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Die Verlockung des Glücks (German Edition)

Die Verlockung des Glücks (German Edition)

Titel: Die Verlockung des Glücks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Kaiser
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Dann geht er - aus einer plötzlichen Eingebung heraus - zurück ins Haus. Er nimmt eine schnelle Dusche und zieht sich etwas Frisches an, um schließlich zum Nachbarhaus zu gehen und zu klingeln.

Kapitel 4
     
    Nachdem ich zurück bin und meine Haustür hinter mir zufällt, fühle ich mich, als müsste ich ganz laut schreien.
     
    Was für ein beschissener Tag!
     
    Die Hitze, die Aktion mit dem Parkplatz, mein bescheuerter Bruder, der mich zum x-ten Mal versetzt hat und jetzt auch noch der bekloppte Jeep-Typ, der ganz offensichtlich Bettys Enkel zu sein scheint.
    Ich mache mich schnurstracks auf den Weg in meine Küche, nehme das größte Glas, das ich finden kann, befülle es mit ein paar Eiswürfeln und gieße es dann bis zum Rand mit der Vanilleeis-Orangensaft-Wodkamischung voll.
    Tief seufzend suche ich mir einen rot-weiß-gestreiften Strohhalm aus dem Schrank, lehne mich an die Arbeitsplatte und nehme den ersten tiefen Schluck.
    Ich komme noch zu einem zweiten und einem dritten Schluck, bis es an der Tür klingelt. Meine Gefühle schwanken zwischen Verärgerung darüber, dass Lukas sich so verspätet und Freude darüber, dass er mich doch noch abholen kommt.
     
    Wollen wir mal hoffen, dass sich sein aktuelles Mäuschen nicht über ihn beschwert hat, weil er so schnell fertig war!
     
    Während ich mit meinem noch fast vollen Glas in der Hand aus der Küche in den Flur gehe, werde ich dadurch alarmiert, dass der Flur viel zu dunkel ist. Derjenige, der vor der Tür steht, muss deutlich größer und breiter sein als Lukas. Und ich habe eine düstere Ahnung, wer es sein könnte, denn ich kenne nur einen Menschen, der so viel Licht von dem Milchglaseinsatz meiner Tür abschirmen könnte, dass mein Flur derart verdunkelt wird, wie jetzt gerade.
     
    Der Parkplatzdieb!
     
     
    Er steht mit verschränkten Armen in der Tür und ich komme mir vor, als würde ich einem riesigen Wikinger gegenüberstehen, nur dass sein Haar hellbraun ist und nicht blond.
    Er hat sich umgezogen. Das Polohemd ist einem weißen Herrenhemd gewichen, dessen Ärmel er bis über die Ellenbogen aufgekrempelt hat und das so seine muskulösen Unterarme zur Schau stellt. Der untere Saum seines Hemdes hängt lässig über dem Bund seiner Jeans, die jetzt lang ist, anstatt der Shorts-Variante von vorhin. Und seine Füße stecken nicht mehr in Flipflops, sondern in teuer wirkenden, schwarzen Lederschuhen, die man auch zum Anzug tragen könnte. Seine strahlend blauen Augen funkeln ein wenig mutwillig, als er mich ansieht.
     
    „Das ist nicht dein normales Outfit. Zum Einkaufen warst du heute viel legerer angezogen. Du wolltest ausgehen und bist versetzt worden!“ Sein Deutsch ist fließend, aber die Art und Weise, wie er die Vokale lang zieht und die Wörter betont, lässt mich sicher sein, dass er Amerikaner ist.
    Ich mustere ihn noch einmal kurz und zucke dann mit den Schultern.
    „Erwischt!“, sage ich und bemühe mich, dabei möglichst gleichgültig zu klingen. „Und du bist wohl auch versetzt worden und kommst mich besuchen, weil du hoffst, wir könnten nun gegenseitig unsere Wunden lecken?“ Ich ziehe provozierend eine Augenbraue hoch und deute auf seine Klamotten, die, ebenso wie meine, eindeutig nicht aussehen, als hätte sie sich jemand ausgesucht, um dann einen bequemen Abend auf dem Sofa zu verbringen.
    Sein Grinsen wird anzüglich, a ls er sagt: „Wenn ich etwas an dir lecken möchte, dann bestimmt nicht deine Wunden.“
    Ich verschlucke mich an meiner Wodkamischung, von der ich gerade einen weiteren Schluck trinken wollte und fange heftig an zu husten.
     
    Er betrachtet mich jetzt deutlich amüsiert.
    „Eigentlich wollte ich dich ja fragen, ob du mit mir weggehst und dich auf einen Drink einladen lässt, als Entschädigung dafür, dass ich dir heute den Parkplatz weggeschnappt habe. Aber anscheinend bist du ja bereits gut versorgt.“ Er zeigt auf das noch halb volle Longdrinkglas in meiner Hand. „Aber vielleicht möchtest du mich ja auf einen Drink einladen, als Entschuldigung dafür, dass du mich Arschloch genannt hast?“ Er legt den Kopf ein bisschen schief und ich mache einen Schritt zur Seite, um ihn hereinzulassen.
     
    Als er - durch den engen Hausflur gezwungenermaßen - nah an mir vorbei geht, kann ich seinen Geruch wahrnehmen. Er riecht nach frisch gewaschener Männerhaut und nach einem Hauch von Aftershave und ich ertappe mich dabei, dass ich für einen kurzen Moment die Augen schließe, um seinen Geruch besser

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