Die vergessenen Welten 13 - Der schwarze Zauber
darauf, dass die Persönlichkeiten jener bösartigen Wesen nicht in das Objekt aufgenommen wurden, sondern von dessen sonnengleichen Kräften ausgelöscht wurden. Auf diese Weise kehrte sich die geplante Demütigung gegen sie selbst und ließ nur Asche und absorbierte Fragmente ihrer zersprengten Seelen zurück. Dieser Teil der frühen Geschichte des Gesprungenen Kristalls ist vielen bekannt, einschließlich der Dämonen, die es so verzweifelt nach dem Artefakt verlangt. Die zweite Historie jedoch, die Cadderly entdeckt hat, erzählt eine viel komplexere Geschichte und enthüllt die Wahrheit über Crenshinibon, das ultimative Versagen des Artefakts als Perversion von guten Bestrebungen.
Crenshinibon erschien ursprünglich vor Jahrhunderten in dem fernen Land Zakhara in der materiellen Welt. Zu jener Zeit war er nichts als das Werkzeug eines Zauberers, wenn auch ein großes und mächtiges. Dieses magische Objekt vermochte Feuerbälle zu schleudern und konnte mächtige Flammenwände erschaffen, die so heiß waren, dass sie das Fleisch von den Knochen brennen konnten. Es war nur wenig über die dunkle Vergangenheit Crenshinibons bekannt, bis der Kristall in die Hände eines Sultans fiel. Dieser große Fürst, dessen Name nicht überliefert ist, enträtselte die Wahrheit über den Gesprungenen Kristall und kam mit Hilfe seiner vielen Hofzauberer zu dem Schluss, dass das Werk der Leichname unvollendet geblieben war. Und so kam es zur »zweiten Erschaffung« Crenshinibons, der Erhöhung seiner Macht und dem Erwerb seines begrenzten Bewusstseins. Der Sultan träumte nicht von Eroberungen, sondern nur von einer friedlichen Beziehung zu seinen kriegerischen Nachbarn. Daher ersann er eine Reihe von kristallenen Türmen, die er mit Hilfe der neuen Kräfte des Artefakts erschuf. Jeweils eine Tagesreise voneinander entfernt, zogen sich die Türme quer durch die menschenleere Wüste bis zur zweitgrößten Stadt seines Königreichs, einer häufig geplünderten Grenzstadt. Insgesamt errichtete er hundert dieser kristallenen Festungen, und beinahe wäre es ihm gelungen, die mächtige Verteidigungslinie zu vollenden.
Doch leider überforderte der Sultan die Kräfte Crenshinibons.
Während er glaubte, dass die Erschaffung jedes einzelnen Turms das Artefakt stärken würde, nutzte sich die Macht des Gesprungenen Kristalls und seiner Schöpfungen jedoch dadurch ab. Kurze Zeit später peitschte ein gewaltiger Sandsturm über die Wüste hinweg. Es war eine Naturkatastrophe, die das Vorspiel einer Invasion durch ein benachbartes Scheichtum darstellte. Die Wände der Kristalltürme waren so dünn geworden, dass ihr Glas unter dem eigenen Gewicht zerbarst – und damit auch die Träume von Sicherheit, die der Sultan gehegt hatte.
Die Horden überrannten das Königreich und ermordeten die Familie des Sultans, während dieser hilflos zusehen musste. Der gnadenlose Eroberer wollte den Sultan am Leben lassen, auf dass er von seinen Erinnerungen gepeinigt werde, doch Crenshinibon verzehrte den Mann oder zumindest einen Teil seiner Seele.
Es ist nur wenig mehr über diese frühen Zeiten bekannt.
Selbst Cadderly, der Halbgötter zu seinen Quellen zählt, weiß nicht mehr, doch der junge Hohepriester des Deneir ist davon überzeugt, dass diese zweite Erschaffung Crenshinibons den Schlüssel für den gegenwärtigen Hunger des Artefakts darstellt. Wenn der Gesprungene Kristall nur auf dem Höhepunkt seiner Macht hätte bleiben, wenn die Kristalltürme nur ihre Stärke hätten bewahren können, dann wären die Horden zurückgeschlagen worden und hätten die Familie des Sultans, seine geliebte Frau und seine wunderschönen Kinder, nicht ermordet.
Doch so setzt das Artefakt, in dem die verdorbenen Seelenfragmente der sieben Totengeister und der gepeinigte, tödlich verletzte Geist des Sultans eingebettet sind, sein verzweifeltes Streben fort, seine höchste Machtfülle zurückzuerlangen und zu behaupten – zu welchem Preis auch immer.
Diese Geschichte lässt diverse Vermutungen zu. Ohne eine endgültige Folgerung daraus zu ziehen, deutete Cadderly in seinem Brief an mich an, dass die Erschaffung der Kristalltürme als Auslöser für die Invasion gedient haben könnte, da die Nachbarn befürchten mussten, dass ihre Grenzgebiete bald überrannt werden würden. Ist der Gesprungene Kristall dann also eine große Mahnung an uns alle? Zeigt er uns eindringlich die Torheit übermäßigen Ehrgeizes, auch wenn in diesem Fall gute Absichten zu Grunde
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