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Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall

Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall

Titel: Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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Yetis und zog die Axt mit einem kräftigen Ruck heraus. »Wo ist überhaupt dein Kätzchen?«
    Drizzt stöberte einen Augenblick in seinem Tornister und holte schließlich eine kleine Onyxstatue hervor, die einen Panther darstellte. »Guenhwyvar würde ich kaum als Kätzchen bezeichnen«, widersprach er mit einer Stimme voller Liebe und Verehrung. Er drehte die Statuette in den Händen und überprüfte sie eingehend, um sich zu überzeugen, daß sie bei dem Sturz unter den Yeti nicht beschädigt worden war.
    »Pah, Katze ist Katze!« behauptete der Zwerg entschieden. »Und warum ist sie nicht zur Stelle, wenn du sie brauchst?«
    »Auch ein magisches Tier braucht seine Ruhe«, erklärte Drizzt.
    »Pah!« schnaubte Bruenor wieder. »Es ist bestimmt ein trauriger Tag, wenn ein Dunkelelf — und obendrein ein Waldhüter — auf einer offenen Ebene von zwei schäbigen Tundra-Yetis überrumpelt wird!« Bruenor leckte über die blutbefleckte Klinge seiner Axt und spuckte gleich wieder voller Abscheu aus.
    »Ekelhafte Bestien«, knurrte er. »Man kann diese verdammten Viecher nicht einmal essen!« Er stieß die Axt in den Boden, säuberte die Klinge und stapfte dann in Richtung Kelvins Steinhügel davon.
    Drizzt verstaute Guenhwyvar wieder in seinem Tornister und holte sich seinen Krummsäbel von dem einen Ungeheuer zurück.
    »Komm schon, Elf«, drängte der Zwerg. »Vor uns liegen fünf Meilen oder noch mehr!«
    Drizzt schüttelte den Kopf und wischte die blutbeschmierte Klinge am Fell des toten Yetis ab. »Geh ruhig weiter, Bruenor Heldenhammer«, flüsterte er mit einem Lächeln. »Und wisse zu deiner Freude, daß dich jedes Ungeheuer auf deinem Weg sehr wohl bemerken und seinen Kopf gut versteckt halten wird.«

In der Honigweinhalle
    Viele Meilen nördlich von Zehn-Städte, jenseits der unberührten Tundra am äußersten Rand der Reiche, hatte der winterliche Frost den Boden bereits mit einer weißen Eisschicht überzogen. Hier gab es weder Berge noch Bäume, die den schneidenden und unablässig wehenden Ostwind aufhalten konnten, der die frostige Luft vom Reghed-Gletscher mitführte. Große Eisberge trieben gemächlich in der Treibeis-See, und der Wind heulte über ihre steilen Flanken und mahnte unerbittlich an den nahenden Winter. Und trotzdem hatten die Nomadenstämme, die hier mit ihren Rentieren den Sommer verbrachten, sich der Wanderung der Herden, die sie südwestlich entlang der Küste zu dem freundlicheren See auf der südlichen Seite der Halbinsel bringen würde, noch nicht angeschlossen.
    Der gleichmäßige Horizont wurde nur an einem einzigen Punkt von einem einsamen Lager unterbrochen; dort befand sich die größte Ansammlung von Barbaren so weit im Norden seit mehr als einem Jahrhundert. Für die Unterbringung der Anführer der verschiedenen Stämme waren Hirschlederzelte in einem Kreis aufgebaut worden, und jedes Zelt wurde von einem Kreis Lagerfeuer umgeben. In der Mitte des Lagers stand ein großes Zelt aus Hirschfellen, in dem alle Krieger Platz fanden. Die Nomaden nannten es das Hengorot, »die Honigweinhalle«, und es war für sie ein Ort der Huldigung für Tempus, den Kriegsgott, auf den sie ihre Trinksprüche ausbrachten, während sie Speis und Trank teilten.
    An diesem Abend brannten die Lagerfeuer außerhalb der Halle niedrig, denn vor Mondaufgang sollten König Heafstaag und sein Elchstamm als letzte Gäste eintreffen. Alle anderen Barbaren, die sich bereits eingefunden hatten, waren im Hengorot versammelt und hatten mit den Festlichkeiten vor der großen Beratung begonnen. Überall auf den Tischen standen große Krüge mit Honigwein, und harmlose Rangeleien zum Kräftemessen wurden immer häufiger. Wenn die Stämme auch oft miteinander auf Kriegsfuß standen, so wurden im Hengorot doch alle Meinungsverschiedenheiten beiseite geschoben.
    König Beorg, ein kräftiger Mann mit zerzausten blonden Locken, einem ausgebleichten Bart und Falten, die von seiner Lebenserfahrung zeugten und sich tief in das gebräunte Gesicht gruben, stand feierlich am vordersten Tisch. Er, der die Stärke seines Volkes verkörperte, war groß und hielt sich aufrecht und die breiten Schultern stolz gestrafft. Die Barbaren im Eiswindtal überragten die Durchschnittsbewohner von Zehn-Städte um mehr als eine Haupteslänge. Sie schossen in die Höhe, als nutzten sie die Weite der öden und leeren Tundra aus.
    In der Tat waren sie ihrem Land sehr ähnlich. Wie der Boden, über den sie wanderten, waren ihre vielfach

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