu sprechen. Sie kann eine wirklich wertvolle Zeugin sein«, wiederholte Hackenholt mit Nachdruck.
Berger sah ihn erstaunt an. »Wie kommt ihr auf eine Putzfrau?«
Da der junge Kollege wegen seiner Zahnschmerzen beim Arzt gewesen war, hatte er Achim Müllers Anruf am vergangenen Nachmittag nicht mitbekommen. Hackenholt erzählte ihm davon und auch, wie sie in Sieberts Telefonregister die Notiz gefunden hatten. Berger sah einen Moment lang verwirrt drein, dann schlug er sich an die Stirn.
»Du meinst Sieberts neue Freundin, die auch die Wohnung geputzt haben soll?«
Hackenholt sah ihn perplex an.
»Frau Damps hat davon gesprochen«, versuchte Berger dem Hauptkommissar auf die Sprünge zu helfen. »Sie sagte, Jürgen Degel hätte sie vor kurzem auf der Straße angesprochen und ihr erzählt, dass Peter Siebert eine Neue hat, die auch für ihn putzt.«
Hackenholt nickte langsam.
»Mehr weiß sie nicht über die Frau?«, hakte Stellfeldt sofort nach.
»Nein, sie wusste keinen Namen.«
Es entstand ein Moment der Stille. Alle dachten fieberhaft nach, was das bedeuten könnte.
»Dann kommt jetzt also doch wieder die geheimnisvolle Unbekannte ins Spiel, von der wir bisher angenommen haben, dass es Sieglinde von Liebscher ist.«
»Aber die hat ganz sicher nicht bei Siebert geputzt«, meinte Stellfeldt nachdenklich.
Hackenholt seufzte. »Ich glaube, es ist an der Zeit, herauszubekommen, wer sich hinter der Mobilnummer verbirgt. Ich werde bei der Staatsanwaltschaft beantragen, dass uns die Mobilfunkgesellschaft die Daten des Anschlussinhabers offenlegt.«
Alle nickten zustimmend und verabschiedeten
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