Die verlorene Kolonie (German Edition)
Nach Ablauf der 15 Minuten, in der alle frei herum schwebenden Gegenstände eingefangen und gesichert wurden, hörte die Besatzung nach den Monaten im Orbit wieder das Pfeifen der Pumpen, die den tiefgekühlten Wasserstoff in die Fusionskammer des Triebwerkes pressten. Der Ton der Pumpen stieg immer höher, als die Beschleunigung stieg. Die erfahrenen Raumfahrer unter der Besatzung erkannten allein an der Tonlage der Pumpen und dem damit verbundenen Vibrieren des Schiffsrumpfes, das die Marie Curie ihre Triebwerke nicht mit der üblichen Reiseleistung, sondern mit Maximalleistung fuhr. Die 1 ½ fache Erdbeschleunigung stellte aber für keines der der trainierten Besatzungsmitglieder ein körperliches Problem dar. Die Marie Curie verließ mit flammendem Triebwerk die Umlaufbahn um Lagoon 2 und nahm Kurs auf den Transferpunkt.
Nach 104 Stunden Beschleunigung wurde das Triebwerk für 240 Stunden abgeschaltet, damit das Schiff gedreht werden konnte. Die Marie Curie hatte inzwischen eine Geschwindigkeit von 5600 km/s erreicht und ein Strecke von knapp einer Lichtstunde zurückgelegt. In dieser Zeit wurde auch eine Überprüfung des Triebwerkes durchgeführt, die aber glücklicherweise keine Fehlerquellen erkennen ließ. In diesen 10 Tagen legte die Marie Curie weitere 4 ½ Lichtstunden zurück. Danach begann das Triebwerk damit, die rasende Fahrt abzubremsen.
Die Marie Curie war nur noch 8 Stunden Flugzeit vom Transferpunkt entfernt, als Alexander Griffin und Rafael Cardoni sich im Konferenzraum trafen. Alexander Griffin fragte seinen ersten Offizier: „Haben die Sensoren schon etwas aufgefangen vom Transferpunkt?“
Cardoni antwortete: „Ja, die optische Beobachtung zeigt, das der versprochene Wasserstofftanker schon da ist. Außerdem haben wir auf der Flugbahn von Laguna zum Transferpunkt den Plasmaausstoß eines Triebwerks geortet. Nach der Bremsbeschleunigung von sieben Gravos zu urteilen, muss es ein schnelles Kurierschiff sein. Durch den Plasmaausstoß von dem Triebwerk konnten wir bisher keine Verbindung herstellen, die Störungen im optischen und im Radiobereich sind noch zu groß. Aber es sollte fünf oder sechs Stunden nach uns den Transferpunkt erreichen.“
„Dann scheint mit unserer Bestellung ja alles klar gegangen zu sein.“ hoffte Griffin „Mal sehen, wen wir als zusätzliches Fachpersonal erhalten.“
„Ich denke mal, jemand Jüngeres. Sieben Gravos Beschleunigung sind nicht gerade leicht zu ertragen.“
„Stimmt“ erwiderte Griffin. „Seit meiner Akademiezeit bin ich nie wieder über knapp zwei Gravos gekommen. Und was soll ich sagen: Ich habe es nicht vermisst! Wie sieht es mit der Verbindung mit dem Tanker aus?“ wechselte er das Thema.
„Die Funkverbindung steht und die Koordinaten des Roundevouzpunktes sind festgelegt. Es wird auch Zeit, unsere Tanks enthalten nur noch die Reserve. Ohne neuen Sprit fliegen wir nirgends mehr hin!“
Die Marie Curie kam in der Nähe des Wasserstofftankers, deren riesige Form den gesamten Hauptbildschirm ausfüllte, zur Ruhe. Das Pfeifen der Haupttreibstoffpumpen verstummte zur Erleichterung aller an Bord, nur die kleinen Steuertriebwerke liefen noch und schoben die Marie Curie vorsichtig immer näher an den Tanker heran, bis auch diese Bewegung gestoppt wurde. Die Entfernung betrug nur noch knapp 100 Meter und von den Fenstern des Observationsdecks, vor denen sich ein Großteil der dienstfreien Besatzung und der Wissenschaftler versammelt hatte, schien es, als verdecke der Tanker, der von seinen Positionslichtern und seiner Außenbeleuchtung angestrahlt wurde, einen Großteil der Sterne.
In der Kommandozentrale überflog Rafael Cardoni noch einmal die Anzeige seiner Instrumente und meldete seinem Kommandanten: „Auftankposition erreicht, Sir. Position ist stabil. Der Maschinenraum kann mit der Tankprozedur anfangen.“
Alexander Griffin grinste über die Förmlichkeit seines ersten Offiziers, die dieser immer in der Kommandozentrale an den Tag legte und antwortete: „Danke, Mister Cardoni. Maschinenraum, ihr könnt loslegen!“
Auf dem Hauptbildschirm konnte man den Nebel eines Kaltgastriebwerkes erkennen, das eine kleine ferngesteuerte Drohne vom Tanker in Richtung der Marie Curie schickte. Diese Drohne zog den Tankschlauch hinter sich her und flog genau zum Tankanschluss der Marie Curie, an dem sie sich mit einem Poltern, das durch das ganze Schiff hallte, automatisch ankoppelte. Auf dem Bildschirm konnte man erkennen wie der hinterher
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