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Die Vermessung der Lust (German Edition)

Die Vermessung der Lust (German Edition)

Titel: Die Vermessung der Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catrin Alpach
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schicklich.
    »Schön, dass Sie gekommen sind«, sagte Schiffler mit seiner süßesten Stimme, »ich brauche dringend jemanden für ein Experiment. Leider ziehen es meine Assistenten vor, den Feierabend zu genießen, es wird also niemand im Labor sein. Nur Sie und ich – und ein paar weiße Ratten.« Simone nickte und errötete noch mehr. Mein Gott, es war so schön, Professor zu sein.

Das Geheimnis einer glücklichen Ehe

    »Konrad?«
    Wahrscheinlich war er vor dem Fernseher eingeschlafen. Die Stimme der Nachrichtensprecherin leierte aus dem Wohnzimmer, kurz nach sieben, Madeleine stellte die Tasche mit den Einkäufen auf den Küchentisch.
    Wie vermutet lag Konrad auf dem Sofa und schnarchte leise vor sich hin. Madeleine nahm die Fernbedienung und schaltete das Gerät aus. Ihr Mann regte sich, das Schnarchen hörte für eine Sekunde auf, um dann wieder einzusetzen, lauter als zuvor. Seit er Probleme hatte nachts durchzuschlafen, hielt er gerne zwischendurch ein Nickerchen. Dafür stand er morgens um vier auf, erledigte die Hausarbeit, kochte Kaffee und deckte den Frühstückstisch mit jener Aufmerksamkeit, die ihre Ehe schon immer ausgezeichnet hatte.
    Madeleine schlich auf Zehenspitzen zurück in die Küche, packte die Lebensmittel in den Kühlschrank, entdeckte dort das Töpfchen mit dem Ragout und den Zettel daran: »Mach dir das bitte warm, mein Schatz, Entschuldigung, wenn ich schlafe, wenn du heimkommst.« Sie hob den Deckel an, es roch köstlich nach Wild, Pilzen und Kartoffeln. Kochen konnte Konrad, damit hatte er sie damals endgültig für sich gewonnen.
    Damals. Ihr erster Ferienjob als Studentin, sie sortierte Zahlungseinweisungen bei der Stadtkasse in Aktenordner, rechnete Ausgaben zusammen, machte Botengänge und landete eines Nachmittags im Büro des Stadtkämmerers. Konrad Vulpius, Mitte vierzig, nett, aber etwas im Stress, wie es Stadtkämmerer meistens sind, wenn sie dringend Geld beschaffen müssen. Etwas war schiefgelaufen, nicht Madeleines Schuld, aber sie saß nun einmal im Büro, die personifizierte Stadtkasse sozusagen, sie wartete auf etwas, keine Ahnung mehr was, ein Dokument wahrscheinlich. Es war schon spät, eigentlich hatte sie Feierabend. Sie sah auf ihre Uhr – und Vulpius folgte ihrem Blick und weil er sauer war auf alles, was mit der Kasse zu tun hatte, schnauzte er sie an. »Dass ihr mir den ganzen Tag gestohlen habt, kümmert das Fräulein nicht, oder? Wartet der Freund daheim oder was?«
    Es hatte ihm sofort leidgetan, er schüttelte den Kopf über sich selbst, sah sich das Fräulein, dem das Blut ins zarte Gesicht geschossen war, jetzt ein wenig genauer an. Ihm gefiel, was er sah.
    »Entschuldigung«, sagte er, hörbar milde. Madeleine hatte sich vorgenommen, nicht zu lächeln, das fiel ihr nicht schwer. Eigentlich. Denn irgendwie lächelte sie doch, ihre Gesichtszüge entgleisten zu einem breitgezogenen Lippenpaar und sie hörte sich »Schon gut, ich verstehe das« sagen, obwohl sie doch gar nichts sagen wollte. So hatten sie sich kennengelernt.
    Nein, so hatten sie sich zum ersten Mal getroffen. Und dann ein zweites Mal zufällig auf dem Flur, Madeleine, die Akten aus dem Archiv schleppte, Vulpius, der ihr die Tür aufhielt, dabei – ebenso zufällig – ihre Hand berührte. Endorphine, Adrenalin, vermehrte Schweißproduktion? Ach was, gar nichts von alledem. Etwas Wärme, das vielleicht.
    Sie war zwanzig und hatte ihre Jungfräulichkeit im Rahmen eines quasiwissenschaftlichen Experiments mit Steffen verloren, der behauptet hatte, die Libido eines Mannes sei Grundvoraussetzung für den Geschlechtsverkehr, die der Frau jedoch nicht zwingend von Anfang an erforderlich, sondern käme automatisch im Laufe des Aktes. Damit hatte er sie rumgekriegt, denn Madeleine besaß nicht die geringste Lust, sich mit Steffen einzulassen. Aber vielleicht hatte er Recht?
    Sie legte sich auf den Rücken, spreizte die Beine ein wenig und schloss die Augen, während Steffen mit dem begann, was man Vorspiel nennt. Es dauerte keine zwei Minuten. »Du bist feucht«, verkündete Steffen, das war eine plumpe Lüge. Er drang vorsichtig in sie ein, es tat wirklich nicht weh, jedenfalls nicht weher als der eingewachsene Nagel am großen Zeh, der ihr eine Woche später herausoperiert wurde.
    »Siehste!« Steffen sagte es triumphierend, als er sich von ihr gerollt hatte und mit dem vollen Gummi vor ihrer Nase herumwedelte. »Du hast gestöhnt, ich habs gehört! Du hast eine Libido gehabt!« Unsinn! Sie

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