Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall
einer Stadt gewählt worden. Zugegeben, Waldheim war die kleinste und nördlichste der zehn Städte, ein Ort, an dem sich die schlimmsten Gauner versteckten, aber trotzdem empfand Regis seine Ernennung als große Ehre. Und darüber hinaus erwies sie sich als günstig. Da er der einzige richtige Schnitzer in Waldheim war, hatte er auch als einziger Bewohner einen Grund oder den Wunsch, regelmäßig nach Bryn Shander, in den größten Ort und das Handelszentrum von Zehn-Städte, zu reisen. Dieser Umstand hatte sich für den Halbling als Segen erwiesen. Er wurde ein wichtiger Verbindungsmann, der die Fänge von Waldheims Fischern auf den Markt brachte und dafür den zehnten Teil vom Erlös der Waren kassierte. Allein mit diesen Geschäften konnte er sich ein gutes Leben machen, und das war für ihn Grund genug, dabeizubleiben.
Einmal im Monat im Sommer und im Winter alle drei Monate, sofern die Wetterverhältnisse es zuließen, mußte Regis an den Ratsversammlungen teilnehmen und seine Pflichten als Sprecher erfüllen. Diese Sitzungen fanden in Bryn Shander statt, drehten sich normalerweise um Nichtigkeiten, wie Auseinandersetzungen über Fischgebiete der Städte, und dauerten jeweils nur wenige Stunden. Für Regis war die Teilnahme an diesen Sitzungen ein niedriger Preis dafür, daß er das Vorrecht genoß, Reisen zu dem südlichen Markt zu unternehmen.
Inzwischen war der Kampf auf den beiden Schiffen beendet, und nur ein Mann war tot. Regis gab sich wieder dem stillen Vergnügen hin, den dahingleitenden Wolken zuzuschauen. Ein wenig später sah er über die Schulter zurück auf die niedrigen Holzhütten, die zu Dutzenden verstreut zwischen den dichten Baumreihen standen. Das war Waldheim, und obwohl die Stadt wegen ihrer Bewohner einen schlechten Ruf genoß, gefiel sie ihm von allen zehn am besten. Die Bäume lieferten gute Eckpfosten für die Häuser und boten einen gewissen Schutz vor dem heulenden Wind. Nur wegen der großen Entfernung zu Bryn Shander war die Waldstadt ein nicht so bedeutendes Mitglied von Zehn-Städte.
Nachdenklich zog Regis den Rubinanhänger unter seiner Weste hervor und betrachtete den wunderschönen Edelstein, den er in Calimhafen, mehr als tausend Meilen nach Süden entfernt, seinem ehemaligen Besitzer entwendet hatte.
»Ach, Pook«, dachte er, »wenn du mich jetzt nur sehen könntest.«
Der Elf griff nach den zwei Krummsäbeln, die er an den Hüften trug, aber die Yetis rückten schnell näher. Instinktiv wirbelte Drizzt nach links, wo er dem Ansturm des ersten Ungeheuers ausgeliefert war, das seine großen Arme um ihn schlang.
Sein rechter Arm wurde dabei zwar an die Seite gepreßt, aber er bekam den linken frei und zog seine zweite Waffe. Er achtete nicht auf den Schmerz, den der Yeti ihm mit seinem festen Griff zufügte, sondern legte den Knauf des Krummsäbels eng an die Hüfte an und machte sich den Angriffsschwung des zweiten Ungeheuers zunutze, um die gebogene Waffe in seinen Leib zu stoßen.
In seinem qualvollen Todeskampf riß sich der zweite Yeti jedoch mit dem Krummsäbel im Körper los.
Das andere Ungeheuer drückte Drizzt derweilen mit seinem Gewicht zu Boden. Der Dunkelelf versuchte hektisch, mit der freien Hand die tödlichen Zähne von seiner Kehle fernzuhalten, wußte jedoch, daß es nur eine Frage der Zeit war, bis sein Gegner, der so viel stärker war, ihm das Ende bereiten würde.
Plötzlich hörte er ein scharfes Krachen. Der Yeti zitterte heftig, verdrehte auf absonderliche Weise den Kopf, und von seiner Stirn strömte Blut über sein Gesicht.
»Du bist spät dran, Elf!« ertönte rauh eine vertraute Stimme.
Bruenor Heldenhammer kam hinter seinem toten Gegner hervor, ohne weiter darauf zu achten, daß das schwergewichtige Ungeheuer auf seinem Elfenfreund lag. Trotz seiner unangenehmen Lage waren für Drizzt die lange und oft gebrochene Spitznase des Zwergs und sein feuerroter Bart, in den sich inzwischen einige graue Haare eingeschlichen hatten, ein freudiger Anblick. »Ich wußte doch, daß du in Schwierigkeiten steckst. Darum hatte ich mich entschlossen, nach dir zu suchen!«
Voller Erleichterung lächelte Drizzt über den Zwerg, der ihn stets von neuem in Staunen versetzte. Schließlich gelang es ihm auch, sich unter dem Ungeheuer hervorzuschlängeln, während Bruenor sich an die Arbeit machte, seine Axt aus dem dicken Schädel zu ziehen.
»Der Kopf ist so hart wie eine gefrorene Eiche!« murrte der Zwerg dabei. Er setzte die Füße hinter die Ohren des
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